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Neuer Atomtest Nordkoreas
Kühle und nüchterne US-Reaktion

Anders als bislang Präsident Donald Trump hat US-Verteidigungsminister James Mattis nicht mit rhetorischem Säbelrasseln auf Nordkoreas jüngsten Wasserstoffbombentest reagiert. Er betonte lediglich, die USA hätten "die Fähigkeit und den eisernen Willen", sich selbst und seine Verbündeten zu verteidigen.

Von Marcus Pindur | 04.09.2017
    In Südkorea betrachtet ein Mann mehrere Bildschirme, auf denen der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un nach dem Atomwaffentest zu sehen ist
    Nach dem Wasserstoffbombentest Nordkoreas sehen viele US-Diplomaten China in der Pflicht, den Konflikt mit Machthaber Kim Yong Un einzuhegen (AFP)
    Klar und nüchtern trug der amerikanische Verteidigungsminister Mattis die Botschaft an Kim Jong Un vor. Die USA hätten viele militärische Optionen, und der Präsident habe sich darüber bei seinen Sicherheitsberatern informieren wollen, so Mattis. Die USA hätten die Fähigkeit und den eisernen Willen, sich selbst, und seine Verbündeten Japan und Südkorea zu verteidigen.
    "Jede Bedrohung der Alliierten und der USA inklusive Guam werde mit einer massiven und überwältigenden militärischen Reaktion beantwortet. Kim Jong Un sollte auf die Stimme des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen hören. Einstimmig haben alle Mitglieder des Sicherheitsrates die Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel gefordert. Wir streben nicht die totale Vernichtung Nordkoreas an. Aber wir haben die militärischen Mittel, dies zu tun."
    Emotionale Tweets des Präsidenten
    Verstärkt wurde diese knappe Botschaft durch die Präsenz des obersten amerikanischen Militärs, Joseph Dunford.
    Präsident Trump war in den vergangenen Wochen viel für seine Twitter-Botschaften an Nordkorea kritisiert worden. Er könne "Feuer" über Nordkorea regnen lassen, die Waffen der USA seien "gesichert und geladen" hieß es in mehreren emotionalen Tweets.
    Die Botschaft, die Verteidigungsminister Mattis dagegen vortrug, war nüchtern und klar. Nordkorea, dass jetzt wahrscheinlich über einen miniaturisierten Sprengkopf für seine Interkontinentalraketen verfügt, darf keinerlei bedrohliche Gesten gegenüber seinen Nachbarn oder einen Angriffe auf sie ausüben, das würde das Ende des Regimes von Kim Jong Un bedeuten. Bewusst hat Mattis den etwas vagen Begriff der "Bedrohung" gewählt, damit die USA und ihre Verbündeten eine Handlungsschwelle selbst definieren können und der nordkoreanische Diktator mit einer Unsicherheit kalkulieren muss.
    Botschaft an die Chinesen?
    Der ehemalige NSA-Chef Michael Hayden glaubt, dass der nordkoreanische Atomtest eher ein Signal an das mit Nordkorea verbündete China sei als an die USA. China hatte mehrfach im UN-Sicherheitsrat für Sanktionen gegen Nordkorea gestimmt.
    "Ich glaube, das richtete sich an die Chinesen. Da hat der kleine Kim dem chinesischen Präsidenten Xi sagen wollen: Du kannst mich nicht aufhalten. Aber genau das könnte eine Aussage sein, die Xi dazu bringen könnte, umzudenken."
    Der Ball liege jetzt bei China, so auch Donald Trump über Twitter. Nordkorea sei peinlich und gleichzeitig bedrohlich für China. Bis jetzt habe die chinesische Regierung es nicht geschafft, Nordkorea zum Einlenken zu zwingen. Dass der Schlüssel zur Eindämmung, wenn nicht zur Lösung des Konfliktes, bei China liegt, sagen übereinstimmend die meisten Sicherheitsexperten in den USA.
    Sanktionen gegen die Alliierten?
    Irritationen hatte zuvor ausgelöst, dass angeblich im Weißen Haus über eine Aufkündigung des Handelsvertrages mit Südkorea nachgedacht werde. In der derzeitigen Lage sei dies genau das falsche Signal, so der ehemalige Unterstaatssekretär im Außenministerium, Nicholas Burns. Die USA müssten zu ihren Partnern stehen.
    Unterdessen hat der UN-Sicherheitsrat für den heutigen Vormittag (Ortszeit) eine Sondersitzung einberufen. Die USA, Japan, Frankreich, Großbritannien und Südkorea hätten das Treffen beantragt, hieß es.
    UN-Generalsekretär Guterres hatte zuvor den nordkoreanischen Atomwaffentest scharf verurteilt. Dies sei eine weitere schwerwiegende Verletzung internationalen Rechtes, erklärte Guterres in New York. Er rief die Führung in Pjöngjang dazu auf, sich an ihre internationalen Verpflichtungen zu halten und die Atomtests einzustellen.