
+++ Das Wahlblog wird nicht weiter fortgeführt.
+++ Die Türkei steht vor einer Stichwahl um das Präsidentenamt.
Wie die Wahlbehörde nach Auszählung von 99 Prozent der Stimmen mitteilte, liegt Präsident Erdogan mit etwa 49,4 Prozent der Stimmen in Führung. Oppositionsführer Kilicdaroglu, der an der Spitze eines Sechs-Parteien-Bündnisses antrat, kommt auf knapp 44,9 Prozent. Damit verfehlen nach jetzigem Stand beide Kandidaten die nötige absolute Mehrheit für einen Sieg im ersten Durchgang.

+++ Der frühere Botschafter Deutschlands in der Türkei, Erdmann, geht davon aus, dass Amtsinhaber Erdogan im Falle einer Stichwahl die besseren Chancen hat.
Erdmann sagte im Deutschlandfunk, wenn Erdogan in den kommenden Wochen keine gravierenden Fehler unterliefen, dürfte es für Herausforderer Kilicdaroglu schwer werden, den Abstand aufzuholen. Erdmann äußerte die Befürchtung, dass die Reise des autokratischen Präsidialsystems in der Türkei weitergehen werde - mit unabsehbaren Folgen für das Land. In den letzten zehn Jahren sei die türkische Gesellschaft in eine Art Stillstandsmodus versetzt worden und wirke wie narkotisiert, meinte der ehemalige Botschafter. Aufgabe der Opposition - sollte sie die Stichwahl für sich entscheiden - sei es, Freiheit und schöpferische Kräfte in der Türkei wieder freizusetzen.
Erdmann: "Wenn Erdogan keine gravierenden Fehler macht, wird er gewinnen"
+++ Der dritte Bewerber bei der Präsidentschaftswahl, der Politiker Ogan von der ultranationalistischen Ata-Allianz, erzielte laut Wahlbehörde rund 5,3 Prozent der Stimmen.
Allerdings könnte bei einer Stichwahl von Bedeutung sein, welche Wahlempfehlung er abgibt. Es wäre das erste Mal in der Geschichte der Türkei, dass es zu einer Stichwahl um das Präsidentenamt käme. Der Termin ist der 28. Mai.
+++ Für die Parlamentswahl, die gestern ebenfalls stattfand, legte die Wahlbehörde zunächst keine Zahlen vor.
Nach Angaben des staatsnahen Senders TRT kommt das Bündnis von Erdogans AKP derzeit auf rund 49 Prozent der Stimmen. Die Allianz der sozialdemokratischen CHP von Kilicdaroglu erzielt demnach rund 35 Prozent. Das Parlament mit seinen 600 Sitzen hat seit der Einführung des umstrittenen Präsidialsystems unter Erdogan nur noch begrenzte Macht. Oppositionsführer Kilicdaroglu hat angekündigt, das Präsidialsystem im Falle eines Wahlsiegs wieder abzuschaffen.
+++ Sowohl Erdogan als auch Kilicdaroglu äußerten sich siegesgewiss, sollte es zu einer Stichwahl kommen.
Kilicdaroglu sagte, sollte eine Stichwahl nötig sein, "werden wir die zweite Runde unbedingt gewinnen". "Der Wille in der Gesellschaft zur Veränderung ist höher als 50 Prozent." Erdogan behauptete, er habe eine "klare Führung" vor Kilicdaroglu.

+++ Erste Ergebnisse der Präsidentschaftswahl in der Türkei sehen Amtsinhaber Erdogan jetzt unter 50 Prozent.
Wie der Sender TRT berichtet, votierten nach Auszählung von mehr als drei Viertel der Stimmen gut 49,6 Prozent der Wählerinnen und Wähler für Erdogan. Auf seinen Herausforderer Kilicdaroglu von der oppositionellen CHP entfallen demnach fast 45 Prozent. Beide Werte näherten sich zuletzt zunehmend an. Bei den ersten Angaben wurde Erdogan bei über 60 Prozent gesehen. Der dritte Kandidat, der rechtsnationale Sinan Ogan vom ATA-Wahlbündnis, wird mit knapp 5,3 Prozent ausgewiesen. Die einst als öffentlich-rechtlicher Sender gegründete TRT gilt inzwischen als Erdogan-nah. Endgültige Ergebnisse werden frühesten in der Nacht erwartet. Gegebenenfalls gibt es am 28. Mai eine Stichwahl.
Für den früheren Herausforderer von Erdogan, Muharrem Ince von der Memleket-Partei, stimmten knapp 0,5 Prozent. Er hatte seine Kandidatur allerdings kurz vor der Wahl zurückgezogen, sein Name konnte aber nicht mehr von allen den Stimmzetteln entfernt werden.
+++ Istanbuls Bürgermeister Ekrem Imamoglu (CHP): Kilicdaroglu wird neuer Präsident der Türkei.
Oppositionskandidat Kilicdaroglu wird nach Angaben von Istanbuls Bürgermeister Imamoglu, der ebenfalls zur Opposition gehört, die Wahl gewinnen. Dies zeigten die ersten Auszählungsergebnisse, erklärt er unter Berufung auf oppositionsnahe Medien, die ihn mit 47 Prozent der Stimmen knapp vorne sehen. Er ruft die türkische Bevölkerung auf, die Wahlergebnisse der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu nicht zu beachten. Der Bürgermeister von Ankara, Yavas, der ebenfalls oppositionellen CHP angehört, äußerte sich ähnlich.

Kilicdaroglu selbst twitterte: "Wir liegen vorne".
+++ Scharfe Kritik von Präsident Erdogan und der AKP an frühzeitigen Äußerungen der Opposition zum Wahlergebnis
Präsident Erdogan bezeichnete die Äußerungen der Opposition während der laufenden Auszählung als "Raub des nationalen Willens". AKP-Sprecher Celik warf der Opposition eine "diktatorische Haltung" während der Stimmauszählung vor.
+++ Auch bei der Parlamentswahl fällt Erdogan mit dem Bündnis um seine AKP laut TRT nun unter 50 Prozent.
Laut dem Sender TRT ist das Bündnis um Erdogans AKP nach Auszählung von fast 93 Prozent der Stimmen nun unter 50 Prozent gefallen - die Tendenz ist auch hier weiter rückläufig. Derzeit liegt die sogenannte "Volksallianz" bei 49,8 Prozent der Stimmen.
Interview mit Frank Schwabe, Leiter der Wahlbeobachtungsmission des Europrats
+++ Wahlbeobachter aus Deutschland sind in der Türkei sind offenbar an ihrem Einsatz gehindert worden.
Wahlbeobachter der deutschen Partei Die Linke sind nach Angaben ihrer Vorsitzenden Wissler durch bewaffnete Polizisten am Betreten der Wahlbüros gehindert worden. Das sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. Die in den kurdisch geprägten Gebieten im Osten des Landes eingesetzten Beobachter aus Deutschland berichteten generell von einer hohen Präsenz bewaffneter Polizisten und Soldaten. Ihr Parteikollege Tas führte aus, dass nicht nur deutschen, sondern auch türkischen unabhängigen Wahlbeobachtern der Zutritt zu Wahlbüros verweigert worden sei. Zudem seien Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), die die Türkei-Wahl mit insgesamt 400 Experten überwachen, in den Kurdengebieten kaum vertreten gewesen, fügte Tas hinzu. Die Linken-Delegation war mit 19 Wahlbeobachtern auf Einladung der linksgerichteten, türkischen "Yesil Sol Partisi" vor Ort.
+++ Offenbar hat es eine Cyberattacke gegen die Tageszeitung "Sözcü" gegeben
Inmitten der türkischen Wahlen ist eine der bekanntesten Tageszeitungen Ziel eines Cyberangriffs geworden. Die Website des auflagenstarken Blatts "Sözcü", das dem Lager der Opposition zugerechnet wird, war am Sonntagabend zeitweise nicht erreichbar.
+++ Hohe Wahlbeteiligung bei beiden Wahlen gemeldet.
Die Wahlbeteiligung bei der Präsidentschaftswahl wird laut TRT mit 88,3 Prozent angegeben - rund drei Prozentpunkte mehr als 2018. Bei der Parlamentswahl sind es etwa genauso viele wie vor fünf Jahren: 86 Prozent.
+++ Grünen-Chef Nouripour hofft auf eine Abwahl des türkischen Präsidenten Erdogan.
Der Parteivorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen hofft ebenso wie Vertreter anderer deutscher Parteien auf eine Abwahl von Staatschef Erdogan. Im TV-Sender "Welt" sagte er, eine Niederlage könne einen großen Schritt zu mehr Rechtstaatlichkeit und zu einer besseren Einhaltung der Menschenrechte in der Türkei bedeuten. "Da gab es in den letzten Jahren einen Trend ganz weit weg davon. Das war erschreckend", fügte er hinzu.
+++ In einer richtungsweisenden Wahl haben die Menschen in der Türkei über den Präsidenten und ein neues Parlament abgestimmt.
Die Wahllokale schlossen am Sonntag um 17.00 Uhr (Ortszeit/16.00 MESZ). Umfragen zufolge könnte Präsident Erdogan nach 20 Jahren sein Amt verlieren. Sie deuten auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen ihm und seinem Herausforderer, Oppositionsführer Kilicdaroglu, hin. Belastbare Ergebnisse wurden für den späten Sonntagabend angekündigt.
+++ Nach Einschätzung der Wahlbehörde lief die Abstimmung ohne Probleme ab, Oppositionspolitiker meldeten kleinere Zwischenfälle aus verschiedene Provinzen.
Rund 64 Millionen Menschen im In- und Ausland waren zur Stimmabgabe aufgerufen. In Deutschland waren rund 1,5 Millionen Menschen mit türkischem Pass stimmberechtigt.
+++ Präsident Erdogan und sein Herausforderer Kilicdaroglu haben am Vormittag ihre Stimmen abgegeben.
Erdogan sagte in Istanbul, er wünsche sich eine Zukunft, die dem Land und der türkischen Demokratie nütze. Kilicdaroglu sagte in Ankara, man habe die Demokratie in der Türkei sehr vermisst. Der Frühling werde hoffentlich bald kommen.
+++ Auch international wird die Abstimmung in dem NATO-Land Türkei aufmerksam beobachtet.
Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Roth, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, die heutigen Abstimmungen in der Türkei seien vermutlich die letzte Chance für die Opposition, Staatschef Erdogan nach 20 Jahren auf demokratischem Weg zu schlagen. Es sei gut, dass zahlreiche internationale Wahlbeobachter vor Ort seien, sagte der SPD-Politiker. Nach Roths Einschätzung wäre es Erdogan zuzutrauen, dass er gegen ein missliebiges Ergebnis politisch und juristisch vorgeht.
Erdogan ist seit 2014 im Amt. Davor war er elf Jahre lang Ministerpräsident. Erhält heute kein Kandidat die absolute Mehrheit, kommt es am 28. Mai zu einer Stichwahl.
+++ Der Co-Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Sofuoglu, rechnet mit einem Sieg des Oppositionskandidaten Kilicdaroglu und hofft auf einen friedlichen Machtwechsel in der Türkei.
Sofuoglu betonte im Interview der Woche des Deutschlandfunks, sollte der Abstand beider Lager bei der Wahl in der Türkei nur gering sein, werde man womöglich eine Situation wie bei der Kommunalwahl 2019 in Istanbul erleben. Damals hatte der Kandidat der sozialdemokratischen Oppositionspartei CHP, Imamoglu, die Abstimmung gewonnen. Allerdings erklärte die Wahlkommission den Sieg für ungültig, nachdem die Regierungspartei AKP dagegen geklagt hatte. Sofuoglu sagte, die Opposition lasse sich jetzt nicht mehr alles gefallen.