Nirvana

"Here we are now, entertain us"

Von Fabian Elsäßer · 05.04.2014
Kurt Cobain galt als einer der Urväter des Grunge, einer am Punk orientierten Spielart des Rock. Er hatte schon länger an Drogensucht und Depressionen gelitten, als er seinem Leben mit einer Schrotflinte gewaltsam ein Ende setzte.
"I'm Chuck Roberts, and today Rock and Roll has lost one of it's most promising Stars. Kurt Cobain, the lead singer of Nirvana, has apparently comitted suicide.”
Der CNN-Nachrichtensprecher übertrieb in dieser Meldung vom 5.4.1994 nicht, als er Kurt Cobain einen der vielversprechendsten Rockstars seiner Zeit nannte. An diesem Tag hatte sich der Sänger und Gitarrist der Band Nirvana im Alter von 27 Jahren in seiner Garage erschossen.
Band Nirvana löste wahre Revolution aus
1994 erwarteten Millionen von Jugendlichen auf der ganzen Welt tatsächlich noch sehr viel von diesem etwas ungelenk wirkenden jungen Mann mit dem melancholisch verschleierten Blick. Schließlich war es noch nicht lange her, dass der Sänger zusammen mit seiner Band Nirvana eine wahre Revolution im Musikgeschäft ausgelöst hatte.
Ende 1991 tauchte der Nirvana-Titel "Smells like Teen Spirit" plötzlich überall in den Hitparaden auf. Bis dahin alles dominierende Popkünstler, allen voran Michael Jackson, wirkten dagegen geradezu altmodisch.
Mit "Smells like Teen Spirit" und dem dazugehörigen, bis heute mindestens 20 Millionen Mal verkauften Album "Nevermind" ebnete die Gruppe dem Grunge-Rock den Weg, jener rohen, am Punk orientierten Spielart des Rock. Die Haltung dahinter beschrieb Kurt Cobain so:
"Punkrock sollte Freiheit bedeuten, tun zu können was man will, so schlampig wie man will, so lange es gut und leidenschaftlich ist."
Cobain kam früh mit Drogen in Berührung
Die erste Band ihrer Art war Nirvana nicht einmal. Kurt Cobain als unangefochtener Anführer des Trios aber hatte nicht nur musikalisches Talent, er bot der so getauften Generation X mit seiner aufgewühlt-traurigen Aura auch hohes Identifikationspotential. Das galt ebenso für die ironisch-bissigen Texte: "Here we are now, entertain us."
Kurt Cobain war ein Scheidungskind und stammte aus einfachen Verhältnissen in einer Kleinstadt nördlich von Seattle. Früh kam er mit Drogen in Berührung. Außerdem litt er jahrelang an Magenproblemen, die ihm das Essen zur Qual machten, wie er einmal in einem Interview erklärte.
"Ich hatte solche Schmerzen, dass mir alles egal war – ob ich in einer Band war oder überhaupt am Leben. Als meine Band erfolgreich wurde, wurde mir irgendwann bewusst, dass ich selbstmordgefährdet war."
Mehrere Suizidversuche unternommen
Seinen ersten Suizidversuch hatte er schon als Teenager unternommen. Todessehnsucht, die Angst vor dem Alleinsein und Verlassenwerden sind Themen, die auf allen drei Nirvana-Studioalben wiederkehren. Wenige Wochen vor seinem Freitod hatte Cobain in Rom eine Überdosis Tabletten genommen. Als er sich schließlich erschoss, war er eben aus einer Entzugsklinik nach Hause geflohen.
Weggefährten wie Chris Cornell, Sänger der Band Soundgarden, halten Kurt Cobain für ein Opfer des eigenen Erfolgs.
"Es dauert nur vier Minuten, bis man durch seine Heimatstadt Aberdeen durchgefahren ist. Wenn man aus so etwas kommt und dann so groß wird wie er, dass man sogar verändert, wie Menschen über populäre Musik denken - das muss eine der verwirrendsten Erfahrungen sein, die jemand durchmachen kann. Das ist traurig, denn ich denke mir, hätte er nur sechs Monate länger durchgehalten, er hätte es überstanden."
An die 80 Jugendliche sollen kurz nach Kurt Cobains Selbstmord weltweit seinem Beispiel gefolgt sein. Immer noch gibt es junge Männer, die sich mit blonder Perücke, Karohemd und Gitarre vor Seattles Stadtsilhouette fotografieren lassen. Doch ein Pilgerort wie etwa Jim Morrissons Grab in Paris war Cobain-Fans nie vergönnt - seine Witwe, die schillernde Courtney Love, verstreute seine Asche an den verschiedensten Orten.
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