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OECD Arbeitsmarktbericht
Ermutigende Signale aus Spanien und Griechenland

Die jährliche Arbeitsmarktanalyse der OECD betrachtet jüngste Entwicklungen für die Arbeitsmärkte der 34 EU-Mitgliedsstaaten. Daraus erkennbar ist in Spanien und Griechenland ein Trend zu sinkender Arbeitslosigkeit. Doch auch weiterhin gibt es Länder, in denen die Krise noch lange nicht überwunden scheint.

Von Ursula Welter | 03.09.2014
    Gerüstbauer arbeiten auf einer Baustelle.
    In manchen Branchen und Ländern könnte das Schlimmste der Krise überwunden sein. (picture-alliance / dpa / Christian Charisius)
    Die Arbeitslosigkeit in den OECD-Ländern wird auch im nächsten Jahr höher sein, als vor Beginn der Finanzkrise.
    "Dies bleibt die größte Herausforderung und das Wichtigste politische Thema," sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurriá in Paris. "Wir haben erst die Hälfte unserer Hausaufgaben gemacht".
    Hier und da zeichnen sich zwar Erholungen ab, in manchen Ländern aber ist die Lage weiterhin schlecht. In Frankreich und Italien ziehe die Arbeitslosigkeit sogar an.
    OECD-Generalsekretär Angel Gurriá nannte gleichwohl auch positive Entwicklungen: So habe Spanien für August soeben die besten Arbeitsmarktdaten seit zehn Jahren gemeldet, das sei ermutigend, und auch in Griechenland gehe es voran.
    "Die Zahlen sehen gut aus," berichtete der OECD-Generalsekretär aus den in Paris gerade laufenden Beratungen der Troika mit Griechenland.
    Niveau der deutschen Landzeitarbeitslosigkeit hoch
    Für Deutschland, Österreich, die Schweiz und Norwegen erwartet die OECD weiter sinkende Arbeitslosenraten. Allerdings gilt vor allem für Deutschland: Das Niveau der Langzweitarbeitslosigkeit ist weiterhin hoch, zehn Prozentpunkte über dem OECD-Durchschnitt.
    Für alle von Langzeitarbeitslosigkeit betroffene Länder gilt: Diese Strukturen lösen sich nicht automatisch auf, wenn die Wirtschaft wieder anzieht. Die OECD empfiehlt Deutschland konkret mehr Beschäftigungsprogramme, Lohnsubventionen, gezielte Beratung, Weiterbildung und Betreuung im neuen Job.
    In ihrem Arbeitsmarktbericht weist die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung darauf hin, dass weitere Lohnkürzungen in einigen Ländern "kontraproduktiv" wären.
    Der Mindestlohn in Deutschland sei prinzipiell richtig sei, 8,50 Euro Stundenlohn könnten jedoch für bestimmte Regionen und Branchen Deutschlands ein Risiko darstellen und Geringqualifizierten den Zugang zu Arbeit erschweren. Notfalls müssten die Mindestlohnregelungen nachgebessert werden, empfiehlt die OECD nicht zum ersten Mal.
    Auch die Qualität der Arbeit wurde untersucht
    Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hat sich in diesem Jahr zum ersten Mal auch die Qualität der Arbeitswelt angesehen, "da die meisten Menschen den größten Teil des Tages und einen bedeutenden Teil ihres Lebens am Arbeitsplatz verbringen", wie es in der Studie heißt.
    Für Deutschland kommt die Studie zu dem Schluss, dass die Einkommensungleichheiten vergleichsweise gering sind, die soziale Absicherung gut ist, dass aber die Arbeitsbedingungen aus Sicht der befragten Beschäftigten offenbar nicht in Ordnung sind: Viele Deutsche klagten über Stress, hohen Arbeits- und Zeitdruck, wenig Unterstützung im Job, schlechte Lernmöglichkeiten und schlechte zwischenmenschliche Beziehungen, schreibt die OECD.