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Nigeria
Kandidaten nahezu gleichauf

Herausforderer Muhammadu Buhari liegt bei der Präsidentschaftswahl in Nigeria mit rund zwei Millionen Stimmen knapp vor Amtsinhaber Goodluck Jonathan. Bislang sind allerdings erst die Stimmen in der Hälfte der Bundesstaaten ausgezählt, ein enger Ausgang zeichnet sich ab.

31.03.2015
    Herausforderer Muhammadu Buhari bei der Stimmabgabe
    Herausforderer Muhammadu Buhari bei der Stimmabgabe (afp / Pius Utomi Ekpei)
    In Nigeria hatten am Wochenende Präsidentschafts- und Parlamentswahlen stattgefunden. Die Unabhängige Wahlkommission veröffentlichte am Montagabend zunächst die Ergebnisse aus der Hälfte der Bundesstaaten sowie aus der Hauptstadt Abuja. Demnach lagen Buhari und sein Oppositionsbündnis Partei der Fortschrittlichen (APC) in zehn Staaten vorn, Jonathan und seine Regierungspartei PDP gewannen in acht Staaten sowie in der Hauptstadt.
    Muslim Buhari im Norden stark - der Christ Jonathan im Süden
    Der Ausgang der Wahl bleibt allerdings offen, da die Ergebnisse aus großen Bundesstaaten im Süden wie Lagos und Rivers noch nicht vorlagen. Die Bekanntgabe des Endergebnisses wird für heute erwartet. Der Sieger muss neben der Mehrheit der Stimmen auch mindestens 25 Prozent der Wähler in zwei Dritteln aller Bundesstaaten hinter sich bringen. Andernfalls gibt es eine Stichwahl.
    Buhari entschied unter anderem den wichtigen nördlichen Bundesstaat Kano für sich - allein dort lag er mit fast 1,7 Millionen Stimmen vor Jonathan. Kano ist der zweitgrößte Bundesstaat des Landes nach Lagos im Süden und muslimisch geprägt. Jonathan kann wiederum im christlichen Süden des Landes auf Unterstützung zählen. Er entschied mehrere Südoststaaten sowie den religiös eher durchmischten zentralen Staat Plateau für sich.
    Religiös gespaltenes Land
    Sollte Oppositionsführer Buhari neuer Präsident werden, wäre es der erste Wahlsieg der Opposition seit der Rückkehr des Landes zur Demokratie 1999. Der 72-jährige frühere Militärherrscher Buhari war bereits von 1983 bis 1985 Staatsoberhaupt und kam damals nach einem Putsch an die Macht.
    Nigeria ist religiös gespalten. Der Muslim Buhari versprach die Bekämpfung der grassierenden Korruption und einen Sieg über den islamistischen Terror im Norden des Landes durch Boko Haram. Jonathans Kritiker hatten dem Präsidenten immer wieder vorgeworfen, den Aufstand der Gruppierung nicht in den Griff zu bekommen. Seit 2009 haben die sunnitischen Extremisten im Nordosten Nigerias mindestens 14.000 Menschen getötet, allein seit Jahresbeginn nach UNO-Angaben 1000 Zivilisten. Der christliche Amtsinhaber und seine regierende Demokratische Volkspartei (PDP) hatten die Wähler mit der Aussicht auf Kontinuität umworben.
    Wahlberechtigte stehen vor einem Wahllokal im nigerianischen Aguleri Schlange.
    Wahlberechtigte stehen vor einem Wahllokal im nigerianischen Aguleri Schlange. (pa/dpa/EPA)
    Konflikte über Gültigkeit der Ergebnisse
    UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon teilte mit, die Wahl sei weitestgehend friedlich und ordentlich verlaufen. Nach Angaben der USA und Großbritanniens kam es allerdings offenbar zu Unregelmäßigkeiten. Es gebe Anzeichen für eine vorsätzliche politische Einmischung, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung beider Länder. Zuvor hatte die Afrikanische Union den Verlauf der Abstimmung als demokratisch bezeichnet. Der CDU-Europaabgeordnete Joachim Zeller war offizieller EU-Wahlbeobachter in Nigeria, er berichtete im Deutschlandfunk von "Mängeln".
    Rund 70 Millionen Wahlberechtigte waren in Afrikas bevölkerungsreichstem Land an die Urnen gerufen. Der westafrikanische Staat ist mit fast 180 Millionen Einwohnern das mit weitem Abstand bevölkerungsreichste Land des Kontinents. Nigeria ist der größte Ölexporter Afrika und auch dessen größte Volkswirtschaft. Die Mehrheit der Nigerianer lebt jedoch in großer Armut.
    (nch)