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Neues Album "Head Carrier"
Die Pixies bewahren sich ihren Sound

Für ihr Comeback-Album "Indie Cindy" von 2014 hatten die Pixies zehn Jahre gebraucht. Der Nachfolger "Head Carrier", der am Freitag erschienen ist, war nach zwei Jahren fertig und zeigt ein neues, altes Sendungsbewusstsein: Das Wissen, ganze Generationen von Musikern beeinflusst zu haben und nach wie vor einen wichtigen Gegenpol zum Mainstream zu bilden.

Von Marcel Anders | 01.10.2016
    Die US-amerikanische Independent Band "Pixies" während einer Performance auf dem Bilbao BBK Live Muisc International Festival, Spanien, am 8. Juli 2016.
    Die US-amerikanische Independent Band "Pixies" während einer Performance auf dem Bilbao BBK Live Muisc International Festival. (picture alliance / dpa / Javier Zorrilla)
    "Sie hat bei uns vorgespielt und ist mit uns auf Tour gegangen. Dabei war uns ziemlich schnell klar, dass sie die Richtige ist. Und der letzte Test war der Besuch eines netten Restaurants, um zu sehen, was sie bestellt - wenn unser Manager bezahlt."
    Ein seltener Anfall von Humor. Black Francis, wie sich Charles Thompson IV heute nennt, ist kein leichter Gesprächspartner. Eher ein Zyniker, der am liebsten dunkle Sonnenbrille im verdunkelten Raum trägt, und dem man alles aus der Nase ziehen muss. Dabei herrscht bei seinen neuen Songs durchaus Erklärungsbedarf. Etwa bei "All I Think About Now", einer Danksagung an Ex-Bassistin Kim Deal. Und dass, obwohl er mit der Dame - aus Wut über ihren Ausstieg - seit Jahren kein Wort wechselt. Und die vertonte Entschuldigung dafür trägt auch nicht er vor, sondern Neubassistin Paz.
    "Es war ihre Idee - und warum sollte ich dazu nein sagen? Schließlich denkt jeder irgendwann: 'Wenn ich alles noch einmal machen könnte, was würde ich ändern?' Das ist menschlich. Und darum geht es. Es ist nicht so sehr 'der Kim-Song', sondern der Hörer soll da sein eigenes Leben und Leute, die er kennt, einfügen. Diese Art von Song ist das. Eben sehr universal."
    Die Pixies sind und bleiben das Original
    Black Francis weicht aus, weil er nicht zu viel verraten will. Dagegen sind die übrigen elf Songs auf "Head Carrier" umso direkter. Im Gegensatz zu früher befassen sie sich weniger mit Außerirdischen, fliegenden Untertassen oder biblischen Plagen als mit echten Orten und echten Charakteren. Sei es das südfranzösische Département Bouche de Rhone, wo Black Francis seinen letzten Urlaub verbracht hat. Die irische Straßenmusikerin Oona, die er so toll fand, dass er gleich eine Band mit ihr gründen wollte. Oder ein alternder Playboy mit ausgefallenem Namen.
    "Das ist so ein Typ, der Mädels hinterherpfeift oder 'Hey, mama - wooo' schreit. Eben aggressiv, laut und vulgär. In meinem Song heißt er Mr. Shnook ho-hum - ohne dass ich weiß, warum ich ihn so genannt habe. Da sind halt etliche Reime, die ein bisschen komplizierter sind und an denen ich lange geschliffen habe."
    "Classic Masher" aus dem neuen Album der Pixies. Und mit "Classic" lässt sich auch der Sound von "Head Carrier" beschreiben, das wie aus den 80ern klingt, sämtlichen Trends und Strömungen trotzt und alles bietet, womit die Band aus Boston zu den Pionieren des Indie-Rocks geworden ist und ganze Heerscharen von Bands beeinflusst hat. Darunter Nirvana, Radiohead, Weezer und die Smashing Pumpkins, die das charmante Wechselspiel aus laut und leise, aus Harmonie und Chaos auf ihre Weise fortgesetzt haben. Die Pixies jedoch sind das Original - und folgen diesem Ansatz auch auf "Head Carrier". Selbst wenn Black Francis kein Konzept zugeben will.
    "Wir können nicht bestätigen, dass es ein typisches Pixies-Album ist. Geschweige denn ein klassisches. Solche Einschätzungen müssen von außen kommen. Also von Kritikern und Fans. Alles, was wir tun können, ist die Musik zu machen und zu hoffen, dass sie jedem gefällt. Ob sie dann 'klassischen Status' erreicht, liegt nicht in unseren Händen."