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November 2014: Mein Schatz

Zum Thema 'Mein Schatz' besucht »lyrix« im November das Rheinische Landesmuseum und das Stadtmuseum Simeonstift in Trier. Inspiration spenden ausgewählte Exponate und ein Text von Bas Böttcher.

01.11.2014
    Nach Schätzen suchten schon Helden, Piraten und Entdecker. Auf manchem Gold- oder Silberschatz lag - zumindest den Sagen und Geschichten nach - ein Fluch oder es wachte beispielsweise ein grausamer Drachen über den Aufbewahrungsort. Doch neben all dem Mystischen, den vielen Sagen und Märchen gibt es auch wahre Geschichten, die interessant und erinnernswert sind.
    Durch die voranschreitende Industrialisierung im 19. Jahrhundert fand eine gesellschaftliche Umwälzung statt, bei der viele Menschen ihre Arbeit verloren. Aus Existenzangst und mit der Hoffnung auf ein neues, bessere Leben emigrierten damals viele Menschen nach Amerika und begaben sich dort auf die Suche nach Gold. Zur Zeit des sogenannten Goldrauschs wurden längst nicht alle Menschen fündig oder gar reich. Viele überlebten nicht einmal die Anreise zu ihrem oftmals weit entfernten Ziel.

    Einen weiteren Goldrausch gab es noch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Südafrika. Doch auch heute gibt es noch abgewandelte Formen der Schatzsuche, besonders in rohstoffreichen Regionen. Dabei ist nach wie vor die Gier nach schnellem Profit treibende Kraft. Sogenannte "Blutdiamanten" werden meist illegal und unter menschenunwürdigen Bedingungen in Konfliktgebieten wie Angola und Sierra Leone geschürft und anschließend verkauft, meist um neue Waffen zu finanzieren.
    Aber es gibt noch ganz andere, viel positivere Konnotationen von "Schatz". Viele Menschen haben ihren persönlichen Schatz. Ob dies Erinnerungen, liebgewonnene Menschen oder Erbstücke sind, spielt hierbei keine Rolle. Alles mit einem besonderen, persönlichen Wert kann für uns der größte Schatz auf Erden sein.
    Der Trierer Goldschatz aus dem Rheinischen Landesmuseum Trier
    Trierer Goldschatz - Rheinisches Landesmuseum Trier (Rheinisches Landesmuseum Trier/Th. Zühmer)
    Unsere Exponate im November sind wertvolle Schätze und Errungenschaften aus vergangenen Zeiten. Im Rheinischen Landesmuseum liegt beispielweise der größte erhaltene Goldschatz der römischen Kaiserzeit, der mit über 2600 Münzen fast 19 Kilogramm wiegt.
    Die Porzellansammlung des Stadtmuseums Simeonstift
    Weißes Gold - Porzellansammlung des Stadtmuseums Simeonstift (Stadtmuseum Simeonstift)
    Unser zweites Exponat, diesmal aus dem Stadtmuseum Simeonstift, war eng mit den Alltag der Königshöfe vergangener Jahrhunderte verknüpft: das „weiße Gold" – Porzellan. Porzellan wurde 1710 erstmals in Europa hergestellt und entwickelte sich im Laufe des 18. Jahrhunderts zu einem äußerst prestigeträchtigen Wirtschaftszweig. Die in napoleonischer Zeit mit staatlicher Hilfe gegründete Trierer Porzellanmanufaktur produzierte hochwertige Ware, musste jedoch nach 12 Jahren wieder ihre Pforten schließen. Das Stadtmuseum Simeonstift besitzt eine überaus kostbare und umfangreiche Sammlung Trierer Porzellans.
    Zu unserem Monatsthema "Mein Schatz" wird am 4. November in Zusammenarbeit mit dem Rheinischen Landesmuseum und dem Stadtmuseum Simeonstift ein Aktionstag in Trier stattfinden. Für Schülerinnen und Schüler aus Trier und Umgebung werden Workshops mit Slam Poeten Bas Böttcher und Josefine Berkholz angeboten. Passenderweise haben wir bei Bas Böttcher auch einen Text zum Thema Schatz gefunden, den wir Euch als Inspiration für eigene Texte vorstellen.
    Schatzkarte (von Bas Böttcher)
    Zur Audio Version des Textes.
    Willkommen im Labyrinth von Wegen!
    Von wegen findet man den richtigen
    von Wegen gibt's nichts zu erzählen
    von wegen manche asphaltiert, manche blockiert
    Ein Freund von mir meint:
    Schlag deinen eigenen ein, begeh Gebiete querfeldein
    meide breite Schneisen, beispielsweise Highways
    auf den Trassen der Massen liegen plattgefahrene Hasen
    an den Pfaden seiner Reisen sei'n Oasen
    Doch ist das nur Gerede – von Wegen!
    Von wegen – man darf nie abkommen
    von Wegen die zum Ziel führen
    von wegen, manche stauen sich, manche erstaunen mich
    Ne Freundin von mir meinte neulich dies:
    "It's not which way you go, it's the way you go it though!"
    Schätze liegen jede Menge ungefunden rum
    schlummern im Untergrund, verborgen im Hintergrund
    doch keine Karte, die den Weg weiß, ihn weist oder beides
    An Knotenpunkten, Kreiseln und Sternen liegen mächtig
    viele Talente, unschätzbare Werte, wunderprächtig
    Es ist nur eine Frage der Hebetechnik
    Doch versteht die rein gar nichts – von Wegen!
    Von wegen ohne klare Richtung
    von Wegen mit Ausblick
    von wegen, manche geschwungen, manche verschlungen
    Ein Schnorrer in der U-Bahn meinte:
    Hey! Mein Weg ist unumkehrbar, auf Schienen ohne Ticket im Tunnel
    Oft entscheidet sich schon, in welchen Kreisen du dich rumtreibst
    ob du auf dem Damm oder auf der Strecke bleibst
    Statt Ausweg hab ich Einweg- und Mehrwegflaschen in Jutetaschen
    Bitte gehen Sie weiter
    hier gibt es nichts zu sehen
    bitte gehen Sie weiter
    Und der versteht schon was – von Wegen
    von wegen alle schon betreten
    von Wegen im Untergrund
    von wegen, manche schocken, manche verlocken
    Ich selber bin mein Leben lang am Suchen
    in Spiegelkabinetten, auf Landkarten
    in Spielstätten, auf Wanderpfaden
    Manchmal lauf ich Gefahr, aber wenigstens lauf ich
    manchmal geh ich verloren, aber wenigstens geh ich
    manchmal spiel ich verrückt, aber wenigstens spiel ich
    Und hab noch immer keinen Plan – von Wegen
    von Wegen, die sich gleichen
    von Wegen, die im Kreis führen
    von wegen, manche vertraut, manche verbaut.
    Und aus dem Publikum meinte neulich jemand zu mir
    Es gehört gar nicht so viel dazu
    man bekommt es irgendwie immer hin
    Wenn man nur will, dann wartet ein Weg auf jeden
    und auch mit einem harten Los geht's
    Es stimmte
    Es gehört gar nicht so viel dazu – so viel dazu.
    Man bekommt es irgendwie immer hin – immerhin.
    Wenn man nur will, dann wartet ein Weg auf jeden – auf jeden!
    Und auch mit einem harten Los geht's – los geht's!
    (aus: Bas Boettcher, "Vorübergehende Schönheit", www.poetry-slam-workshop.de)
    Schickt uns ein Gedicht über euren persönlichen Schatz oder lasst euch durch eine der vielen erfundenen oder wahren Schatz-Geschichten inspirieren. Wir sind sehr gespannt auf eure Texte!
    Hier findet ihr unsere E-Mail Vorlage. Die aktuellen Wettbewerbsbedingungen könnt ihr online nachlesen.
    Das Rheinische Landesmuseum Trier ist eines der wichtigsten archäologischen Museen in Deutschland. Mosaiken, Steindenkmäler und der größte römische Goldmünzenschatz der Welt erzählen hier von der glanzvollen Vergangenheit Triers als älteste Stadt Deutschlands und römische Kaiserresidenz.
    Das Stadtmuseum Simeonstift ist auf die Geschichte der Stadt und der Region vom Mittelalter bis zur Gegenwart spezialisiert. Malerei, Skulptur, Textilien und Kunsthandwerk ab dem 10. Jahrhundert dokumentieren das Leben Triers und seiner Menschen.
    Bas Böttcher, geb. am 31.12.1974 in Bremen, studierte in Weimar am Bauhaus Medienentwicklung und lebt seit 2000 in Berlin-Kreuzberg. Als reisender Dichter und Rezitator ist Bas Böttcher weltweit auf Tournee (USA, Kanada, Brasilien, Russland, Frankreich, uvam.). Im Zentrum der Arbeit von Bas Böttcher steht das gesprochene Wort. Beeinflusst haben ihn dabei Spoken-Word-Poesie und Rap ebenso wie die vom Dichter Walter Höllerer herausgegebenen "Dokumente zur Poetik". In der deutschsprachigen Gegenwartslyrik steht der Name Bas Böttcher seit Jahren exemplarisch für die lebendige Szene der Lesebühnen und Poetry Slams.
    Die Unterrichtsmaterialien für November zum Download