Donnerstag, 25. April 2024

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Niedergang eines großen Forschungslandes
Venezuela als Asteroid, aber ohne Astronomie

Der Asteroid mit der Nummer 9357 trägt den Namen Venezuela. Diesen Namen hat er seinem Entdecker Orlando Naranjo zu verdanken. Der Astronom hat den Asteroiden 1992 entdeckt – vom Observatorium Llano de Hato aus.

Von Dirk Lorenzen | 07.08.2019
Ein Bild aus besseren Zeiten: Das Observatorium Llano de Hato vor gut 15 Jahren
Ein Bild aus besseren Zeiten: das Observatorium Llano de Hato vor gut 15 Jahren (Tello)
In dieser Sternwarte nordwestlich von Mérida in den venezolanischen Anden sind Himmelsbeobachtungen seit vielen Jahren nicht mehr möglich. Im Zuge der "Bolivarischen Revolution" der Machthaber Hugo Chávez und Nicolás Maduro wurde das Observatorium de facto zerstört.
Fast alle Astronomen haben das Land verlassen
In den Kuppeln und Gebäuden hausen Menschen. Manche Häuser werden als Ställe genutzt. Die Teleskope, die einst zu den weltweit besten gehörten, werden nicht mehr gepflegt. An einen regulären Beobachtungsbetrieb ist nicht zu denken. Fast alle Astronomen haben das Land verlassen. Wer nicht zur Regierungspartei gehört, hat es in Venezuela schwer, eine staatlich bezahlte Stelle zu bekommen.
Himmelsforschung liegt völlig brach
Ohnehin haben die verbliebenen Techniker und Forscher im mehr als sechzig Kilometer entfernten Hauptquartier in Mérida höchst selten Treibstoff, um aus der Universitätsstadt zum Sternwartenberg zu fahren. So liegt die einst blühende Himmelsforschung völlig brach.
Der Asteroid Venezuela steht derzeit am Nordrand des Steinbocks
Der Asteroid Venezuela steht derzeit am Nordrand des Steinbocks (Stellarium)
Der Asteroid Venezuela – entdeckt zu besseren astronomischen Zeiten dieses Landes – erreicht heute im Sternbild Steinbock seine erdnächste Stellung des Jahres. Doch mit einem Abstand von mehr als 270 Millionen Kilometern bleibt er auch heute auf großer Distanz zu den bedrückenden Umständen in "seinem" Land.