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Notfälle im Alter
Erste-Hilfe-Kurs für Senioren

Mit zunehmendem Alter treten auch bestimmte Erkrankungen immer häufiger auf. In Essen bietet das Deutsche Rote Kreuz deshalb seit 2015 einen Erste-Hilfe-Kurs für Senioren an. Detlef Zabel, Rettungssanitäter und Essener Referatsleiter für die Erste-Hilfe-Ausbildung, schildert die Besonderheiten des Kurses.

Von Lennart Pyritz | 14.05.2019
    Medizinstudenten führen eine Notfallversorgung an einem Dummy im Rettungswagen durch.
    Praktische Übungen im Erste-Hilfe-Kurs sollen auch die Angst vor hilfeleistenden Maßnahmen nehmen (dpa / picture-alliance / Britta Pedersen)
    "Besonderer Fokus wird eben gelegt auf diese akuten Erkrankungen wie Diabetes, Herzinfarkt und Schlaganfall; dann Sturzverletzungen, Schnittverletzungen, Verbrennungen in der Küche - wenn Töpfe mit heißem Wasser umfallen, was machen wir da? Geht aber auch in den Bereich der Prävention, um zu gucken: Welche Möglichkeiten habe ich als Senior, tatsächlich noch zusätzliche Hilfe zu organisieren? Über den Notruf sprechen wir intensiv; über den Bereich Hausnotruf, wo man ja nur noch auf das Knöpfchen drücken muss, damit jemand vorbeikommt. Das sind so die Schwerpunktthemen.
    So ein bisschen ausgeklammert sind dann so Dinge wie Helmabnahme. Das wird bei Senioren nicht so gut ankommen und wird also komplett außen vor gelassen.
    Wir besprechen auch die Wohnungssituation. Das heißt, wir gehen auch auf Stolperfallen ein – wenn irgendwelche Läufer im Flur oder im Wohnzimmer liegen – und gehen da eben speziell auf solche Verletzungen ein.
    Das Schöne ist bei den Senioren, dass Senioren entsprechende Lebenserfahrung haben und auch schon einige Situationen erlebt haben; Situationen auch entsprechend schildern und dann halt eben nach Rat fragen, was man in solchen Situationen machen kann. Geht auch hier dazu über, dass entsprechende Fallbeispiele gemacht werden, also es nicht nur theoretischer Unterricht ist, sondern tatsächlich Praxis gemacht wird: stabile Seitenlage, Wiederbelebung, dass wir Verbände anlegen. Um mit dem Material, mit den entsprechenden Hilfeleistungen ein bisschen vertrauter zu werden, um die Angst auch zu verlieren.
    Schwerpunkte dem Alter der Kursteilnehmer angepasst
    Der Unterschied wird sein, dass – bei der Herz-Lungen-Wiederbelebung – die Puppe, an der geübt wird, nicht auf dem Fußboden liegt, sondern da aufgrund des Alters auch schon mal Knieprobleme, Rückenprobleme auftreten – da legen wir die schon mal auf den Tisch, so dass das Üben etwas einfacher ist. Aber immer hier auch mit dem Hinweis, dass in der Realität natürlich der Patient nicht auf den Tisch gelegt wird, sondern da muss man dann schon auf den Boden. Ist aber vom Kopf her, von der Situation her eine ganz andere Geschichte, und da schaffen das Senioren auch durchaus.
    Wir gehen natürlich im Rahmen der Lehrgänge auch auf Medikamentennutzung ein, schwerpunktmäßig bezogen auf die Medikamente, die vom Arzt verschrieben worden sind, aber auch Medikamente, die frei zu erwerben sind in den Apotheken. Da haben wir festgestellt, dass viele Senioren auch anfangen, Medikamente zu horten, unterschiedliche Medikamente gleichzeitig einzunehmen, dabei aber vergessen, dass es eine Wechselwirkung gibt, also Verstärkung oder Abschwächung der Medikamente.
    Und dass es dadurch unter Umständen auch zu der einen oder anderen Vergiftung kommen kann. Da also immer auch im Rahmen der Lehrgänge der Hinweis: Lest die Packungsbeilagen, fragt den Arzt, fragt den Apotheker. Gebt alle Medikamente an, die genommen werden, um da tatsächlich diesen Gefahren aus dem Weg zu gehen."