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Rechtsextremist tötet zwei Menschen in Halle - Synagoge als Ziel

Ein bewaffneter Täter hat versucht, in einer Synagoge in Halle an der Saale ein Blutbad unter den rund 80 Gläubigen anzurichten. Die jüdische Gemeinde entging an ihrem höchsten Feiertag Jom Kippur nur knapp einer Katastrophe. Der mutmaßliche Rechtsextremist aus Sachsen-Anhalt wollte nach Angaben aus Sicherheitskreisen die Synagoge mit Waffengewalt stürmen, scheiterte jedoch. Danach soll der 27-jährige Deutsche vor der Synagoge und in einem nahen Döner-Imbiss zwei Menschen erschossen und mindestens zwei weitere verletzt haben. Ein Überblick im Liveblog.

09.10.2019
    Die Synagoge in Halle an der Saale
    Die Synagoge in Halle an der Saale (www.imago-images.de)
    • Bei Schüssen in Halle an der Saale sind am Mittwoch gegen 12:45 Uhr zwei Menschen getötet worden, zwei weitere wurden verletzt.
    • Auch in Landsberg, rund 15 Kilometer von Halle entfernt, gab es etwa eine Stunde später nach Polizeiangaben Schüsse.
    • Am frühen Nachmittag meldete die Polizei die Festnahme des Verdächtigen.
    • Der Generalbundesanwalt hat die Ermittlungen in dem Fall übernommen und sprach von einer "staatsgefährdenden Tat".
    • Der Täter stellte ein Video der Tat ins Internet, ein rechtsextremer Hintergrund gilt als wahrscheinlich.
    • Der Zentralrat der Juden erhebt Vorwürfe gegen die Polizei.
    +++ 20:20 Uhr +++
    Damit beenden wir die Berichterstattung im Liveblog. Alle weiteren Entwicklungen gibt es auf der Nachrichtenseite des Deutschlandfunks.
    +++ 19:44 Uhr +++
    Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, erhebt Vorwürfe gegen die Polizei. Der Täter habe versucht, in die Synagoge einzudringen, und auch der benachbarte jüdische Friedhof sei angegriffen worden, so dass von einem antisemitischen Tatmotiv auszugehen sei, erklärte Schuster. "Dass die Synagoge in Halle an einem Feiertag wie Jom Kippur nicht durch die Polizei geschützt war, ist skandalös", sagte der Zentralratsvorsitzende. Diese Fahrlässigkeit habe sich bitter gerächt. "Wie durch ein Wunder ist nicht noch mehr Unheil geschehen", erklärte Schuster: "Die Brutalität des Angriffs übersteigt alles bisher Dagewesene der vergangenen Jahre und ist für alle Juden in Deutschland ein tiefer Schock." Die jüdische Gemeinschaft sei "auf das Tiefste in Sorge versetzt und verängstigt".
    +++ 19:30 Uhr +++
    Für die beiden Verletzten, die im Universitätsklinikum Halle operiert worden sind, besteht derzeit keine akute Lebensgefahr. Das teilte ein Sprecher der Klinik mit. Die Frau und der Mann hatten den Angaben nach schwerste Schussverletzungen. Die Operationen seien erfolgreich verlaufen.
    +++ 19:08 Uhr +++
    Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat sich am Abend geäußert: "Nach dem derzeitigen Stand der Erkenntnisse müssen wir davon ausgehen, dass es sich zumindest um einen antisemitischen Angriff handelt", sagte er. Mehrere Medien berichten, dass es sich bei dem Hauptverdächtigen um einen 27-jährigen Deutschen, ein rechtsextremer Hintergrund gilt als wahrscheinlich. Der Mann drehte laut NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" ein Tatvideo und lud es im Netz hoch. Es liegt den Ermittlern vor. Das Vorgehen erinnert an die Terrorattacke von Christchurch.
    +++ 18:59 Uhr +++
    Nach Informationen aus Sicherheitskreisen deutet alles auf einen Einzeltäter hin, berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Demnach soll es sich den Angaben zufolge um den gefassten Mann handeln, über dessen Festnahme die Polizei bereits am Nachmittag informiert hatte. Zunächst waren die Ermittler von mehreren Angreifern ausgegangen.
    +++ 18:40 Uhr +++
    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den Angehörigen der Opfer von Halle ihr "tiefstes Beileid" ausgedrückt. "Unsere Solidarität gilt allen Jüdinnen und Juden am Feiertag Jom Kippur, unser Dank den Sicherheitskräften, die noch im Einsatz sind", schrieb ihr Sprecher Steffen Seibert.
    +++ 18:36 Uhr +++
    Die Bundesanwaltschaft sieht in dem Angriff eine staatsgefährdende Tat. Ermittelt wird formal wegen Mordes. Übernommen hat die oberste Anklagebehörde das Ermittlungsverfahren aber wegen des "spezifischen staatsgefährdenden Charakters der Tat und der besonderen Bedeutung des Falles", sagte ein Sprecher in Karlsruhe. Die Hintergründe der Tat sind noch unklar. Ermittelt wird in alle Richtungen, zuvor sprach die Behörde von Hinweisen auf einen rechtsextremistischen Hintergrund.
    +++ 18:17 Uhr +++
    Die Polizei meldet, dass die Gefährdungslage für die Bevölkerung nicht mehr als akut eingestuft wird. "Sie können wieder auf die Straße, die Warnungen sind aufgehoben."
    +++ 18:08 Uhr +++
    Die Sperrung des Hauptbahnhofs Halle ist aufgehoben worden. Die Züge im Fern- und Regionalverkehr fahren den Bahnhof seit kurz nach halb sechs wieder an, wie eine Bahnsprecherin sagte. Reisende müssten aber noch bis in den späten Abend hinein mit Verzögerungen rechnen.
    +++ 18:07 Uhr +++
    Katholische und evangelische Bischöfe haben sich bestürzt geäußert und ihre Solidarität mit den Juden in Deutschland bekundet. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, erklärte: "Ich bin entsetzt und erschüttert über den feigen Anschlag". Die Täter hätten offensichtlich gezielt die Synagoge von Halle ausgesucht, um am höchsten jüdischen Feiertag Blut zu vergießen. Auch der Berliner katholische Erzbischof Heiner Koch äußerte sich über den Kurznachrichtendienst: "Es lässt mich verzweifeln, dass immer noch Juden bei uns nicht in Frieden und ohne Angst leben können." Der evangelische mitteldeutsche Landesbischof Friedrich Kramer nannte die Tat "abscheulich und unerträglich".
    +++ 17:43 Uhr +++
    Die Deutsche Presse-Agentur berichtet unter Berufung auf Sicherheitskräfte, dass ein Täter selbstgebastelte Sprengsätze vor der Synagoge abgelegt habe.
    +++ 17:18 Uhr +++
    Bundesaußenminister Heiko Maas und Vizekanzler Olaf Scholz (beide SPD) haben sich erschüttert über die Ereignisse in Halle gezeigt. Dass am Versöhnungsfest Jom Kippur "auf eine Synagoge geschossen wird, trifft uns ins Herz", schrieb Maas am Mittwoch über den Kurzbotschaftendienst Twitter. "Wir alle müssen gegen den Antisemitismus in unserem Land vorgehen", betonte er. Bundesfinanzminister Scholz sagte am Rande des Treffens der Euro-Finanzminister in Luxemburg: "Das sind sehr erschütternde Nachrichten, die wir aus Halle bekommen haben." Ganz klar sei, "dass auch die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes jüdischen Glaubens sicher sein können, dass wir mit unseren Herzen bei ihnen sind und dass wir ihnen die ganze Solidarität übermitteln, die uns überhaupt möglich ist".
    +++ 17:12 Uhr +++
    UNO-Generalsekretär António Guterres hat den Vorfall mit tödlichen Schüssen in Halle scharf verurteilt. Guterres bewerte den Vorfall als "eine weitere tragische Demonstration von Antisemitismus", teilte ein Sprecher am Mittwoch in New York mit. Den Familien der Opfer, der deutschen Regierung und den Menschen in Deutschland sprach Guterres sein "tiefstes Beileid" aus. Den Verletzten wünschte er eine rasche Genesung.
    +++ 16:50 Uhr +++
    Das Bundeskriminalamt hat ein Hinweisportal eingerichtet: Dort können Videos und Fotos vom Tatgeschehen hochgeladen werden, die der Polizei nützlich sein können:
    +++ 16:35 Uhr +++
    Die Bundespolizei verstärkt ihre Kontrollen an Bahnhöfen und Flughäfen in Mitteldeutschland. Die Bundespolizei Mitteldeutschland teilte mit, dies gelte auch für die Verkehrswege nach Polen und Tschechien. Sie sowie Interpol unterstütze zudem die Polizei in Halle vor Ort.
    +++ 16:29 Uhr +++
    Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Halle, Max Privorozki, hat sich in der Stuttgarter Zeitung und in den Stuttgarter Nachrichten zu dem Angriff auf die Synagoge geäußert. "Wir haben über die Kamera unserer Synagoge gesehen, dass ein schwer bewaffneter Täter mit Stahlhelm und Gewehr versucht hat, unsere Türen aufzuschießen", sagte Privorozki demnach. "Der Mann sah aus wie von einer Spezialeinheit", sagte er. "Aber unsere Türen haben gehalten". Vor der Tür habe ein Todesopfer des Angreifers gelegen. "Wir haben die Türen von innen verbarrikadiert und auf die Polizei gewartet", so Privorizki. "Inzwischen feiern wir weiter unseren Gottesdienst", sagte er den beiden Stuttgarter Zeitungen. Derzeit befänden sich zwischen 70 und 80 Menschen in der Synagoge.
    +++ 16:12 Uhr +++
    Eine Sprecherin der Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), dass es ausreichend Anhaltpunkte für einen möglichen rechtsextremistischen Hintergrund der Tat gibt. Dafür sprächen die gesamten Umstände der Tat. Deshalb habe die Behörde die Ermittlungen übernommen.
    +++ 16:06 Uhr +++
    Nach den Nachrichten um 16.06 Uhr berichtet der Deutschlandfunk über die Lage nach dem Angriff auf eine Synagoge in Halle.
    +++ 15:50 Uhr +++
    Die Bürgermeisterin von Landsberg, Anja Werner, sagte, zwei Tatverdächtige des Angriffs von Halle an der Saale hätten ein Auto gekapert und seien auf einer Autobahn Richtung München unterwegs. Berlins Innensenator Andreas Geisel wies die Polizei an, die Schutzmaßnahmen für jüdische Einrichtungen umgehend und bis auf weiteres zu erhöhen. SPD-Chefin Malu Dreyer äußerte sich bestürzt. "Vieles deutet darauf hin, dass sich die brutale Gewalt gegen jüdisches Leben richtete", erklärte Dreyer. Sie hoffe, der Polizei gelinge es, die Täter schnellstmöglich dingfest zu machen.
    +++ 15:48 Uhr +++
    Die Polizei in Halle/Salle hat mehrere Hinweis-Telefone geschaltet:
    +++ 15:43 Uhr +++
    Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe kann derzeit nicht sagen, ob es eine Verbindung des Vorfalls in Halle zu weiteren möglichen Schüssen im benachbarten Landsberg gebe.
    +++ 15:36 Uhr +++
    Das Europaparlament hat am Nachmittag mit einer Schweigeminute der Opfer gedacht. In Gedanken sei man bei Deutschland, der deutschen Polizei und bei der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland, sagte EU-Parlamentspräsident David Sassoli.
    +++ 15:35 Uhr +++
    Polizisten stehen mit automatischen Waffen vor einer Synagoge in Dresden. Bei Schüssen sind in Halle nach ersten Erkenntnissen zwei Menschen getötet worden.
    Die Polizei bewacht eine Synagoge in Dresden (Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa)
    Vor der Synagoge in Dresden wurde nach Angaben der Polizei der Schutz erhöht. Auch im benachbarten Leipzig verstärkte die Polizei ihre Kräfte vor der Synagoge. In anderen deutschen Städten wurde der Schutz ebenfalls entsprechend verstärkt.
    +++ 15:30 Uhr +++
    Die Bundesanwaltschaft ermittelt wegen Mordes von besonderer Bedeutung. Ein Sprecher sagte, es gehe hier um "die innere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland". Ob es sich um eine antisemitische Tat handelt, sei noch unklar.
    +++ 15.24 Uhr +++
    Es verdichten sich die Hinweise, dass es sich um einen Terrorangriff gegen die Synagoge in Halle handelt. Der dortige Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Privorotzki, sagte "Spiegel Online", mehrere Täter hätten versucht, in die Synagoge einzudringen. Dort hatten sich demnach rund 80 Menschen aufgehalten, um den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur zu feiern.
    +++ 15:15 Uhr +++
    Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Haseloff hat sich erschüttert über die tödlichen Schüsse in Halle gezeigt. "Ich bin entsetzt über diese verabscheuenswürdige Tat", erklärte Haseloff. Dadurch seien nicht nur Menschen zu Tode gekommen, die Tat sei "auch ein feiger Anschlag auf das friedliche Zusammenleben in unserem Land". Er sprach den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus.
    +++ 15:01 Uhr +++
    Der Bahnhof von Halle wurde von der Polizei gesperrt.
    +++ 14:55 Uhr +++
    Nach den tödlichen Schüssen in Halle hat die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen übernommen. Das teilte die Behörde in Karlsruhe auf Anfrage mit.
    +++ 14:50 Uhr +++
    Der MDR hat ein Video veröffentlicht, das erste Aufnahmen des mutmaßlichen Täters zeigen, der in der Innenstadt von Halle um sich schießt.
    +++ 14.47 Uhr +++
    Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Haseloff hat angekündigt, so rasch wie möglich von Terminen in Brüssel nach Halle zu reisen.
    +++ 14.37 Uhr +++
    Die Bundesregierung hat sich bestürzt über die tödlichen Schüsse von Halle gezeigt. Regierungssprecher Steffen Seibert sprach von "schrecklichen Nachrichten". Dass es zwei Tote gebe, sei "entsetzlich". Er hoffe sehr, "dass die Polizei den Täter oder die Täter möglichst schnell fassen kann und kein weiterer Mensch in Gefahr kommt". Es sei nun ganz wichtig, dass die Bevölkerung den Anweisungen der Polizei Folge leiste.
    +++ 14.45 Uhr +++
    Halles Oberbürgermeister Wiegand spricht von einer "Amoklage" und hat alle Feuerwehrkräfte in Alarmbereitschaft versetzt.
    +++ 14:27 Uhr +++
    Nach tödlichen Schüssen auf zwei Menschen in Halle an der Saale hat die Polizei einen Verdächtigen festgenommen.
    Dies teilte sie per Twitter mit, ohne weitere Angaben zu der Person zu machen. Zuvor waren in der Stadt zwei Menschen auf offener Straße erschossen worden. Mehrere bewaffnete Täter flohen nach Polizeiangaben mit einem Fahrzeug. Die Anwohner wurden aufgefordert, in ihren Wohnungen zu bleiben. Der Bahnhof von Halle wurde gesperrt.
    Die Schüsse fielen offenbar im Paulusviertel nördlich der Innenstadt. Auf Fotos im Internet ist als mutmaßlicher Täter ein Mann im Kampfanzug mit Gewehr und Helmkamera zu sehen. Die in Halle erscheinende "Mitteldeutsche Zeitung" meldete, der Tatort liege in der Nähe der örtlichen Synagoge. An deren Tür habe sich überdies ein Verdächtiger zu schaffen gemacht. Es gibt Berichte, wonach zudem eine Granate auf einen jüdischen Friedhof geworfen worden sein soll. Zeugen berichten auch, dass die Schüsse in der Nähe eines Dönerrestaurants fielen.
    Schüsse gab es nach Polizeiangaben auch im 15 Kilometer von Halle entfernten Landsberg. Auch dort wurde die Bevölkerung aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben. Näheres wurde zunächst nicht mitgeteilt.
    +++ 13:44 Uhr +++
    +++ 13:10 Uhr +++