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Nigeria
Boko Haram brennt Dörfer nieder

Die Terrororganisation Boko Haram verfolgt weiter mit aller Gewalt ihr Ziel, im Norden Nigerias einen Gottesstaat zu errichten. Bei einem Großangriff töteten sie offenbar Hunderte Menschen. Präsident Goodluck Jonathan geht derweil auf Wahlkampftour und verspricht, er werde das Land voranbringen. Sein Militär ist derzeit aber machtlos.

09.01.2015
    16 Ortschaften im Bundesstaat Borno wurden in den vergangenen Tagen offenbar vollständig niedergebrannt, berichtete ARD-Korrespondent Alexander Göbel im Deutschlandfunk. Der Regierungsbeamte Musa Bukar sagte der BBC, die Stadt Baga mit rund 10.000 Einwohnern "gibt es praktisch nicht mehr." Sie sei komplett niedergebrannt. Diejenigen, die vor Boko Haram fliehen konnten, berichteten ihm den Angaben zufolge von zahlreichen Leichen, die auf der Straße liegen. Er sprach von rund 2.000 Menschen, die getötet wurden. Zwei örtliche Beamte wiesen das entschieden zurück. Es gebe aber möglicherweise Hunderte Opfer, räumte einer von ihnen ein.
    Militär will Stützpunkt zurückerobern
    In Baga befindet sich ein strategisch wichtiges Militärcamp. Die dort stationierten Soldaten waren vor den Boko-Haram-Kämpfern geflohen und ließen die Zivilbevölkerung schutzlos zurück. Rund 20.000 Menschen sind nach Angaben von Behördenvertreter Bukar aus Baga und den anderen Orten geflüchtet. Etwa 560 Menschen hätten Schutz auf einer Insel im Tschad-See gesucht und harrten dort ohne Nahrung aus.
    Inzwischen hat die Armeeführung angekündigt, die Ortschaften zurückzuerobern. Der Großangriff von Boko Haram trifft Afrikas bevölkerungsreichsten Staat wenige Wochen vor den Präsidentschaftswahlen. Amtsinhaber Goodluck Jonathan will am 14. Februar wiedergewählt werden und ist derzeit auf Wahlkampftour.
    Der Vormarsch der Terrorgruppe ist ein wichtiges Thema im Wahlkampf. Immer wieder gibt es Berichte, wonach Militärs aus eigennützigen Motiven mit Boko Haram zusammenarbeiten. Nigeria gibt inzwischen ein Fünftel seines Staatshaushalts für die Rüstung aus, berichtete Korrespondent Göbel. Das Geld versickere auf dem Weg zu den Soldaten in verschiedene Kanäle. Die Profiteure hätten ein Interesse daran, dass der Terror andauere, damit das Geld weiter fließe. Zudem leidet die Wirtschaft unter den fallenden Ölpreisen.
    UNO fordert Freilassung von Kindern
    Boko Haram will im Norden Nigerias und in den angrenzenden Gebieten Kameruns und des Tschads einen islamischen Gottesstaat errichten. Die Gruppe verübt immer wieder Anschläge und nimmt Menschen als Geiseln. ARD-Korrespondent Göbel sagte, der Staat habe in der Region keine Kontrolle. "Große Teile Nordnigerias sind Boko-Haram-Gebiet."
    Die Terrorgruppe hatte im April 2013 weltweit für Empörung gesorgt mit der Entführung von 276 Schulmädchen. Mehr als 200 sind immer noch in ihrer Gewalt. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon rief Boko Haram dazu auf, Hunderte entführte Kinder "sofort und bedingungslos" freizulassen.
    (hba/jcs)