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Niedersachsen
Auf der Suche nach Glyphosat-Alternativen

Ein Weiter-so in Sachen Glyphosat darf es nicht geben: Darin sind sich Vertreter von CDU, SPD und Grünen im Landtag in Hannover einig. Ob und welche Alternativen für die Landwirtschaft in Niedersachsen bestehen, darüber gehen die Meinungen jedoch auseinander.

Von Dietrich Mohaupt | 15.12.2017
    Ein Traktor bringt Glyphosat auf einem Feld in Niedersachsen aus
    Ein Traktor bringt Glyphosat auf einem Feld in Niedersachsen aus. Das Pestizid dient zur Unkrautbekämpfung. (picture alliance/ dpa/ Steven Lüdtke)
    Den Einsatz von Glyphosat künftig auf verpachteten Gemeindeflächen zu verbieten, sei noch keine grundsätzliche Lösung – aber ein wichtiges Signal, betont der Artlander Gemeinderat Holger Fuchs-Bodde Gottwald von den Grünen:
    "Einfach, um einen Anfang zu finden, gesellschaftlich – auf unterschiedlichen Ebenen, sich nicht auf die hohe Ebene zu verlassen! Und ich bin auch der Ansicht, dass es jetzt auch in Deutschland – genau wie in Frankreich – zu dem Komplettverbot durch Diskussion kommen kann."
    Es geht um mehr als um Gesundheitsrisiken
    Komplettverbot trotz weiterer Zulassung durch die EU – für den leidenschaftlichen Bio-Imker geht es bei dieser Auseinandersetzung um mehr als nur um einen Streit über die Einschätzung konkreter Gesundheitsgefahren durch Glyphosat:
    "Wir müssen insgesamt gesellschaftlich längerfristig eine andere Landwirtschaft entwickeln. Die jetzige Art der Produktion ist eine Sackgasse!"
    Wenn Landwirte zum Beispiel auf Mais-Monokulturen setzen, also Jahr für Jahr auf den gleichen Äckern immer wieder nur Mais anbauen, und dabei nach der Ernte im Herbst den Boden bis zur neuen Aussaat im Frühjahr unbearbeitet lassen – dann müsse tatsächlich das dort wuchernde Unkraut mit der chemischen Keule vernichtet werden. Gottwald fordert, umzudenken:
    "Es gibt viele Biobetriebe, es gibt auch konventionelle Betriebe, die auch in der bäuerlichen Landwirtschaft zusammengefasst sind, die wirklich Landwirtschaft betreiben, auf Fruchtfolgen zurückgreifen – man kriegt das in den Griff, man kann dann wirklich vollwertige Nahrungsmittel erzeugen und hat keine Folgekosten für die Gesellschaft!
    Ein Plädoyer für die traditionelle Landwirtschaft
    Ein Plädoyer für traditionelle Landwirtschaft mit Fruchtfolgen, mit dem Einsatz bodenverbessernder Pflanzen, die über die Wintermonate auf den Feldern Erosion verhindern, die das Unkraut erst gar nicht so massiv wuchern lassen und die mit Pflug oder Grubber als Gründünger vor der Frühjahrsbestellung in den Boden eingearbeitet werden.
    Der Landvolkverband ist die niedersächsische Filiale des konservativen Deutschen Bauernverbandes. Auf die Frage nach Alternativen zur chemischen Allzweckwaffe Glyphosat antwortet eine Verbandssprecherin knapp, dass Glyphosat ein weiterhin zugelassenes Mittel sei, das die Landwirte gemäß den gesetzlichen Vorgaben und nach den Grundsätzen der guten fachlichen Praxis auch weiterhin einsetzen werden.
    Im CDU-geführten Agrarministerium in Hannover will sich jedoch die neue Ressortchefin Barbara Otte-Kinast nicht einfach nur komplett zurücklehnen:

    "Wir Niedersachsen müssen einfach die Chance der nächsten fünf Jahre nutzen, zu gucken, welche Alternativen haben wir, was ist möglich, was ist machbar – und das natürlich immer in enger Absprache immer auch mit dem Umweltministerium."

    Dessen Chef wiederum – SPD-Mann Olaf Lies – geht einen Schritt weiter. Er hätte sich gewünscht, dass die EU einen klaren Zeitplan für ein konkretes Aus für Glyphosat beschlossen hätte, kritisierte er im Landtag:

    "Was aber passiert ist in Brüssel, ist, dass eine Entscheidung getroffen worden ist, fünf Jahre zu verlängern und die Hersteller schon angekündigt haben, mit Beginn 2019 den nächsten Verlängerungsantrag zu stellen. Kein Ausstieg sofort ohne Lösung für die Landwirtschaft - aber kein einfach Weiter-so ohne über Alternativen mit Nachdruck nachzudenken, das kann nicht sein."