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Nur fünf Prozent des Etats für Dopingproben

Vor einigen Tagen hat die Welt-Antidopingagentur Wada ihre Bilanz für 2009 vorgelegt. Die 36 Seiten sind wie eine PR-Broschüre auf Hochglanz getrimmt. Die darin enthaltenen Zahlen künden allerdings nicht von Glanz, sondern eher von einem Feigenblatt des Weltsports.

Von Grit Hartmann | 28.07.2010
    Selbstverständlich geizt die Wada in ihrem Jahresreport nicht mit Eigenlob: Präsident John Fahey spricht von - Zitat - "einzigartigen Fortschritten" im zehnten Jahr seit Bestehen der Agentur. In einem Satz soll die frohe Botschaft lauten: Nie war es schwieriger, zu betrügen.

    Das muss nach Lektüre des Berichts bezweifelt werden. Ja, schon: Am 1. Januar 2009 trat der neue Welt-Antidoping-Code in Kraft - die Zulassung des indirekten Doping-Beweises markiert zweifellos einen Fortschritt im Kampf gegen das Drogenproblem des Spitzensports. Ein neues Abkommen mit Interpol soll beim Vorgehen gegen den Dopinghandel helfen. In Russland, Brasilien oder der Türkei assistierte die Wada nationalen Agenturen. Dass in Russland Wada-Kontrolleure massiv behindert wurden, machten jedoch Medien publik, nicht etwa die Wada. Die Koordinierungs- und Überwachungszentrale im weltweiten Anti-Doping-Kampf übte sich einmal mehr in Zurückhaltung - bezeichnend, seit der Australier Fahey den resoluten Kanadier Dick Pound im Spitzenamt abgelöst hat.

    Mehr noch werfen nackte Zahlen die Frage auf, ob sich die Wada wirklich um effektive Eindämmung des Pharmabetrugs sorgt: 27 Millionen US-Dollar wandte sie fürs operative Geschäft auf, davon 7,5 Millionen fürs Personal oder 2,6 Millionen für Reisen - aber nur 1,4 Millionen für Dopingtests, also magere fünf Prozent ihrer Ausgaben. Das kommt einer rasanten Minimierung gleich: 2002 steckte die Wada noch 3,9 Millionen in Kontrollen, das waren seinerzeit mehr als 20 Prozent ihres Jahresetats.

    Eine weitere irritierende Zahl: Das elektronische Wada-Meldesystem ADAMS enthält zwar Daten von 130.000 Sportlern. Doch 2009 gaben gerade einmal 11.000 Top-Athleten ihre Aufenthaltsorte ein - Voraussetzung für unangekündigte Kontrollen weltweit.

    Immerhin brachte es die Wada mit dem Forschungsetat von 6,5 Millionen Dollar auf einen Spitzenwert. Eine gute Nachricht? Eingedenk der Historie nicht unbedingt: So wurde der indirekte Test für Wachstumshormon und den insulinähnlichen Wachstumsfaktor IGF 1, gefragte Substanzen in der Doperszene, schon vor Jahren mit vielen Wada-Millionen zur Serienreife gebracht. Angewendet wird er nicht. Und die neue Ausdauer-Wunderdroge S 107 schaffte es gar nicht erst auf die Verbotsliste - obwohl auch dafür seit Anfang 2009 ein Test vorliegt.