Donnerstag, 18. April 2024

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Neues Album von Serdar Somuncu
„Alle ein bisschen weicher werden“

Der Satiriker Serdar Somuncu stand viele Jahre in seiner Rolle als "Hassprediger" auf der Bühne. Davon hat er nun genug und veröffentlicht ein Liebesalbum. "Wir müssen mal wieder zurückschalten" bei so viel Geschimpfe im Internet, sagte er im Dlf.

Serdar Somuncu im Corsogespräch mit Ina Plodroch | 07.08.2019
Der Kabarettist Serdar Somuncu steht auf einer dunklen Bühne
Serdar Somuncu singt Liebeslieder auf seinem neuen Album "SYSPHS" ("Christian Schneider / Maulhelden" )
2011 hat Serdar Somuncu sein erstes Album veröffentlicht. Auf "Dafür kommt man in den Knast" rechnet er mit der Comedy-Szene in Deutschland ab in Pop-, Rock- und Soul-Songs. 2013 kam dann die Hip-Hop-Parodie "Wir beide" heraus. Auf beiden Alben deutet er eine Abkehr von seiner Bühnenrolle an. Aber noch nicht so deutlich wie auf seinem aktuellen Album "SYSPHS".
Ein ehrliches Album über Liebe und Gefühle passt eigentlich nicht zu seinem bisherigen Image als bissiger Satiriker auf der Bühne. "Wenn ich immer auf die Leute hören würde, was richtig und falsch ist, dann hätte ich vieles nicht gemacht", sagt Serdar Somuncu im Deutschlandfunk. Deshalb höre er auf seine innere Stimme und deshalb habe er nun das Liebesalbum geschrieben und reite nicht auf der Welle, auf der er in den letzten Jahren erfolgreich geritten sei "Irgendwann muss damit auch gut sein."
Mut zur Eindeutigkeit
Jede Kunst stehe immer im Bezug zur Zeit, in der sie entstehe. Die Phase, in der Somuncu als "Hassprediger" auf der Bühne stand, sei für ihn eine Antwort darauf gewesen, dass der Begriff von politischen Parteien verwendet worden sei. Das habe er kolportiert, in dem er es überzeichnet habe. "Aber mittlerweile haben wir eine andere Regierung, und wir haben auch ein anderes Verständnis vom Umgang miteinander", sagte er. Deshalb habe er nach einer zeitgemäßeren Antwort gesucht. Generell finde er, "dass leider Comedy und Kabarett zur angeblichen Unterhaltung am Kern der Unterhaltung vorbei geht".
Wir haben noch länger mit Serdar Somuncu gesprochen - hören Sie hier die Langfassung des Corsogesprächs
In einer Zeit, in der im Internet sehr viel geschimpft werde, sehr viel im Affekt gesagt werde und Meinungen ohne Wissen entstehen, passe es, dass wir "Dinge entdecken in uns, die manchen auch etwas weich erscheinen". Dass er auf Ironie verzichte, erfordere Mut. Somuncu sagte: "Es ist immer anstrengend, die Reaktionen der enttäuschten Fans auszuhalten, die einem eine bestimmte Rolle zuweisen." Manche erwarteten von ihm, dass er seine Rolle bis ans Lebensende spiele und mal wieder lustig werde. Und das auch in einer Phase, in er den Song "Wir sind hier" geschrieben habe - über den Tod eines Freundes.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.