Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Neues Album
Pop-Sirene Cyndi Lauper meldet sich zurück

Lange war es ruhig um eine der erfolgreichsten Pop-Musikerinnen der 80er-Jahre. Doch seit dem Broadway-Musical "Kinky Boots", für das Cyndi Lauper mit einem Emmy und Grammy ausgezeichnet wurde, ist die Powerfrau aus Queens wieder in aller Munde. Eine Renaissance, die sie für ihr neues Album mit Country-Klassikern nutzt.

Von Marcel Anders | 09.05.2016
    Cyndi Lauper bei den Olivier Awards im Royal Opera House in London im April.
    Cyndi Lauper wurde bei den Olivier Awards im April für ihr Musical "Kinky Boots" ausgezeichnet. (dpa / Will Oliver)
    "Ich habe gerade den Olivier Award für das beste neue Musical im Londoner West End gewonnen. Ein ganz wichtiger Preis, der die Show richtig ankurbeln wird. Zumal 'Kinky Boots' dieses Jahr noch in Australien, Deutschland, Japan und Korea startet. Der Wahnsinn – wer hätte das gedacht? Also, das ist ziemlich gut!"
    Cyndi Lauper schwimmt auf einer gigantischen Erfolgswelle – dabei hat sie seit sechs Jahren kein Album veröffentlicht, schien sich lange nicht von den 80ern lösen zu können und wurde musikalisch mehrfach totgesagt. Doch weit gefehlt: Ihre Songs zum Musical "Kinky Boots" haben ihr 2013 eines der erfolgreichsten Comebacks der Popgeschichte beschert. Seitdem hat Cyndi ihre Autobiografie veröffentlicht, ist mit Cher getourt und wurde sogar mit einer eigenen Barbie-Puppe bedacht. Nun legt sie ein Album mit Country-Songs der 40er- und 50er-Jahre vor, zu denen sie ein ganz besonderes Verhältnis hat.
    Soundtrack der Kindheit
    "In meiner Jugend waren das Pop-Stücke. Einfach, weil Country mit allem vermischt war. Es gab keine Schubladen, sondern es war alles Musik. Und als ich dieses Album zusammengestellt habe, wurde mir klar: Das ist der Soundtrack meiner Kindheit. Eben tolle Stücke, die eine Geschichte erzählen. Und Country war auch immer lustig. Es war Herzschmerz – mit Humor."
    Humor ist auch der Schlüssel zu Stücken von Patsy Cline, Loretta Lynn, Wanda Jackson und Willie Nelson, die etwas anders ticken, als in diesem konservativen Genre üblich. Da geht es um starke Frauen, die nur heiraten, um das Leben eines Cowgirls zu führen – und lieber mit den Kühen übernachten, als mit ihren Männern. Um hässliche Kinder, die auf der abstoßenden Physis des Ehepartners basieren. Umleitungen, die fatale Folgen haben. Und um traurige Weihnachtsfeiertage mit harten, alten Süßigkeiten. Themen, die wunderbar zu Cyndis schrulligem Charakter passen, und die sie entsprechend umsetzt: überdreht, witzig und extrem kurzweilig. Inklusive eines Jodel-Duells mit Kollegin Jewel.
    "Mir wurde gesagt, Peter Gabriel hätte in drei Tagen Jodeln gelernt. Und ich habe es versucht, aber mir gefiel der Klang meiner Stimme nicht. Zum Glück fiel mir ein, dass Jewel in einem Interview darüber geredet hat. Also habe ich sie ins Studio gebeten, und ihr Jodeln ist großartig. Oh mein Gott!"
    Einige der besten Musiker aus Nashville wirken mit
    Weil sie ihre Interpretationen als Liebeserklärungen mit Augenzwinkern versteht, wirken an "Detour" einige der besten Musiker mit, die Nashville zu bieten hat. Etwa Produzent Tony Brown, der schon mit Elvis gearbeitet hat, Mitglieder der Time Jumpers, die zu den besten Studio-Musikern der Welt zählen. Aber auch Gäste wie Emmylou Harris, Willie Nelson, Alison Krauss oder Vince Gill, die dem Ganzen Klasse und Stil verleihen. Die einzige, die in dieser illustren Runde fehlt, ist Country-Queen Dolly Parton. Die Nummer eins auf Cyndis Wunschliste.
    "Als ich mit ihr in Kontakt treten wollte, war sie im Urlaub – und nicht zu erreichen. Aber sie ist auch so auf dem Album, weil Alison Krauss und ich 'Hard Candy Christmas' aufgenommen haben. Das ist meine Hommage an sie. Denn als ich in Nashville war, hing in meinem Hotel ein Gemälde, auf dem stand: 'Was würde Dolly tun?' Und egal, worum es ging – die Frage habe ich mir immer gestellt."
    Pinke Haare und Lederlook
    Auch bei ihrer Welttournee, die dieser Tage in Nashville startet, hält sie es mit Dolly, von der sie im positiven Sinne besessen scheint. Ihr Live-Programm vereint alte Hits und neue Covers, ist Plattform für sozio-politische Themen sowie für Schwulen- und Lesbenproblemen. Und wird von der inzwischen 62-Jährigen in engem Leder und mit pinken Haaren bestritten. Eine moderne Ritterrüstung – und Ausdruck ihres Lebensgefühls.
    "Ich stehe darauf! Und ich bin in einem Alter, in dem ich Pink, Blau oder Lila tragen kann. Eben wie die alten Ladies. Blond ist mir zu langweilig, weil es schon zu viele Blondinen gibt. Ich finde es spannender, dass die Leute jetzt Pink tragen. Auf Sizilien gibt es zum Beispiel eine Stadt, in der alle so rumlaufen. Da sollte ich mal Urlaub machen!"
    Am 2. Juli gastiert Cyndi Lauper im Kölner E-Werk.