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Norddeutsches Exzellenznetzwerk gestartet

Exzellenz: Das Wort ist im Wissenschaftsbereich in aller Munde. Jeder möchte neuerdings zu den Besten zählen. Und auch Niedersachsen will dabei sein: Wissenschaftsminister Lutz Stratmann hat heute Morgen in Delmenhorst den Startschuss für ein Norddeutsches Exzellenz-Netzwerk von Doktoranden gegeben. Ein Ausgleich dafür, dass im Norden der Republik keine einzige Hochschule in die begehrte Exzellenzförderung gekommen ist?

Von Folkert Lenz | 12.02.2007
    "Wir wollen uns im Norden besser aufstellen. Und wir wollen im Norden etwas tun, das im Süden in dieser Weise nicht gemacht wird. Nämlich: Die Besten der Besten noch mal zusätzlich zu fördern."

    Die Ziele sind hochgesteckt, wie der Rektor des Hanse-Wissenschaftskollegs in Delmenhorst, Gerhard Roth, durchblicken lässt. Norddeutschland will Dampf machen und zeigen, dass es auch hier Elite-Akademiker gibt. Und: Die Politik will die Crème de la Crème des Nachwuchses zusammenbringen - über Fachgrenzen und Disziplinen hinweg. Niedersachsens Wissenschaftsminister Lutz Stratmann:

    "Ich habe immer gesagt, dass ich es für richtig halte, dass wir uns zur Elite bekennen. Dass wir stärker Eliteförderung - gerade auch an unseren Hochschulen - betreiben sollten. Und wir haben gesagt: Okay, wir beginnen mit einem ersten Schritt. Dieser erste Schritt wird durch das Norddeutsche Exzellenz-Netzwerk jetzt zum Ausdruck gebracht."

    Norddeutsches Exzellenz-Netzwerk - das heißt: 15 ausgewählte Doktoranden erhalten in den kommenden zwei Jahren die Möglichkeit, sich auszutauschen und gemeinsam zu lernen. Vier Mal treffen sie sich für eine Woche in Delmenhorst und sollen dabei auch über den Tellerrand ihrer Fachdisziplin blicken. Philosophen sitzen dann neben Hirnforschern, Informatiker neben Linguisten. Die Hoffnung des Ministers: So könnten auch Netzwerke zwischen den Graduiertenprogrammen der norddeutschen Universitäten entstehen.

    "Ich glaube, dass wir in der Wissenschaftspolitik ohnehin hier in Norddeutschland viel enger zusammenrücken sollten. Und ich bin deshalb einigermaßen froh, dass für uns Wissenschaftsminister im Norden eigentlich die Ländergrenzen nicht mehr existieren. Sondern wir tatsächlich versuchen, die Dinge gemeinsam voranzubringen. Manchmal scheitert es eher noch an den Grenzen der Hochschulen, die sich eifersüchtig natürlich beäugen."

    Bei der ersten Seminarreihe sind Teilnehmer vor allem von niedersächsischen Hochschulen dabei. Jeweils einer kommt aus Sachsen-Anhalt und Bremen. Bei einem weiteren Durchgang könnten aber auch Promotionsanwärter aus Schleswig-Holstein und Hamburg dabei sein, hieß es.

    In dieser Woche soll es im Hanse-Wissenschaftskolleg um die "Natur des Geistes" gehen. Ausgewählt wurden nur die besten Doktoranden. Sie treffen auf renommierte und international anerkannte Dozenten - alles gestandene Forscher, die dem Nachwuchs später auch Türen öffnen sollen. Genau das hat die Doktoranden Malte Ahlers und Tim Kraft gereizt:

    "Als Philosoph sitzt man an seinen Büchern. Das sind die besten Freunde. Man denkt viel nach, aber man kommt wenig dazu, mit Menschen zu reden, die ganz was anderes machen. Und das kann ich hier tun.

    Das war eigentlich von Beginn meines Studiums an ein Punkt, der mich interessiert hat: gerade der Grenzbereich zwischen Philosophie und Neurowissenschaften. "

    Dass auf dem interdisziplinären Angebot nun auch die Exzellenz-Etikette klebt, war für die beiden Promovierenden allerdings nicht ausschlaggebend.

    "Ich neige zwar zur Eitelkeit, aber in dem Punkt war mir das ziemlich egal. Ich habe mich da rein thematisch orientiert. Ich halte mich auch nicht für übermäßig exzellent. Da ist einfach rein inhaltlich bei mir die Entscheidung gefallen.

    Das gehört einfach dazu zum Wissenschaftsbetrieb, dass man exzellent ist. Oder das zumindest behauptet. Und deshalb kann das Wort nicht so richtig ziehen."

    Für den Wissenschaftspolitiker Stratmann war diese Exzellenzinitiative aber lange überfällig. Die Förderung der Besten will Stratmann nun auf Studierende, später auch auf Schüler ausdehnen.

    Der Chef des Wissenschaftskollegs in Delmenhorst, Gerhard Roth, ist zuversichtlich, dass alle norddeutschen Hochschulen von dem Projekt profitieren können:

    "Alle reden vom Exzellenz-Wettbewerb und von Eliteuniversitäten und Ähnlichem. Und es gibt ein gewisses Gefälle zwischen Süden und Norden. Und der Norden soll nun hier auch leuchten und einen besonderen Leuchtturm bilden."