"Sie sind ein bezauberndes Wesen. Warum kenne ich Sie nicht?"
Und ob wir sie kennen – diese tragische Frauenfigur. Eine der Tragischsten überhaupt in der Literaturgeschichte. Ihr Name: Anna Karenina. Vivien Leigh hat sie gespielt, Sophie Marceau ebenso und Greta Garbo sogar in zwei Filmen. Die Frage, die sich also aufdrängt: Warum muss jetzt auch Keira Knightley lieben, leiden und sich am Ende vor den Zug stürzen? Ganz einfach: Weil Regisseur Joe Wright und sein Drehbuchautor Tom Stoppard sich mit ihrer Verfilmung von den anderen unterscheiden wollen. Sie lassen die Handlung komplett in einem magischen Theater spielen. Hinter dessen Türen tun sich Schauplätze wie eine Eislaufbahn oder eine Oper auf. So wird "Anna Karenina" zur großen Bühne. Ein Bild, das für die adelige russische Gesellschaft im 19. Jahrhundert stehen soll. Eine Gesellschaft, die sich selbst inszeniert hat. Und inmitten dieser Scheinwelt eine Anna Karenina, die auf ihr Herz hört.
"Oh vergib mir! Jetzt endet alles. Jetzt habe ich niemanden mehr außer dich. Vergiss das nicht! – Wie sollte ich das jemals vergessen?!"
Wo Kulissen die ganze Zeit hin und her geschoben werden – und mögen sie auch noch so opulent sein, wo Kamera und Musik, Ausstattung und Kostüme lautstark nach einem Oscar schreien, da bleibt nur noch wenig Platz für Wahrhaftigkeit. Der Realismus, den Tolstois Gesellschaftsporträt auszeichnet, ist geopfert worden für eine überzüchtete, wenn auch – zugegeben – zweifellos imposante Inszenierung. So bleibt ein zwiespältiges Gefühl bei "Anna Karenina" von Joe Wright.
"Und wie kommst du mit den ´7 Psychopathen´ voran, Marty?"
So soll es heißen – das neue Drehbuch von Marty, Autor in Hollywood.
"Ich habe den Titel, aber ich habe immer noch nicht alle Psychopathen zusammen. – Wie viele hast du? – Einen."
Hier haben wir es mit einem typischen Fall von Schreibblockade zu tun. Martys Inspiration hat gerade noch für den Titel gereicht. Kreativer ist da schon sein Freund Billy. Der kommt mit den absurdesten Verbrechergeschichten um die Ecke. In eine davon ist er selbst involviert. Und plötzlich hat Marty mehr Inspiration, als ihm lieb ist. "7 Psychos" ist zeitweise nichts anderes als Abklatsch vom Gewalt- und Quassel-Kino eines Quentin Tarantino. In den besseren Momenten aber ist der Film des Iren Martin McDonagh, der für seinen Erstling "Brügge sehen ... und sterben?" den Drehbuch-Oscar gewonnen hat. In diesen besseren Momenten ist "7 Psychos" eine schwarz-humorige Reflexion auf das Filmemachen und alles in allem akzeptabel.
"Ich will einfach nicht mehr der Böse sein."
Verkündet Randale-Ralph zum Entsetzen seiner Kollegen. 30 Jahre habe er nun ununterbrochen Dinge kurz und klein geschlagen und den Bösewicht gespielt. Er wolle auch einmal der Held sein, der Medaillen gewinnt. Ralph haut also ab aus seinem Spiel und erkundet die Bit-Welten anderer Videogames auf der Suche nach Anerkennung.
"Hör zu! Du willst diese Medaille, richtig? Und ich will Rennen fahren. ... Du erwartest von mir, dass ich dir helfe? ... Na komm schon, Kumpel!"
"Ralph reicht´s" taucht ein in die Welt der Videospiele und lässt deren Figuren lebendig werden. Aus dieser wunderbaren Idee entwickelt sich eine witzige, spannende und zu Herzen gehende Geschichte.
"Ralph reicht´s" ist der schönste Trickfilm des Jahres und absolut empfehlenswert!
Eine Demonstration in Venedig. Die Bürger – so hören wir – hätten die Nase gestrichen voll von einer Regierung, die ihr Eigentum – also die Häuser und Inseln Venedigs – aus Eigeninteresse verkaufen würde. Eine Stadt säuft ab. Und damit ist nicht der voraussagte Untergang Venedigs gemeint, der aus dem Anstieg des Meeresspiegels resultiert. Nein – Venedig säuft ab, weil es zur Geisterstadt wird. Ein Ort ohne Bewohner. Gerade einmal 58.000 sind es noch. Demgegenüber stehen 60.000 Touristen, die täglich in die Stadt strömen. Tendenz steigend. In den letzten Jahren sind immer mehr Venezianer weggezogen, viele der Häuser längst in den Händen reicher Ausländer, die nur wenige Tage im Jahr dort sind – so ein Immobilienmakler.
Von diesem Ausverkauf, der auch in anderen Städten zu beobachten ist, berichtet der Südtiroler Filmemacher Andreas Pichler. "Das Venedig Prinzip" heißt sein Requiem auf eine Stadt. Entstanden ist eine eindrucksvolle Dokumentation, in der Pichler auch einige der letzten Bewohner der Lagune porträtiert. Sie haben den Filmemacher mit in ihre Häuser und ihre Leben genommen. Im Jahr 2030 übrigens – so hat man errechnet – wird in der Stadt niemand mehr wohnen.
"Das Venedig Prinzip" von Andreas Pichler: Empfehlenswert!
Und ob wir sie kennen – diese tragische Frauenfigur. Eine der Tragischsten überhaupt in der Literaturgeschichte. Ihr Name: Anna Karenina. Vivien Leigh hat sie gespielt, Sophie Marceau ebenso und Greta Garbo sogar in zwei Filmen. Die Frage, die sich also aufdrängt: Warum muss jetzt auch Keira Knightley lieben, leiden und sich am Ende vor den Zug stürzen? Ganz einfach: Weil Regisseur Joe Wright und sein Drehbuchautor Tom Stoppard sich mit ihrer Verfilmung von den anderen unterscheiden wollen. Sie lassen die Handlung komplett in einem magischen Theater spielen. Hinter dessen Türen tun sich Schauplätze wie eine Eislaufbahn oder eine Oper auf. So wird "Anna Karenina" zur großen Bühne. Ein Bild, das für die adelige russische Gesellschaft im 19. Jahrhundert stehen soll. Eine Gesellschaft, die sich selbst inszeniert hat. Und inmitten dieser Scheinwelt eine Anna Karenina, die auf ihr Herz hört.
"Oh vergib mir! Jetzt endet alles. Jetzt habe ich niemanden mehr außer dich. Vergiss das nicht! – Wie sollte ich das jemals vergessen?!"
Wo Kulissen die ganze Zeit hin und her geschoben werden – und mögen sie auch noch so opulent sein, wo Kamera und Musik, Ausstattung und Kostüme lautstark nach einem Oscar schreien, da bleibt nur noch wenig Platz für Wahrhaftigkeit. Der Realismus, den Tolstois Gesellschaftsporträt auszeichnet, ist geopfert worden für eine überzüchtete, wenn auch – zugegeben – zweifellos imposante Inszenierung. So bleibt ein zwiespältiges Gefühl bei "Anna Karenina" von Joe Wright.
"Und wie kommst du mit den ´7 Psychopathen´ voran, Marty?"
So soll es heißen – das neue Drehbuch von Marty, Autor in Hollywood.
"Ich habe den Titel, aber ich habe immer noch nicht alle Psychopathen zusammen. – Wie viele hast du? – Einen."
Hier haben wir es mit einem typischen Fall von Schreibblockade zu tun. Martys Inspiration hat gerade noch für den Titel gereicht. Kreativer ist da schon sein Freund Billy. Der kommt mit den absurdesten Verbrechergeschichten um die Ecke. In eine davon ist er selbst involviert. Und plötzlich hat Marty mehr Inspiration, als ihm lieb ist. "7 Psychos" ist zeitweise nichts anderes als Abklatsch vom Gewalt- und Quassel-Kino eines Quentin Tarantino. In den besseren Momenten aber ist der Film des Iren Martin McDonagh, der für seinen Erstling "Brügge sehen ... und sterben?" den Drehbuch-Oscar gewonnen hat. In diesen besseren Momenten ist "7 Psychos" eine schwarz-humorige Reflexion auf das Filmemachen und alles in allem akzeptabel.
"Ich will einfach nicht mehr der Böse sein."
Verkündet Randale-Ralph zum Entsetzen seiner Kollegen. 30 Jahre habe er nun ununterbrochen Dinge kurz und klein geschlagen und den Bösewicht gespielt. Er wolle auch einmal der Held sein, der Medaillen gewinnt. Ralph haut also ab aus seinem Spiel und erkundet die Bit-Welten anderer Videogames auf der Suche nach Anerkennung.
"Hör zu! Du willst diese Medaille, richtig? Und ich will Rennen fahren. ... Du erwartest von mir, dass ich dir helfe? ... Na komm schon, Kumpel!"
"Ralph reicht´s" taucht ein in die Welt der Videospiele und lässt deren Figuren lebendig werden. Aus dieser wunderbaren Idee entwickelt sich eine witzige, spannende und zu Herzen gehende Geschichte.
"Ralph reicht´s" ist der schönste Trickfilm des Jahres und absolut empfehlenswert!
Eine Demonstration in Venedig. Die Bürger – so hören wir – hätten die Nase gestrichen voll von einer Regierung, die ihr Eigentum – also die Häuser und Inseln Venedigs – aus Eigeninteresse verkaufen würde. Eine Stadt säuft ab. Und damit ist nicht der voraussagte Untergang Venedigs gemeint, der aus dem Anstieg des Meeresspiegels resultiert. Nein – Venedig säuft ab, weil es zur Geisterstadt wird. Ein Ort ohne Bewohner. Gerade einmal 58.000 sind es noch. Demgegenüber stehen 60.000 Touristen, die täglich in die Stadt strömen. Tendenz steigend. In den letzten Jahren sind immer mehr Venezianer weggezogen, viele der Häuser längst in den Händen reicher Ausländer, die nur wenige Tage im Jahr dort sind – so ein Immobilienmakler.
Von diesem Ausverkauf, der auch in anderen Städten zu beobachten ist, berichtet der Südtiroler Filmemacher Andreas Pichler. "Das Venedig Prinzip" heißt sein Requiem auf eine Stadt. Entstanden ist eine eindrucksvolle Dokumentation, in der Pichler auch einige der letzten Bewohner der Lagune porträtiert. Sie haben den Filmemacher mit in ihre Häuser und ihre Leben genommen. Im Jahr 2030 übrigens – so hat man errechnet – wird in der Stadt niemand mehr wohnen.
"Das Venedig Prinzip" von Andreas Pichler: Empfehlenswert!