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Niederlande
Protest gegen Kürzungen im Deutschunterricht

Viele Niederländer wehren sich gegen den Plan ihrer Bildungsministerin, den Deutschunterricht an Berufsschulen einzuschränken oder womöglich abzuschaffen. Vor allem in Städten der Deutsch-Niederländischen Grenzregion ist man sicher: Das gefährdet Jobchancen von jungen Leuten.

Von Claudia Zimmermann | 11.12.2013
    Die niederländische Bildungsministerin plant den Deutschunterricht an den Berufsschulen einschränken, und womöglich Deutsch als Pflichtfach ganz abschaffen. Kein Deutsch mehr an niederländischen Berufsschulen? Das können sich viele Niederländer, vor allem in den Grenzregionen, nicht vorstellen. Peter van Heyst, Projektmanager der Industrie und Handelskammer in Roermond will auf die Barrikaden gehen:
    "Ganz schlechte Idee und da sollten wir auch gemeinsam mit allen Schulen gegen oppositionieren, wir sollten endlich kapieren, dass wir in Wirtschaft, Schule alles auf Deutsch als erste Sprache setzen, nicht auf Englisch."
    Und deshalb haben zahlreiche Bürgermeister einen Protestbrief an die Ministerin geschrieben. Jos Som, Bürgermeister des Grenzortes Kerkrade, in der Nähe von Aachen hat ihn mitunterschrieben:
    "Für die Niederländer ist es ganz wichtig, dass man die Sprachen beherrscht, wir sind ein kleines Land, für uns ist Arbeit ganz wichtig, also die deutsche Sprache ist wichtig für uns. "Wir richten uns in das Osten, das ist für uns Aachen, Würselen, Baesweiler, das ist unser Hinterland."
    Und da gibt es für die Niederländer viele Arbeitsplätze. Täglich pendeln viele nach Deutschland:
    "Zum Beispiel RWTH in Aachen da arbeiten hier Hunderte und Hunderte Leute in Deutschland, man soll die Sprache kennen."
    Statt weniger organisiert man in Kerkrade gerade mehr Deutschunterricht. Das gilt sogar als europäisches Vorzeigeprojekt, so Bürgermeister Jos Som:
    "Deutschland ist wichtigster Bündnispartner"
    "Hier in Kerkrade hat man Eurobabel, niederländische Lehrer gehen nach Deutschland und Deutsche Lehrer kommen nach Holland und geben Unterricht. Wenn Europa besteht, dann muss man das machen, was Menschen zusammenbringt und das ist zum Beispiel eine Sprache."
    Joost van den Acker, Fraktionsvorsitzender der VVD, vergleichbar mit der deutschen FDP, im Parlament der niederländischen Provinz Limburg ist gegen die Pläne der Bildungsministerin:
    "Deutschland ist unser wichtigster Bündnispartner, und unser wichtigster Handelspartner in den Niederlanden, und genau diese Grenzprovinzen und ihre Einwohner, die über den Grenzen arbeiten müssen, weil es hier nicht genug Jobs gibt, müssen die auch die Sprache lernen."
    Und deshalb mobilisiert die Politik sich gegen die Pläne den Deutschunterricht einzuschränken. In der Provinz Limburg soll in Zukunft sogar an allen Grundschulen die deutsche Sprache gelehrt werden, so Politiker Joost van den Akker.
    "Und im Jahre 2014 wird dafür 500.000 Euro schon eingesetzt, um Projekte dafür zu unterstützen."
    Angelika Fülbier-Phillipen aus Heinsberg unterrichtet am Cita Verde-Berufskolleg in Maastricht Floristik und Deutsch. Das Fach Deutsch abzuschaffen, sei schlecht für die Schüler:
    "Hier in der Region ist es so, viele Gartencenter und Blumenläden sind davon abhängig, dass auch deutsche Kunden kommen, und ein deutscher Kunde wird gerne in seiner Sprache angesprochen, da ist es wichtig, die Schüler zu trainieren, dass sie auch ein Verkaufsgespräch führen kann."
    Ohne Deutsch hätten die Schüler schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt, meint Jeroen Janssen vom Citaverde Berufskolleg:
    "Es ist sehr wichtig für unsere Schüler die deutsche Sprache gut zu sprechen für den Beruf, und hier in der Region Maas-Rhein da brauchst du die deutsche Sprache."