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Neues Waffengesetz im US-Staat Georgia
Mit dem Gewehr in die Vorlesung

Bewaffnete Studenten sind in den USA längst Alltag. Jetzt hat auch Georgia als elfter Bundesstaat der USA das neue Waffengesetz, kurz "Campus Carry" genannt, umgesetzt. Viele Professoren hatten sich dagegen ausgesprochen. Sie wurden von der republikanischen Regierung schlicht ignoriert.

Von Susanna Capelouto | 03.07.2017
    Studenten in Austin/Texas passieren einen Kommilitonen, der ein Maschinengewehr geschultert hat.
    Jetzt auch Alltag in Georgia: Student mit Maschinenpistole auf einem Campus in Texas. (imago / Zuma Press)
    Professoren, Dozenten, Angestellte und einige Studierende strömen in einen Hörsaal an der Georgia Tech Universität in Atlanta. Sie sind hier für ein Sicherheitsseminar, denn seit dem 1. Juli dürfen Studierende im Bundesstaat Georgia Pistolen mit in die Vorlesungen bringen. Das besagt ein neues Waffengesetz, dass "Campus Carry" genannt wird. Es ist ein Gewinn für die Waffenlobby, denn Universitäten sind eigentlich sehr sicher in Georgia.
    Lynn Durham ist Vize Präsidentin der Universität und versucht Ruhe in die Reihen der angespannten Zuhörer zu bringen. Georgia ist der elfte Bundesstaat in den USA mit einem Campus Carry-Gesetz. Viele Professoren hatten sich dagegen ausgesprochen, aber die Republikanische Regierung hat sie ignoriert. Sie meint, Studierende die über 21 Jahre alt sind und sich mit Pistolen gegen Angriffe auf dem Weg zum Hörsaal wehren wollen, sollten dieses Recht haben. Jetzt sind die Professoren gezwungen, sich auf eine bewaffnete Studentenschaft einzustellen.
    Sicherer Campus mit Campus Carry
    Vize-Präsidentin Durham blickt in die Menge und sieht die Sorge. Einige haben starke Emotionen, sagt sie anerkennend, aber ob man für oder gegen Campus Carry sei, spiele keine Rolle, sagt sie, denn es sei jetzt Gesetz. Das Ziel sei nun ein sicherer Campus mit Campus Carry.
    Der Polizeichef der Uni, Robert Connolly, erklärt den Anwesenden genau welche Waffen erlaubt sind. Nur Pistolen, keine Gewehre. Und sie dürfen nicht sichtbar getragen werden. In der ersten Reihe sitzt Facundo Fernandez. Er ist seit 15 Jahren Chemieprofessor an der Universität.
    Er fühle sich jetzt nicht sicher, sagt er und hätte gerne drei Tipps vom Polizeichef für Professoren. Denn sie dürfen keine Waffen tragen. Sie sitzen in ihren Büros, befürchtet Fernandez, und warteten auf bewaffnete Studierende. Der Polizeichef hat darauf keine einfache Antwort. Zwar verbietet das Gesetz Pistolen in den Büros der Professoren, aber für Fernandez ist das nicht genug. Die Angst, ein Student mit einer Waffe könnte durchdrehen, ist einfach da.
    Wütende Studenten hauen auf den Tisch
    Er hätte schon viele wütende Studierende in seinem Büro gehabt, die sich über eine Note beschwert haben, sagt Professor Fernandez. Sie hätten wütend auf den Tisch gehauen.
    Auch James Turner diskutiert mit Kollegen die Auswirkungen von Campus Carry auf sein Büro. Er ist Angestellter und möchte auch eine Pistole mitbringen, aber er darf es nicht. Es sei ein schlechtes Gesetz, findet er.
    Er könne mit zwei Pistolen und einem verglasten Blick rumlaufen, ohne Probleme. Aber er dürfe keine Pistole in einer gesicherten Schubladen in seinem Büro aufbewahren. Falls mal etwas passieren sollte.
    Amokläufer tötete 2007 32 Menschen in Virginia
    Alle hier wissen, dass Massenschießereien auch an Universitäten der USA passiert sind. Die schlimmste war 2007 an der Virginia Tech in 2007, wo ein Amokläufer 32 Menschen tötete.
    Ein Student, der es kaum erwarten kann, endlich seine Pistole im Unterricht zu tragen, ist dagegen Michael Robinson. Er wollte Campus Carry, seitdem er seinen Waffenschein hat, zur Selbstverteidigung. Campus Carry hat für Professoren an öffentlichen Universitäten in Georgia einiges fundmental verändert, meint Chemie-Professor Fernandez. Er meint, so wie Polizisten, müssten Professoren jetzt das Risiko als Teil ihres Jobs einfach annehmen.