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Nordkorea-Konflikt
Droht eine neue Eskalation?

Der Streit um das nordkoreanische Atom- und Raketenprogramm spitzt sich weiter zu: Während Nordkorea offenbar kurz davor steht, erneut einen nuklearen Sprengsatz zu testen, droht US-Präsident Donald Trump mit Gegenschlägen. Militärexperten warnen indes vor einer Eskalation. Die Strategie gegenüber Nordkorea müsse Eindämmung und Abschreckung sein.

Von Marcus Pindur | 15.04.2017
    Militärparade in Nordkorea anlässlich des 105. Geburtstag des vor 23 Jahren gestorbenen Präsidenten Kim Il Sung.
    Militärparade in Nordkorea anlässlich des 105. Geburtstag des vor 23 Jahren gestorbenen Präsidenten Kim Il Sung. (AFP/Ed Jones)
    Der UN-Sicherheitsrat hatte Nordkorea bereits vor Jahren Atom- und Raketentests untersagt. Der nordkoreanische Diktator Kim Jong Un hat sich jedoch nie daran gehalten. Kim verschärft seit einiger Zeit die Provokationen gegen die internationale Staatengemeinschaft.
    Allein im vergangenen Jahr ließ er zwei Atomwaffentests vornehmen, gleichzeitig arbeitet das Land an der Entwicklung von Langstreckenraketen, mit denen atomare Sprengköpfe bis in die USA getragen werden könnten.
    Experten zufolge steht ein erneuter nordkoreanischer Atomwaffentest kurz bevor. Eventuell könnte zum heutigen 105. Geburtstag des verstorbenen Staatsgründers Kim Il Sung ein nuklearer Sprengsatz gezündet werden.
    Verdächtige Aktivitäten auf dem Testgelände
    Die USA erwägen eine mögliche militärische Reaktion. Die Optionen würden geprüft, hieß es aus dem Weißen Haus.
    Außenminister Tillerson hatte bereits vor einem Monat erklärt: Falls Nordkorea zu einer tatsächlichen Bedrohung werde, dann seien alle Optionen auf dem Tisch.
    Bislang verfügt Nordkorea noch nicht über die Möglichkeit, atomare Sprengsätze auf Raketen zu transportieren, weil es die sogenannte Miniaturisierung noch nicht beherrscht. Deswegen testet das Land immer wieder nukleare Sprengköpfe. Nach Angaben eines Forschungsinstitutes der Johns-Hopkins-University zeigen öffentlich zugängliche Satellitenbilder verdächtige Aktivitäten auf dem nordkoreanischen Testgelände.
    Trump will Atomprogramm stoppen - auch im Alleingang
    Donald Trump hatte beim Besuch des chinesischen Präsidenten Xi offenbar dessen Zusage bekommen, mehr Druck auf Nordkorea auszuüben, um weitere Atom- und Raketentests zu unterbinden.
    Er habe ein sehr herzliches Gespräch mit Xi geführt, und man habe sich sehr gut verstanden, so Trump nach dem Treffen.
    In den vergangenen Tagen drohte Trump dann mehrfach damit, das Atomprogramm Nordkoreas notfalls im Alleingang zu stoppen. Am vergangenen Wochenende entsandte Washington als Demonstration der Stärke eine Flugzeugträgergruppe in Richtung der Koreanischen Halbinsel, der sich auch japanische Kriegsschiffe angeschlossen haben.
    Ex-Verteidigungsminister warnt vor vorschnellem Eingreifen
    Der ehemalige Verteidigungsminister in der Obama-Administration, Leon Panetta, warnte vor einem allzu forschen Vorgehen. Er wies darauf hin, dass die südkoreanische Hauptstadt Seoul mit 20 Millionen Einwohnern in Reichweite nordkoreanischer Artillerie liege.
    "Es wäre gefährlich, vorschnell einzugreifen, weil es auf jeden Fall eine militärische Reaktion Nordkoreas geben würde, die sich höchstwahrscheinlich gegen Seoul richten würde. Statt den Druck zu erhöhen, sollten wir uns zurückhalten und abwarten, was China tun kann. Trump schien doch mit den Aussagen des chinesischen Präsidenten Xi zufrieden zu sein. Geben wir China also eine Chance zum Handeln."
    Es habe einen guten Grund, warum kein amerikanischer Präsident bisher militärische Mittel gegen Nordkorea angewandt habe, und das sei die Verletzlichkeit der Zivilbevölkerung in Südkorea. Die Strategie gegenüber Nordkorea müsse Eindämmung und Abschreckung sein.
    Pence bricht zu Gesprächen in die Region auf
    Der Aufbau einer Raketenabwehr und auch die Präsenz amerikanischer Kriegsschiffe in der Region sei richtig. Gleichzeitig müsse man Druck auf China ausüben, Kim Jong Un zur Zurückhaltung anzuhalten, so der ehemalige Verteidigungsminister.
    Heute bricht US-Vizepräsident Pence zu einer Reise in die Region auf. Geplant sind Besuche in Südkorea, Japan, Indonesien und Australien. Bei den Gesprächen soll der Konflikt mit Nordkorea im Mittelpunkt stehen.