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Newtons einziger Fehler
Die merkwürdige Drehung der Merkurbahn

Mitte des 19. Jahrhunderts bemerkten die Astronomen eine unerklärliche Bewegung des Planeten Merkur. Das Perihel, der sonnennächste Punkt der elliptischen Merkurbahn, verschiebt sich um knapp 6 Bogensekunden pro Jahr.

Von Dirk Lorenzen | 20.11.2015
    Falschfarbendarstellung einer Merkurhemisphäre
    Planet auf Abwegen: Merkurs Umlaufbahn lässt sich nicht allein mit dem Newtonschen Gravitationsgesetz erklären (NASA)
    Die Anziehungskräfte der anderen Planeten können diesen Wert zum größten Teil erklären, aber eben nicht komplett. Die Veränderung der Bahn um weitere 0,43 Bogensekunden pro Jahr blieb lange ein Rätsel - und so fahndeten die Forscher fieberhaft nach dem unbekannten Störeffekt.
    Manche machten die Anziehungskraft eines weiteren Planeten noch innerhalb der Merkurbahn dafür verantwortlich, andere die Abplattung der Sonne. Doch kein Erklärungsversuch konnte wirklich überzeugen.
    Das ehrwürdige Newtonsche Gravitationsgesetz funktionierte bestens - nur beim Merkur schien es nicht ganz auszureichen. Die zusätzliche Drehung der Merkurbahn erklärte erst Albert Einstein mit seiner allgemeinen Relativitätstheorie.
    Dass der neue Ansatz zwanglos die Bewegung Merkurs komplett erklären konnte, verhalf der Idee Einsteins schnell zu großer Akzeptanz in Fachkreisen.
    Die zusätzliche Drehung kommt durch die Krümmung der Raumzeit durch die Masse der Sonne zustande. Auch bei den anderen Planeten gibt es dieses Phänomen, doch ist es bei diesen viel kleiner - denn sie sind weiter von der Sonne entfernt und die Bahnen sind nicht so elliptisch.
    Im Jubiläumsmonat der allgemeinen Relativitätstheorie zeigt sich das Objekt, an dem sie ihren ersten Test bestanden hat, nicht am Himmel. Merkur lässt sich erst kurz nach Weihnachten wieder bestaunen.