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Neuer Gesetzentwurf
Steuererklärung ohne Belege

Es ist der Traum vieler Steuerzahler, spart Papier und Bürokratie: eine Steuererklärung, bei der man keine Belege einreichen muss. Auch die Bundesregierung hält es für eine gute Idee - und will ein entsprechendes Gesetz durchs Kabinett bringen. Doch bis die vollautomatische Steuererklärung kommt, müssen noch weitere Hürden genommen werden.

Von Jennifer Rieger | 08.12.2015
    Eine junge Frau prüft ihre Kontoauszüge, während sie vor ihrem Laptop sitzt.
    Die Steuererklärung soll digitaler werden. (dpa / picture alliance / Hans Wiedl)
    Noch ist es Zukunftsmusik, aber spätestens ab 2022 soll die Masse der Steuererklärungen in Deutschland nicht mehr von Finanzbeamten, sondern elektronisch bearbeitet und entschieden werden.
    "Die Große Koalition hat sich darauf verständigt, inhaltlich am Steuerrecht nichts zu machen in dieser Legislaturperiode. Man möchte aber das Verfahren vereinfachen. Man möchte es weiter digitalisieren, mehr Elektronik ins Steuerverfahren bringen", so der Vorsitzende der Deutschen Steuergewerkschaft, Thomas Eigenthaler. Den entsprechenden Gesetzesentwurf will das Kabinett am Mittwoch verabschieden. So will die Bundesregierung das Steuersystem fit für die Zukunft machen.
    ELSTER soll ausgebaut werden
    Ziel ist, dass mehr Steuerzahler ihre Steuererklärung online abgeben und auf dem gleichen digitalen Weg ihren Steuerbescheid auch zurückbekommen. Dazu soll das schon bestehende Online-Programm ELSTER ausgebaut werden. Einfacher wird damit auch das Abgeben einer Steuererklärung: Belege müssen nur noch auf Aufforderung eingeschickt und Quittungen können auch elektronisch übermittelt werden. Wer seine Steuererklärung trotzdem auf Papier abgeben möchte, kann das weiterhin tun, muss dafür aber längere Bearbeitungszeiten in Kauf nehmen.
    Ein weiteres Ziel des neuen Gesetzes: die Entlastung der Finanzämter. Ein großer Teil der Steuererklärungen soll in Zukunft gar nicht mehr über die Schreibtische der Sachbearbeiter gehen, sondern vollautomatisch bearbeitet werden. Dies wiederum soll den Finanzbeamten mehr Zeit geben, um sich um kompliziertere Fälle zu kümmern. Hinzu kommen ein Risikomanagementsystem und Stichprobenprüfungen, die bei unglaubwürdigen Angaben anschlagen. Derartige Fälle werden dann von Hand noch einmal überprüft.
    Steuergesetze bleiben kompliziert
    Thomas Eigenthaler bezweifelt hingegen, dass IT-gestützte Systeme Steuerfälle automatisch bearbeiten können:
    "Da wir ja alle wissen, das Steuergesetz ist sehr, sehr kompliziert - viele haben Nebeneinkünfte, die Rentnerbesteuerung, Kapitalvermögen, Vermietungsfälle - darf man schon ein bisschen skeptisch sein, ob am Ende des Tages alles funktionieren wird."
    Eigenthaler macht sich Sorgen um die Umsetzung der Digitalisierung: "Meines Erachtens hätte man einen ersten Schritt angehen müssen: Zunächst hätte man das Steuerrecht wesentlich vereinfachen müssen." Zweifel hegt Eigenthaler auch mit Blick auf die Datensicherheit. Hier müsse man bei der Digitalisierung des Steuerwesens vorsichtig sein.