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Notizen aus Berlin
Tag 3 - Menschenströme und Passkontrolle

Schon vor Festspielbeginn war ein Filmname in aller Munde: "Fuocoammare" – zu deutsch "Feuer auf dem Meer". Als Dokumentation der Flüchtlingsinsel Lampedusa greift er das Thema der Stunde auf.

Von Maja Ellmenreich | 13.02.2016
    Auf dem Festspielgelände der Berlinale stehen orangefarbene Spendenboxen.
    Überall auf dem Festspielgelände stehen orangefarbene Spendenboxen. (Deutschlandradio.de/Maja Ellmenreich)
    In Sekundenschnelle staut es sich vor der Absperrung. Die Tür zum Lobbyvorraum lässt sich nur noch einen Spalt öffnen. Dahinter stehen die Journalisten in ihren warmen Winterjacken Schulter an Schulter, während hinter den stoisch lächelnden Einlassern der Gang leer ist. Unruhe macht sich breit: Man wird ja wohl noch reinkommen? Als ein britischer Filmkritiker die Stimme erhebt und um ein paar erklärende Worte bittet, geht es auch schon weiter. Kein Grund zur Panik, Sie kommen alle rein, murmelt einer der Studenten, dessen Aufgabe es ist, die Festspielpässe zu kontrollieren und die Menschenströme im Berlinale-Palast zu lenken.
    Ausgerechnet heute Morgen will keiner draußen bleiben, möchte jeder einen der samtig-roten Kinosessel ergattern. Denn auf dem Plan steht der Film, über den schon vor der Berlinale-Eröffnung gesprochen wurde: Gianfranco Rosis Dokumentarfilm "Fuocoammare". Er erzählt vom Leben auf und vom Überleben vor der Insel Lampedusa, die in den vergangenen Monaten als "Flüchtlingsinsel" zu trauriger Berühmtheit gelangte. Thematisch zweifelsohne der Film der Stunde. Gibt er Antworten? Bezieht er Stellung? Regt er zu Mitleid, zu Hilfsbereitschaft an? Das werden wir erst 107 Filmminuten später wissen. Die Berlinale als Veranstalter bekennt auf alle Fälle Farbe: Überall auf dem Festspielgelände stehen orangefarbene Spendenboxen. Es wird für die Traumabehandlung von Folteropfern gesammelt.