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New Yorker Regielegende
Martin Scorsese wird 75

Kirche und Kino hätten ihn am Leben gehalten: Das sagt Martin Scorsese, Sohn italienischer Einwanderer. Mit der Karriere als Priester hat es nicht geklappt, das Seminar warf ihn wegen Kokain und Frauen. Zum Glück, denn sonst wäre das Leben des Regiegenies, das heute seinen 75. Geburtstag feiert, sicher anders verlaufen.

Von Georg Schwarte | 17.11.2017
    US-Regisseur Martin Scorsese stellt am 20.1.2017 seinen Film "Silence" in Taipeh, Taiwan, vor.
    Nach fünf Nominierungen erhielt Martin Scorsese 2007 erstmals den Oscar. (dpa /Unioncom / Vcg / MAXPPP)
    "Taxi Driver". Sein Durchbruch. Wenn Martin Scorsese an damals, 1976 denkt, die Dreharbeiten, im heißesten Sommer New Yorks seit Urzeiten, dann denkt er an eine Stadt als Kulisse. An die Feuchtigkeit. Die Hitze, die später im Kino, so sagt er, aus jeder Einstellung tropfte.
    "Edgy." Unruhig. Gereizt eben. Martin Scorsese. 75 wird er heute, erstaunlich auch für ihn. Dass er überlebte. Als Kind litt er, der New Yorker, an Asthma, so sehr, dass er Todesangst hatte, seine Eltern ihn wegschlossen, er zum feinfühligen Beobachter des wilden Lebens heranwuchs.
    Er schaut auf seine Kinderzeichnungen. Damals fing es an. Bilder schaffen. Im Kopf. Das tat er seither. Taxi Driver. Der Wahnsinn, die Brutalität einer Stadt, der Menschen. Sein Partner im Film, sein Freund im Leben: Robert De Niro. Der Einzige, der ihn bis heute verstehe, sagt Scorsese:
    De Niro, das Kind aus New York, kenne die Welt aus der Scorsese stammte. Kleinbürger. Sohn sizilianischer Einwanderer. Tief gläubig bis heute. Martin Scorsese sagt, Kirche und Kino hätten ihn am Leben gehalten: Er wollte Priester werden, versuchte es sogar im Seminar. Ein Jahr.
    Sie haben ihn rausgeschmissen damals. Frauen und Rock'n Roll. Kokain. Scorsese, fünf Mal verheiratet der Mann, der doch Männerfilme mag. Brutal. Gewaltig.
    "Gangs of New York". Ein Gemetzel. Für seinen Mafiastreifen "Good Fellas" holte er sich einen Ex-Killer als Berater und in seinem ersten großen Film, "Hexenkessel" (Mean Streets) - natürlich mit De Niro - spricht er, der Katholik Scorsese selbst darüber, wo für Sünden bezahlt werde. Nicht in der Kirche, sondern Zuhause und auf der Straße.
    2007 endlich der Oscar
    Seit 2007 übrigens, als er nach fünf vergeblichen Nominierungen mit "Departed – Unter Feinden", endlich einen Oskar für die beste Regie erhielt, hat der kleine Mann mit Hornbrille ein Problem weniger. Seit "Taxi Driver" sagt er, hätten ihn die Leute bei jedem Restaurantbesuch genervt, weil sie wissen wollten, warum er noch immer keinen Oskar habe?