Mittwoch, 24. April 2024

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Newsblog zum Coronavirus
+++ Die Entwicklungen vom 3. bis 6. September +++

In Österreich wird es nach Worten von Bundeskanzler Kurz für Geimpfte keinen weiteren Lockdown mehr geben. +++ Die Gesundheitsminister der Länder haben sich darauf geeinigt, die Quarantäne-Regeln in den Schulen neu zu ordnen. +++ Mallorca lockert die Corona-Maßnahmen. +++ Mehr im Newsblog.

06.09.2021
    Kinder mit einem rosa Schwimmtier baden im Meer vor den Hochhäusern des Touristenorts Benidorm
    Das Meer vor den Hochhäusern des Touristenorts Benidorm in Spanien (AFP/José Jordan)
    Montag, 6. September
    +++ In Österreich wird es nach Worten von Bundeskanzler Kurz für Geimpfte keinen weiteren Lockdown mehr geben. "Die Zeit der Lockdowns muss vorbei sein, weil wir jetzt die Impfung haben", sagte Kurz in einem ORF-Interview. Sollten Maßnahmen notwendig werden, etwa wenn es in den Krankenhäusern zu einer Überlastung kommt, soll es allerdings Einschränkungen für Ungeimpfte geben. Als Beispiele nannte der konservative Politiker die Nachtgastronomie und Großveranstaltungen.
    +++ Die 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer wollen den weltweiten Kampf gegen die Pandemie verstärken. Italiens Gesundheitsminister Speranza sagte zum Abschluss eines zweitägigen Treffens der G20-Gesundheitsminister in Rom, Ziel sei es, Impfstoffe in die ärmsten Länder der Welt zu bringen. Auch die Produktion solle ausgeweitet werden, damit weitere Staaten Vakzine herstellen könnten. In ihrer Abschlusserklärung verpflichten sich die Staaten dazu, an einem weltweiten Zugang zu sicheren und erschwinglichen Impfstoffen und Therapien gegen Covid-19 zu arbeiten.
    Ziel ist es, bis Ende dieses Jahres mindestens 40 Prozent der Weltbevölkerung immunisiert zu haben.
    Südafrika: Eine Krankenschwester gibt einem Patienten einen COVID-19 Test in der Ndlovu Klinik, 200 km nordöstlich von Johannesburg. Das Ndlovu-Zentrum führt eine Studie mit dem Johnson & Johnson COVID-19-Impfstoff durch, an der 602 Personen aus der Gemeinde teilnehmen. Foto: Jerome Delay/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
    Eine Klinik in Johannesburg/Südafrika (AP/Jerome Delay)
    +++ In Italien ist die durchschnittliche Lebenserwartung infolge der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr um 1,2 Jahre gesunken. In besonders betroffenen Regionen ging sie sogar um mehr als vier Jahre zurück, wie die Statistikbehörde Istat am Montag mitteilte. 2020 lag die Lebenserwartung landesweit demnach bei 82 Jahren, ein Jahr zuvor waren es noch 83,2 Jahre. Der seit Jahren andauernde Trend zu einer steigenden Lebenserwartung sei durch die Corona-Pandemie "und den daraus resultierenden starken Anstieg der Sterblichkeit" unterbrochen worden, teilte die Behörde mit.
    +++ Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA will in den nächsten Wochen ihre Bewertung einer Auffrischungsimpfung mit dem Covid-19-Impfstoff von Biontech/Pfizer abschließen. Der Antrag für die Verabreichung einer dritten Dosis des Vakzins sechs Monate nach der zweiten werde beschleunigt geprüft, teilte die EMA in Amsterdam mit. Dabei gehe es zunächst um Personen über 16 Jahren. Zudem überprüfe die Behörde Daten zu einer dritten Dosis eines der beiden mRNA-Wirkstoffe von Biontech/Pfizer sowie Moderna mit Blick auf stark immungeschwächte Menschen. Bei solchen halten Experten eine sogenannte Booster-Impfung nach gegenwärtigem Stand für dringender geboten als bei der breiten Masse.
    +++ Das Bundesgesundheitsministerium hat die Abschaffung kostenloser Corona-Schnelltests auf den Weg gebracht. In einem Entwurf zur Neufassung der Testverordnung, aus dem mehrere Medien zitieren, sind nach dem Wegfralll der bisherigen Regelung ab dem 11. Oktober nur noch wenige Ausnahmen vorgesehen. So soll es für 12- bis 17-Jährige eine Übergangsphase bis November geben, bevor auch bei ihnen Schnelltests bezahlt werden müssen.
    +++ Die Gesundheitsminister der Länder haben sich darauf geeinigt, die Quarantäne-Regeln in den Schulen neu zu ordnen. Sie folgen dem Vorschlag des Bundes, bei Infektionen in Schulen nur noch die direkten Sitznachbarn in Quarantäne zu schicken. Nach fünf Tagen soll es die Möglichkeit geben, sich "freitesten" zu können.
    Grundsätzlich soll nicht mehr die ganze Klasse bei einem Positivfall in Quarantäne gehen. Angewandt werden sollen die Regeln aber nur, wenn es Lüftungs-, Masken- und Testkonzepte in den Schulen gibt. Der Vorsitzende der Länder-Ressortchefs, Holetschek aus Bayern, sagte, dies solle als "Leitplanken" an die Gesundheitsämter weitergegeben werden. Ziel sei guter Infektionsschutz und so viel Präsenzunterricht wie immer möglich. Der Beschluss wurde laut Holetschek bei Enthaltung zweier Bundesländer angenommen.
    +++ Angesichts fallender Corona-Zahlen werden die Restriktionen auf der spanischen Baleareninsel Mallorca weiter gelockert. Wie die Regionalregierung mitteilte, dürfen ab morgen wieder Personen aus verschiedenen Haushalten zu nächtlichen Partys zusammenkommen. Weiter hieß es, in Gaststätten dürften im Innenbereich künftig bis zu acht Personen an einem Tisch bewirtet werden, im Außenbereich bis zu zwölf Personen.
    Auf Ibiza etwa mit höheren Corona-Zahlen bleibt das Party-Verbot dagegen vorerst in Kraft.
    Sie finden hier eine Liste der Risikogebiete.
    +++ Der Bund will sechs Projekte zur Entwicklung von Medikamenten gegen Covid-19 mit rund 150 Millionen Euro unterstützen. Das kündigte Forschungsministerin Karliczek in Berlin an. Es sollten Projekte bis zur Zulassung gefördert werden, die sich bereits in der fortgeschrittenen klinischen Entwicklung befänden. Geplant seien Studien sowohl mit mittelschwer als auch mit schwer bis hin zu kritisch erkrankten, beatmeten Patienten. Wann die Medikamente zur Verfügung stünden, sei noch offen, betonte die CDU-Politikerin.
    Ein Überblick über die Forschung an Medikamenten gegen Covid-19
    +++ Die Gesundheitsminister der Länder beraten heute über einheitliche Quarantäne-Regeln in der Corona-Pandemie in Schulen. Bislang gibt es höchst unterschiedliche Vorgaben für den Fall, dass sich in einer Klasse ein infizierter Schüler findet. Teilweise werden nur die Sitznachbarn in Quarantäne geschickt, teilweise ganze Klassen. Viele Schüler sind noch nicht geimpft, weil es derzeit keine Impfstoffe gibt, die für Kinder unter zwölf Jahren offiziell zugelassen sind.
    Schulanfängerin Ida meldet sich mit Mund-Nasen-Schutzmaske in der ersten Unterrichtsstunde der Klasse 1b in der Grundschule "Werner Lindemann". 
    Für Kinder unter 12 Jahren ist in Deutschland noch kein Corona-Impfstoff zugelassen. (dpa / picture alliance / Jens Büttner)
    +++ Die Bundesregierung hat angesichts steigender Infektionszahlen erneut dazu aufgerufen, Angebote zu Corona-Impfungen zu nutzen. Ihr Sprecher Seibert verwies auf eine geplante bundesweite Aktionswoche vom 13. bis 19. September. Dann seien alle Akteure vor Ort aufgerufen, unkomplizierte und kreative Angebote zu organisieren - etwa bei Sportvereinen, freiwilligen Feuerwehren, Kulturveranstaltern, Unternehmen, Ärzten oder Apotheken. Für einen sicheren Herbst und einen sicheren Winter zähle jede Impfung, betonte der Regierungssprecher.
    +++ Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Infektionen ist abermals gestiegen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts liegt sie jetzt bei 84,3. Am Vortag betrug der Wert 83,1 und eine Woche zuvor 75,8. Die Gesundheitsämter meldeten 4.749 neue Ansteckungen. Den Angaben zufolge starben acht weitere Menschen im Zusammenhang mit dem Virus. Damit stieg die Zahl der Corona-Toten seit Beginn der Pandemie auf hierzulande mehr als 92.350.
    +++ Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Wanderwitz, erwartet in den östlichen Bundesländern stark steigende Corona-Fallzahlen. Wenn überall die Schulferien zu Ende seien, würden die Infektionszahlen mit großer Sicherheit steigen, sagte der CDU-Politiker der Funke-Mediengruppe. Er begründete dies zum einen mit einer vergleichsweise hohen Zahl an ungeimpften Menschen. Zum anderen gebe es viele, die Corona-Schutzmaßnahmen verweigerten. Wanderwitz ergänzte, er rechne deshalb damit, dass die Inzidenzen im Osten in wenigen Wochen höher seien als jetzt im Westen.
    +++ Deutsche Amtsärzte fordern bundesweit einheitliche Quarantäneregeln bei Coronafällen in Schulen. Die Verunsicherung bei Eltern sowie beim Lehrpersonal durch die vielen unterschiedlichen Bestimmungen sei groß, sagte die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, Teichert, der Funke Mediengruppe. Zum Teil gebe es nicht nur unterschiedliche Verfahren zwischen den Ländern, sondern auch zwischen einzelnen Gesundheitsämtern. Die Länder müssten sich jetzt dringend auf bundeseinheitliche Regeln einigen.
    Hier haben wir die Diskussion über Durchinfizierung und Quarantäne an Schulen zusammengefasst.
    +++ Neuseeland hat den landesweiten Lockdown in der Corona-Pandemie nach drei Wochen weitgehend wieder aufgehoben. Nur in der Großstadt Auckland auf der Nordinsel Neuseelands würden die Regeln zunächst noch weiter gelten, kündigte Ministerpräsidentin Ardern an. Auckland gilt als Zentrum des aktuellen Corona-Ausbruchs. Ende August verzeichneten die Behörden mehr als 80 Fälle am Tag. Mittlerweile ist die Zahl auf etwa 20 gesunken.
    +++ Der australische Bundestaat Westaustralien will seine Grenzen innerhalb des Landes voraussichtlich erst wieder im kommenden Jahr öffnen. Erst wenn 80 bis 90 Prozent der Bevölkerung geimpft seien, dürften Menschen aus Regionen mit besonders hohen Infektionszahlen wie New South Wales, Victoria und Australian Capital Territory (ACT) wieder in den Bundesstaat einreisen, sagte Regional-Premierminister Mark McGowan. In Westaustralien befindet sich unter anderem die Metropole Perth mit fast zwei Millionen Einwohnern. Die inneraustralischen Grenzen sind seit Beginn der Pandemie immer wieder kurzfristig bei Corona-Ausbrüchen geschlossen worden. Die internationalen Grenzen sind schon seit März 2020 mit wenigen Ausnahmen dicht.
    +++ Das Qualifikationsspiel zur Fußball-Weltmeisterschaft zwischen Brasilien und Argentinien ist gestern Abend wegen mutmaßlicher Verstöße gegen die Corona-Bestimmungen abgebrochen worden. Vertreter der brasilianischen Gesundheitsbehörde und Polizisten gingen kurz nach Spielbeginn in Sao Paulo auf den Platz und holten vier argentinische Spieler vom Feld. Der Schiedsrichter beendete die Partie daraufhin. Die betreffenden Spieler stehen bei englischen Vereinen unter Vertrag. Die brasilianischen Behörden werfen ihnen vor, aus Großbritannien eingereist und dies bei der Ankunft in Brasilien verschwiegen zu haben. Deshalb war wenige Stunden vor dem Spiel Quarantäne für sie angeordnet worden. Die Spieler erhielten Geldstrafen und würden aus Brasilien abgeschoben, hieß es.
    Sonntag, 5. September
    +++ Zehntausende Menschen haben in Amsterdam gegen die Corona-Politik der niederländischen Regierung demonstriert. Die Stimmung bei dem Protestzug durch das Zentrum der Hauptstadt war friedlich, es wurde getrommelt und getanzt und Teilnehmer hatten Luftballons dabei, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Einige der Transparente richteten sich gegen die Regierung, andere gegen die Corona-Schutzimpfung, man wolle die Grundrechte zurück, hieß es unter anderem. "Gemeinsam für die Niederlande" lautete das Motto der Demonstration. Proteste gegen die Corona-Politik in den Niederlanden waren nicht immer friedlich verlaufen. Nachdem im Januar eine Ausgangssperre verhängt worden war, gab es schwere Krawalle in etlichen Städten mit Millionenschäden.
    +++ Japan will laut einem Medienbericht Impfausweise für Reisen ins Ausland einführen. Reisende könnten die digitalen Impfausweise mit QR-Code ab Dezember auf ihren Mobiltelefonen installieren, berichtet die Zeitung "Nikkei". Der Plan wurde im Vorfeld eines Regierungs-Treffens zum Thema "Digitale Gesellschaft" bekannt.
    +++ Deutschland will bis Jahresende einhundert Millionen Impfdosen für die internationale Corona-Impfkampagne zur Verfügung stellen. Das teilte Bundesgesundheitsminister Spahn am Rande eines Treffens mit seinen G20-Kolleginnen und Kollegen in Rom mit. Dies sei so viel wie man bislang selbst verbraucht habe, führte der CDU-Politiker aus. Ziel sei, bis zum Ende des Jahres mindestens 40 Prozent der Weltbevölkerung geimpft zu haben. Die Pandemie höre erst auf, wenn sie auf der ganzen Welt vorbei sei, fügte Spahn hinzu. Ansonsten könnten Varianten entstehen, die dann auch Deutschland wieder erreichten und zu Problemen führten.
    Spahn hatte zuvor noch zögernde Bürger*innen dazu aufgerufen, Angebote für Corona-Impfungen möglichst bald wahrzunehmen. Der CDU-Politiker sagte in Rom am Rande des G20-Treffens der Gesundheitsminister, um sicher durch die nächsten Monate zu kommen, brauche es noch fünf Millionen Impfungen und mehr in Deutschland, betonte Spahn. Vollständig geimpft sind bisher 61,2 Prozent der Bevölkerung.
    +++ Über die Corona-Impfungen fühlen sich die meisten erwachsenen Bundesbürger laut einer Umfrage gut informiert. Nach eigenem Bekunden gut über Wirkungen, Risiken und Nebenwirkungen im Bilde sehen sich 61 Prozent, wie die repräsentative Umfrage im Auftrag des Verbands der Privaten Krankenversicherung ergab. Bei Menschen ab 60 Jahren sagten dies 72 Prozent von sich, während es bei den 18- bis 29-Jährigen 48 Prozent waren.
    Bisher war die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen der zentrale Wert, um die Pandemie-Lage zu bewerten und Einschränkungen einzuführen. Nun soll die Belastung der Kliniken stärker in den Fokus rücken – und damit auch die Hospitalisierungsrate. Wir erklären, was es mit diesem Wert auf sich hat.
    +++ Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Infektionen ist abermals gestiegen. Sie liegt nach Angaben des Robert Koch-Instituts jetzt bei 83,1. Am Vortag betrug der Wert 80,7, eine Woche zuvor 74,1. Die Gesundheitsämter meldeten mehr als 10.400 neue Ansteckungen. Insgesamt haben sich damit in Deutschland mehr als vier Millionen Menschen nachweislich mit dem Erreger Sars-CoV-2 infiziert.
    Hier haben wir alle relevanten Zahlen des RKI für Sie zusammengetragen.
    +++ Die Berliner Polizei hat am Samstagabend erneut den Mauerpark im Stadtteil Prenzlauer Berg geräumt. Eine Einsatzkraft wurde dabei leicht verletzt, wie eine Polizeisprecherin am Sonntagmorgen sagte. Rund 1.200 Feiernde hätten sich am späten Abend noch in dem Park aufgehalten. Die Polizei habe daraufhin begonnen, das Gelände zu räumen. Vereinzelt wurde mit Flaschen auf die Beamten geworfen.
    Immer wieder sind in den vergangenen Wochen Tausende Menschen aufgrund der Corona-Pandemie für Partys in die Berliner Parks ausgewichen. Nach Anwohner-Beschwerden wegen der Lautstärke rückte in der Regel die Polizei an. Häufiger kam es dabei auch zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Feiernden und Beamten.
    +++ Die Gesundheitsminister der 20 wichtigsten Wirtschaftsnationen wollen heute in Rom weitere Schritte in der Corona-Pandemie beraten. Unter italienischem Vorsitz geht es auf dem zweitägigen G20-Treffen um den aktuellen Kampf gegen Covid-19 sowie um künftige Strategien gegen drohende Pandemien. Außerdem sprechen die Minister über Wege, wissenschaftliche Erkenntnisse und den Zugang zu Impfstoffen auf der Welt besser und gerechter zu verteilen.
    Menschen demonstrieren in Paris gegen Impfungen und den Gesundheitspass.
    Menschen demonstrieren in Paris gegen Impfungen und den Gesundheitspass. (dpa-Bildfunk / Adrienne Surprenant)
    +++ In Frankreich haben am achten Wochenende in Folge wieder Zehntausende Menschen gegen die verschärften Corona-Regeln demonstriert. Landesweit wurde zu 200 Protestzügen aufgerufen. In zahlreichen Städten wurden erneut Tausende Teilnehmer gezählt. Die Demonstrationen richteten sich gegen den von Präsident Macron und der Regierung verlangten Gesundheitspass zum Nachweis von Impfung, Genesung oder negativem Test sowie die Impfpflicht bestimmter Berufsgruppen.
    Der in der landesweiten Corona-App speicherbare Gesundheitspass wird mittlerweile unter anderem zum Besuch von Museen, Theatern, Kinos, Cafés und Restaurants sowie bei Reisen per Fernzug oder Flugzeug verlangt.
    Samstag, 4. September
    +++ Frankreich erwägt Lockerungen von Corona-Auflagen in großen Einkaufszentren. Wenn sich die Lage weiter entspanne, könnten die Vorschriften in den kommenden Tagen entschärft werden, sagt Arbeitsministerin Elisabeth Borne dem Radiosender France Inter. Seit Anfang August müssen Kunden in großen Shopping-Malls einen Gesundheitspass vorlegen, der sie als geimpft, genesen oder getestet ausweist. Kürzlich hatte die französische Supermarktkette Auchan beklagt, diese Vorschrift bremse ihr Geschäft aus.
    +++ In Slowenien sind Corona-Leugner in das Gebäude des staatlich finanzierten Senders RTVS in der Hauptstadt Ljubljana eingedrungen. Die Polizei nahm etwa 20 Menschen fest, die sich Zugang zum Nachrichtenstudio verschafft hatten. Diese hatten Berichten zufolge verlangt, dass der Sender ihre Meinung zur Pandemie und zu Impfungen zeigt. Zum Zeitpunkt des Vorfalls wurde nicht aus dem Studio gesendet. Seit Monaten demonstrieren Corona-Leugner immer wieder vor dem Gebäude des Senders und belästigen Angestellte.
    +++ Bundesgesundheitsminister Spahn hat erneut an die Ungeimpften appelliert, sich gegen das Coronavirus immunisieren zu lassen. Mit Blick auf die bevorstehenden Herbst- und Wintermonate sei die Impfquote in Deutschland noch zu niedrig, um eine Überlastung des Gesundheitswesens zu verhindern, sagte der CDU-Politiker der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Die Infektionszahlen bei Ungeimpften seien mehr als zehn Mal höher als bei Geimpften, 90 Prozent der Covid-Patienten auf den Intensivstationen seien ungeimpft. Spahn geht davon aus, dass man den - so wörtlich - harten Kern der Impfgegner-Szene nicht mehr überzeugen könne. Die Ablehnung dort habe schon fast religiös-fanatischen Charakter, sagte er. Es gebe aber noch zahlreiche Impfmuffel und Zweifler, denen die Gelegenheit und manchmal ein Argument fehle. Mit ihnen müssten Politik und Gesellschaft unbedingt im Gespräch bleiben, meinte Spahn.
    +++ Der Deutsche Lehrerverband lehnt eine Impfauskunftspflicht ab und spricht sich für die Einführung einer konsequenten 3G-Regel an den Schulen aus. Auf diese Weise lasse sich das Ziel eines hohen Gesundheitsschutzes im Schulbereich genauso erreichen wie mit der umstrittenen Impfauskunftspflicht, sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Wir lehnen eine Impfauskunftspflicht ab, weil wir glauben, dass ein derart tiefer Eingriff in die Persönlichkeitsrechte des Einzelnen auch im Schulbereich nicht gerechtfertigt ist", erklärte er. "Im Übrigen gehören Lehrkräfte zu der Berufsgruppe mit den höchsten Impfquoten."
    Hand eines Schülers einer fünften Klasse, der sich während einer Unterrichtsstunde meldet. Im Hintergrund des Bildes schreibt die Lehrerin an die Tafel. 
    Was sollen Schülerinnen und Schüler lernen – und welcher Stoff kann womöglich aus dem Lehrplan fliegen? (picture alliance / dpa / Marijan Murat)
    +++ Erstmals seit mehr als sechs Monaten ist in Neuseeland ein Todesfall nach einer Infektion mit dem Coronavirus gemeldet worden. In einem Krankenhaus in Auckland sei eine um die 90 Jahre alte Frau gestorben, teilte das Gesundheitsministerium mit. Sie litt demnach noch an anderen Erkrankungen. Zuletzt hatte es in dem Pazifikstaat Mitte Februar einen Corona-Toten gegeben. Insgesamt wurden bislang 27 Todesfälle nach einer Corona-Ansteckung registriert. Wegen eines Corona-Ausbruchs im August mit nunmehr 782 Fällen gelten in dem Land strikte Einschränkungen.
    +++ In Deutschland ist die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen leicht gestiegen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts beträgt sie nun 80,7. Gestern lag der Wert bei 80,2, vor einer Woche bei 72,1. Die Gesundheitsämter meldeten dem RKI binnen eines Tages 10.835 Neuinfektionen. 24 weitere Todesfälle wurden verzeichnet. Insgesamt sind in Deutschland seit Beginn der Pandemie 92.325 Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben.
    Auf den Intensivstationen der Krankenhäuser werden derzeit 1.211 Menschen mit Covid-19 behandelt. 605 von ihnen werden laut dem DIVI-Intensivregister invasiv beatmet. Die aktuelle Hospitalisierungsrate gibt das RKI erst später bekannt.
    +++ Bei einer von der US-Regierung für September geplanten Kampagne für Auffrischungsimpfungen könnte einem Insider zufolge zunächst ausschließlich der Impfstoff von Pfizer und Biontech zum Einsatz kommen. US-Rivalen der beiden Pharmakonzerne seien dafür mit ihren Zulassungsanträgen noch nicht weit genug, sagt eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Johnson & Johnson hat noch gar keine Genehmigung beantragt. Moderna reichte am Freitag letzte Daten ein. Ursprünglich war geplant, ab 20. September 100 Millionen Auffrischungsimpfungen zu verabreichen. Die Kampagne startet dem Insider zufolge nun in kleinerem Umfang.
    Leere Ampullen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer gegen das Corona-Virus SARS-CoV-2
    Leere Ampullen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer gegen das Corona-Virus SARS-CoV-2 (pictura-alliance / dpa / Sven Hoppe)
    +++ Unionskanzlerkandidat Laschet hält den Kompromiss der Großen Koalition zur Abfrage des Corona-Impfstatus von Beschäftigten für unzureichend. Aus Gründen der Betriebssicherheit sollte es Arbeitgebern erlaubt sein, sich nach Impfungen in der Belegschaft zu erkundigen, sagte er der Funke Mediengruppe und fügte hinzu: natürlich unter der Voraussetzung, dass diese Informationen vertraulich blieben. Leider sei eine umfassende Regelung mit der SPD nicht machbar gewesen. Immerhin habe man erreicht, dass Arbeitgeber in besonders sensiblen Bereichen wie in Kitas, Schulen, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen ein Auskunftsrecht bekämen. Darauf hatten sich CDU, CSU und SPD gestern geeinigt. Am Dienstag soll der entsprechende Gesetzentwurf vom Bundestag beschlossen werden.
    +++ Die Praxisärzte werben für mehr Corona-Impfungen im Herbst. "Jetzt geht es vor allem darum, die noch Unentschlossenen zu erreichen", sagte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Gassen, der Deutschen Presse-Agentur. "Hier sollte der Hauptfokus der Anstrengungen liegen, noch vor den Auffrischimpfungen." Dabei gelte: "Erlaubt ist, was hilft." So seien niederschwellige Impfangebote ohne Terminvereinbarungen gute Beispiele für sinnvolle Maßnahmen. "Wir müssen Vertrauen in die Impfung erreichen und sie nicht mit Zwang durchsetzen wollen." Das Impf-Tempo war zuletzt stark zurückgegangen.
    +++ Knapp drei Monate vor Beginn der Weihnachtsmarktsaison planen viele Veranstalter mit mehr Platz für Besucher und 3G-Kontrollen. "Wir sind zuversichtlich und bereiten den Weihnachtsmarkt am Kölner Dom wie in den letzten Jahren vor", sagte eine Sprecherin des Marktes. Vielerorts soll es stichprobenartige Kontrollen der 3Gs geben - also eines Nachweises, dass Besucher geimpft, getestet oder von Corona genesen sind. Auch in München, Dresden oder Dortmund gehen die Veranstalter zunächst davon aus, dass der Markt stattfinden kann. "Die Vorfreude ist natürlich viel, viel größer als letztes Jahr", sagte ein Sprecher der Dortmunder Schausteller.
    +++ Der Jenaer Infektiologe Mathias Pletz hat davor gewarnt, die Corona-Maßnahmen im gerade begonnenen Schuljahr vorschnell komplett aufzuheben. "Nach allem, was wir über Delta wissen, kann man es nicht einfach laufen lassen", sagte der Direktor des Instituts für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene am Uniklinikum Jena der Deutschen Presse-Agentur. Man wisse noch nicht genau, ob Kinder schwerer an der inzwischen vorherrschenden Delta-Variante erkranken als an den bisher in Deutschland kursierenden. Es gebe zumindest Berichte über steigende Hospitalisierungsraten bei Kindern und jungen Erwachsenen. Außerdem sei die Impfquote noch zu niedrig, um das Risiko einer kompletten Durchseuchung einzugehen und alle Maßnahmen aufzuheben.
    +++ Bundesgesundheitsminister Spahn schließt eine Impfpflicht für Ärzte und Pflegekräfte weiter aus. "Wir haben versprochen, dass es keine Impfpflicht geben wird, für wen auch immer", sagte der CDU-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Sich impfen zu lassen, bleibe eine freie Entscheidung. "Aber wer sich zum Beispiel als Pflegekraft nicht impfen lassen will, kann nicht erwarten, dass er dann noch in engstem Kontakt mit schwerstkranken Menschen arbeiten kann."
    +++ In Hessen gelten mit dem Anstieg der Corona-Inzidenz auf über 100 wieder schärfere Regeln in einzelnen Kommunen. Das Konzept der Landesregierung sieht etwa Teilnehmer-Beschränkungen für Veranstaltungen, strengere Vorschriften fürs Tragen von Masken sowie eine umfangreichere Nachweispflicht der 3G-Regel für Gastronomie, Sportstätten, Freizeiteinrichtungen und Kulturangebote vor.
    Reger Andrang in der Einkaufsstraße und Fußgängerzone Zeil in der Innenstadt von Frankfurt am Main.
    Die Corona-Inzidenz in Frankfurt am Main liegt über 100. Die Stadt hat reagiert: Hier gelten wieder strengere Corona-Regeln. (imago/Ralph Peters)
    Freitag, 3. September
    +++ Die britische Impfkommission hat sich überraschend gegen flächendeckende Impfungen von 12- bis 15-Jährigen ausgesprochen. Die JCVI erweiterte zwar ihre Impfempfehlung für an Herz, Lungen und Leber erkrankte Kinder und Jugendliche dieser Altersgruppe, eine allgemeine Impfempfehlung wollte sie aber nicht aussprechen. Zur Begründung hieß es am Freitag in einer Mitteilung der Gesundheitsbehörde Public Health England, "die gesundheitlichen Vorteile einer Impfung" seien für gesunde Menschen dieser Altersgruppe "marginal". Bislang lautete die Empfehlung der Kommission, 12- bis 15-Jährige nur zu impfen, wenn sie in die Gruppe der besonders durch Covid-19 gefährdeten Menschen fallen. Dazu gehören beispielsweise Menschen mit unterdrücktem Immunsystem.
    +++Die Europäische Arzneimittelbehörde untersucht das Risiko einer bestimmten Entzündungserkrankung nach Covid-Impfungen. Vorausgegangen sei ein Bericht über ein solches "Multisystem-Entzündungssyndrom" - MIS - nach der Impfung mit dem Wirkstoff von BioNTech und Pfizer, teilte die EMA mit. Ein 17-Jähriger in Dänemark sei betroffen gewesen, inzwischen aber vollständig genesen. MIS war zuvor mit Covid-19-Erkrankungen in Verbindung gebracht worden. Laut EMA wurde bei dem Jungen aus Dänemark aber keine Infektion nachgewiesen.
    Der Eingangsbereich der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) im Amsterdam.
    Virus Outbreak Netherlands Johnson (AP)
    ++ Die Bundesregierung stuft zahlreiche Länder als Corona-Hochrisikogebiete ein, darunter auch Serbien und Albanien. Die neue Einstufung gilt ab dem kommenden Sonntag. Ebenfalls als Hochrisikogebiete eingestuft werden Aserbaidschan, Guatemala, Japan, die Palästinensischen Gebiete und Sri Lanka, wie das Robert Koch-Institut mitteilte. Reisende aus solchen Gebieten, die nicht geimpft oder genesen sind, müssen für zehn Tage in Quarantäne. Man kann diese frühestens nach fünf Tagen mit einem negativen Test beenden. Für vollständig Geimpfte und Genesene gibt es keine Quarantänepflicht.
    +++ Ab dem kommenden Montag gelten für die Einreise aus Deutschland in die Niederlande neue Regeln. Reisende müssen dann einen negativen Corona-Test vorweisen oder belegen, dass sie vollständig geimpft oder genesen sind. Ausgenommen von der Regelung sind Kinder unter 12 Jahren. Grund für die Änderung sei die verschlechterte Corona-Lage in Deutschland, wie das Außenministerium in Den Haag mitteilte. Mehr
    +++ Hessen will die landesweite Sieben-Tage-Inzidenz künftig getrennt nach geimpften und ungeimpften Menschen ausweisen. Landesgesundheitsminister Klose sagte, die Differenz sei groß und belege eindrücklich, wie wirksam eine Impfung sei. Bezogen auf die Altersgruppe ab zwölf Jahren liege die Inzidenz in der Gruppe der gar nicht oder unvollständig Geimpften bei 262,3 pro 100.000 Einwohner. Bei den vollständig geimpften Menschen betrage der Wert 12,7.
    +++ Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat die Vorlage der Großen Koalition für die geplante Impfstatus-Abfrage gebilligt. Darüber sollen die Abgeordneten am Dienstag in einer Sondersitzung entscheiden. Union und SPD hatten sich darauf verständigt, dass Arbeitgeber bestimmter Bereiche abfragen dürfen, ob ihre Beschäftigten gegen das Corona-Virus geimpft sind. Dazu zählen unter anderem Kitas, Schulen, Pflege- und Behinderteneinrichtungen sowie Obdachlosenunterkünfte. Die Regel soll zur Anwendung kommen, solange eine epidemische Lage von nationaler Tragweite besteht. Der Bundestag hatte sie zuletzt bis zum 24. November verlängert. Mehr
    +++ In den USA arbeiten Forscher an einem neuartigen Desinfektionsmittel, das sieben Tage lang wirken soll. Mit Hilfe von Nanopartikeln und Silber könnte es deutlich länger als bisher gebräuchliche Mittel gegen Viren schützen. Mehr
    +++ Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen ist erneut gestiegen. die Zahl heute früh mit 80,2 an - gestern hatte der Wert bei 76,9 gelegen, vor einer Woche bei 70,3. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 14.251 Corona-Neuinfektionen. Es wurden 45 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus verzeichnet.
    Die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Hospitalisierungen liegt laut dem aktuellen RKI-Lagebericht bei 1,74. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5.
    +++ In Altenpflege und Kinderbetreuung sollen Arbeitgeber nun doch nach dem Impfstatus ihrer Beschäftigten fragen dürfen. Darauf einigte sich die Große Koalition am späten Abend, wie Bundesgesundheitsminister Spahn im Deutschlandfunk bestätigte. Es sei wichtig, dass besonders sensible Gruppen gut geschützt würden, argumentierte der CDU-Politiker. Dazu soll das Infektionsschutzgesetz ausgeweitet werden. Es erlaubt die Impfstatus-Abfrage bereits in Krankenhäusern, Arztpraxen sowie in der ambulanten Pflege und bei Rettungsdiensten, um über den Einsatz von Mitarbeitern entscheiden und den Infektionsschutz gewährleisten zu können. Die Möglichkeit soll aber nur für die Dauer der sogenannten "epidemischen Lage von nationaler Tragweite" gelten, die der Bundestag kürzlich für drei weitere Monate festgestellt hatte.
    +++ Die neue hochansteckende Coronavirus-Variante "My" ist in Kolumbien inzwischen der vorherrschende Virusstamm. Ein Vertreter der kolumbianischen Gesundheitsbehörde erklärte im Hörfunk, die Virusvariante sei verantwortlich für die bisher tödlichste Welle der Corona-Pandemie im Land. Bei Untersuchungen von Corona-Toten wurde nach Angaben des Behördensprechers bei fast zwei Dritteln das My-Virus nachgewiesen. Die Weltgesundheitsorganisation stuft My als "Variante von Interesse" ein. Sie weise Mutationen auf, die das Risiko einer Resistenz gegen Impfstoffe befürchten ließen. Die Variante wurde auch in weiteren südamerikanischen Ländern sowie in Europa nachgewiesen.
    +++ Die Zahl der Menschen, die sich gegen das Coronavirus impfen lassen, steigt nach Angaben des Robert Koch-Instituts nur noch langsam. Aktuell liegt der Anteil der vollständig immunisierten Menschen in Deutschland bei rund 61 Prozent. Von Ende Juli bis Ende August habe die Impfquote lediglich um 10 Prozentpunkte zugelegt. Zudem gibt es regional große Unterschiede: In Bremen sind laut RKI mehr als 70 Prozent der Menschen vollständig geimpft, in Sachsen nur 52 Prozent. Um eine ausgeprägte vierte Welle im Herbst und Winter unwahrscheinlich zu machen, wäre nach Einschätzung des RKI eine Impfquote von mindestens 85 Prozent erforderlich.
    Virologe Christian Drosten im Deutschlandfunk-Interview: "Mit dieser Impfquote können wir nicht in den Herbst gehen"
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