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Nobelpreis 2016 für Physik
Auszeichnung für drei britische Forscher

Die in den USA tätigen Wissenschaftler David Thouless, Duncan Haldane und Michael Kosterlitz bekommen in diesem Jahr den Nobelpreis für Physik. Das verkündete das Komitee des Karolinska-Instituts in Stockholm. Geehrt werden die Forscher für theoretische Arbeiten in der Physik.

04.10.2016
    David J. Thouless, F. Duncan Haldane und J. Michael Kosterlitz als Bilder auf einem Computer bei der Pressekonferenz in Stockholm
    David J. Thouless, F. Duncan Haldane und J. Michael Kosterlitz werden den Physik-Nobelpreis erhalten. (AFP - JONATHAN NACKSTRAND)
    Die drei Briten bekommen die Auszeichnung für "theoretische Entdeckungen topologischer Phasenübergänge und topologischer Phasen von Materie", hieß es auf der Pressekonferenz des Karolinska-Instituts. Zur einen Hälfte geht die Auszeichnung an den emeritierten Professor der Universität Washington in Seattle, Thouless. Die andere Hälfte teilen sich Haldane von der Universität Princeton und Kosterlitz von der Brown University in Providence.
    Die drei Wissenschaftler hätten mit ihrer Grundlagenforschung "Fortschritte für das theoretische Verständnis der Mysterien von Materie gebracht" und "neue Perspektiven für die Entwicklung innovativer Materialien geschaffen", hieß es in Stockholm. "Sie haben hochentwickelte mathematische Methoden angewendet, um ungewöhnliche Phasen oder Zustände von Materie zu erforschen, so wie Supraleiter, Supraflüssigkeit oder dünne magnetische Schichten."
    Hoffnung auf effizientere elektronische Bauteile
    Mit den von Thouless, Haldane und Kosterlitz entwickelten mathematischen Modellen lässt sich verstehen, warum merkwürdige Dinge passieren, wenn man Elementarteilchen ihre Bewegungsfreiheit nimmt. Mit den mathematischen Modellen der drei Forscher konnten zuvor registrierte Quanteneffekte bei exotischen Materialien erst verstanden werden. Außerdem konnten die Forscher Prognosen abgeben, welche Materialien wie Halbleiter und Supraleiter für weitere Entwicklungen interessant sein könnten. Durch die prämierten Modelle könnte die Entwicklung von neuen Speicherchips oder supraleitenden Kabeln ermöglicht werden.
    Aus den Erkenntnissen der drei Wissenschaftler ergebe sich großes Potenzial im allgemeinen Bereich von elektronsichen Bauelementen, erklärte Martin Wolf vom Fritz-Haber-Institut der May-Planck-Gesellschaft gegenüber dem DLF. Eine Vision sei dank der Modelle elektronische Bauelemente herzustellen, mit denen deutlich weniger Wärmetransport oder Wärmeentwicklung entstehe, so der Physiker. "Je weiter man kommt mit geringerem elektrischen Widerstand und geringeren Wärmeverlusten zu arbeiten, desto effizienter kann man elektronische Bauelemente entwickeln." (Das komplette Interview mit Wolf zum Nachhören.)
    Der Nobelpreis für Physik kurz erklärt von Ralf Krauter aus "Forschung aktuell":
    Reaktion eines Preisträgers
    Auf der Pressekonferenz wurde Haldane per Telefon zugeschaltet. Er sei über die Nachricht sehr überrascht und dankbar gewesen, teilte er mit. Zu seiner Forschung sagte er: "Es war wie bei vielen Entdeckungen: Du stolperst über sie und musst einfach begreifen, dass du dort etwas sehr Interessantes gefunden hast."
    Die Nobelpreise sind mit umgerechnet rund 830.000 Euro dotiert. Sie werden am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel, verliehen. Gestern wurde bereits bekannt gegeben, dass der Zellforscher Yoshinori Ohsumi mit dem Medizinnobelpreis ausgezeichnet wird. Morgen wird verkündet, wer 2016 den Nobelpreis für Chemie erhält.
    (copi/am)