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Neues Licht für die Straße

Die Straßenlaterne von morgen sieht zwar bei Bedarf so aus wie die von heute, innen steckt aber Hochtechnologie: Leuchtdioden lösen nicht nur Glühleuchten und Energiesparlampen im Wohnbereich, sondern auch herkömmliche Straßenlaternen ab. Die Vorteile dieser Entwicklung beim Energieverbrauch liegen auf der Hand. Doch die Finanznot der Kommunen verzögert den Umstieg.

Von Manfred Kloiber | 19.04.2012
    Er ist Herr über 24.000 Leuchten. Frank Bodenhaupt kümmert sich bei der Stadt Ludwigshafen um die Straßenbeleuchtung. Dabei hat auch er sich klare Ziele gesetzt: Als er den Job übernahm, wollte er den Stadtsäckel entlasten und die durchschnittlichen Kosten pro Straßenlampe und Jahr von 130 auf 80 Euro senken. Das hat er geschafft, erklärt er stolz. Doch er weiß, da ist noch mehr drin. Und deshalb hat er versuchsweise 100 Leuchten mit LED-Lampen ausgestattet.

    "LED ist das Leuchtmittel der Zukunft - wenn nicht sogar mittlerweile das Leuchtmittel für gewisse Straßenklassen heute schon."

    Die Vorteile der LED-Lampen liegen auf der Hand. Weißes Licht von LEDs hat meist eine bessere Qualität als das von Energiesparleuchten, weil es elektronisch sehr genau abgestimmt werden kann. Und: Mit Leuchtdioden in den Laternen, so schätzt Bodenhaupt, könnte er die Energiekosten vielleicht auf die Hälfte reduzieren. Das liegt gar nicht so sehr an dem rund viermal besseren Wirkungsgrad von LEDs im Vergleich zu konventionellen Lampen. Denn auch die bisher verwendeten Natriumdampflampen sind sehr effizient. Sondern vielmehr daran, dass er LED-Leuchten besser an die Straßensituation anpassen kann:

    "Zum Beispiel die Natriumdampf-Hochdrucklampe wurde so gut entwickelt, dass 50 Watt für Anliegerstraßen eigentlich zu viel Licht ist. So, und die LED bietet uns jetzt die Möglichkeit, weil sie ja zum einen - mit der Anzahl der LED kann man die Anschlussleistung regulieren, aber auch sie ist unkompliziert dimmbar. Wir können also in einer Straße wirklich ein Optimum erzeugen und somit die Anschlussleistung auf ein Minimum bringen."

    Außerdem, so Bodenhaupt, der nebenbei auch noch den Informationsdienst strassenlicht.de betreibt, könne er die Straßenbeleuchtung auch nach Verkehrslage dimmen. Konventionelle Straßenleuchten arbeiten immer mit voller Leistung, egal, ob die Straßen am Abend voll befahren sind oder nachts gähnend leer.

    Und auch ein anderes Problem sei mit LED-Straßenleuchten in den Griff zu bekommen. Nämlich das der mangelnden Akzeptanz. So wollen zum Beispiel Bewohner in Stadtteilen mit Gasbeleuchtung auf Ihre schönen Laternen nicht verzichten. Doch die Ersatzlampen aus LED-Leuchten seien kaum vom Original zu unterscheiden, meint Professor Stephan Völker vom Fachbereich Lichttechnik TU-Berlin:

    "Wir haben einen Prototypen, finanziert durch das Land Berlin, bauen lassen und diese Leuchte neben die konventionelle Gasleuchte gestellt. Und nach einer Stunde hat man einfach feststellen müssen: ja, man erkennt keinen Unterschied. In dieser Fülle sage ich mal, von der Gasleuchte bis zu einer modernen, vielleicht sogar adaptiven Leuchte, das ist eben tatsächlich nur mit LED-Lösungen möglich."

    Doch trotz aller Vorteile bleibt ein großes Problem: Straßenleuchten mit LED-Technologie sind sehr teuer. Oft rechnen sich der sinkende Energieverbrauch und die geringeren Wartungskosten erst nach Jahren. Doch viele Kommunen haben jetzt kein Geld und können auch keinen Kredit für teure Leuchten aufnehmen. Auf der anderen Seite müssen bis 2015 viele Straßenlampen mit Quecksilber-Dampflampen erneuert werden, weil diese Technologie dann nicht mehr angeboten werden darf. Deshalb, so Bodenhaupt, beschaffen viele Kommunen lieber billigere, aber weniger effiziente Ersatztechnologie:

    "Ja, das ist so. Also, man hat den Druck, der vom Gesetzgeber so vorgegeben wird. Und die Kommune muss einfach schauen, ob sie so was finanzieren kann. Natürlich ist jeder Betreiber gerne bereit, die bestmögliche Technologie einzusetzen. Nur letztendlich muss alles bezahlt werden."

    Abhilfe schaffen bei diesem Problem nur kostengünstige Kredite für die Kommunen, die sich dann auch über die Lebensdauer von zehn Jahren rechnen. Die werden vereinzelt schon von Förderbanken wie der KFW angeboten. Aber auch immer mehr Leuchten-Hersteller bieten den Kommunen eine Voll-Finanzierung an.