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Neuer Vorstandschef
BMW braucht jetzt eine klare Führung

Führungswechsel bei BMW: Der Aufsichtsrat will heute einen neuen Vorstandschef wählen. Der Kandidat sollte nicht so zögerlich sein wie sein Vorgänger, meint Dlf-Wirtschaftsredakteur Klemens Kindermann. Denn der Autobauer steht vor großen Herausforderungen - vor allem im Bereich Elektromobilität.

Von Klemens Kindermann | 18.07.2019
    Der Turm der BMW-Zentrale ist am durch einen Strauch im Olympiapark zu sehen.
    BMW muss im Bereich Elektromobilität entschlossener handeln (dpa / picture alliance / Florian Eckl)
    Vor zwei Wochen hat der Chef des Autobauers BMW, Harald Krüger, überraschend angekündigt, dass er nicht für eine weitere Amtszeit zur Verfügung steht. Heute nun will der Aufsichtsrat einen neuen Vorstandschef bestimmen. Wer wird es werden?
    Auf jeden Fall wird es ein Maschinenbau-Ingenieur werden. Weil beide Kandidaten, die heute zur Wahl stehen, Maschinenbauer sind: Produktionschef Oliver Zipse und Entwicklungschef Klaus Fröhlich. In vielen Unternehmen ist es ja Mode geworden, dass die Finanzvorstände den Chefsessel im Vorstand übernehmen. Bei BMW ist das nicht so.
    Wer von den beiden Kandidaten hat die besseren Aussichten?
    Es sieht so aus, dass Oliver Zipse im Rennen vorne liegt. Für ihn spricht vor allem sein Alter: Er ist erst 55 Jahre alt, Fröhlich schon 59. Die ungeschriebene interne Altersgrenze bei BMW liegt bei 60 Jahren. Zipse führt mit der Produktion außerdem das mit Abstand größte Ressort bei BMW und muss besonders gut auch mit den Gewerkschaften klar kommen. Das kann er auch. Und das könnte ihm jetzt bei der Abstimmung im Aufsichtsrat den Weg an die Spitze von BMW ebnen.
    Was muss der neue Vorstandschef anders machen als sein Vorgänger?
    Er muss vor allem durchsetzungsstark sein und er muss sagen, wohin die Reise des Premiumherstellers zwischen Elektroautos und Klimazielen hingehen soll. Das war am Ende der Hauptvorwurf gegenüber dem bisherigen Chef Harald Krüger: dass er zu zögerlich war, dass man nicht ganz genau wusste, wo das Ziel des Autobauers ist. Und da ist offenbar dem Aufsichtsratsvorsitzenden von BMW, Norbert Reithofer, irgendwann der Geduldsfaden gerissen. Reithofer hat mal gesagt:
    "Wenn es darum geht, grundlegende Veränderungen einzuleiten, dann wird hierzulande erst einmal lang und ängstlich diskutiert."
    Und das Diskutieren über die Zukunft, das hat Reithofer dann wohl zu lange gedauert. Es heißt, Harald Krüger sei seiner Absetzung nur zuvorgekommen. Es wird jetzt ein starker handelnder Vorstandschef gebraucht, der vor allem Klarheit vermitteln kann.
    Vor welchen Herausforderungen steht BMW?
    BMW hat seinen Vorsprung bei den Elektroautos mittlerweile verspielt. Wir erinnern uns: BMW hatte diese elektrischen i3-Modelle, war eigentlich Vorreiter bei den Elektroautos.
    Tim Schuldt, Auto-Experte bei der Investmentbank Pareto: "Da hat man ein bisschen zurückgerudert in den letzten Jahren. Die Konkurrenz ist da viel mutiger geworden in den letzten drei, vier Jahren – insbesondere seit dem Dieselskandal von VW."
    Volkswagen investiert Unsummen in die Elektromobilität, schließt Allianzen, treibt das Thema voran. BMW wirkt dagegen unentschlossen, muss zum Beispiel erst noch entscheiden, ob man selbst in die Batteriezellfertigung einsteigen will oder nicht. Auch ist unklar, ob man selbst eine reine Elektroplattform entwickeln will. Auch da geht Volkswagen voran.
    Hier wird jetzt also dringend ein durchsetzungsstarker Stratege und Kommunikator gesucht. Heute Abend soll er gefunden werden - bei der Aufsichtsratssitzung im BMW-Werk Spartanburg in den USA.