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OECD bescheinigt Deutschland herausragende Wirtschaftsleistung

Wirtschaftsminister Philipp Rösler konnte sich über den von der OECD vorgelegten Wirtschaftsbericht freuen: Deutschlands Wirtschaftspolitik in der Krise wird darin gelobt. Aber es gibt auch Kritikpunkte. So arbeiten in Deutschland ein Drittel aller Frauen in Teilzeit, das ist viel im Vergleich zu anderen Ländern.

Von Andreas Baum | 14.02.2012
    Die OECD ist voll des Lobes für Deutschlands Wirtschaftspolitik in der Krise. Zwar gibt es keinen Grund, sich auf Lorbeeren auszuruhen, sagt Angel Gurría, der Generalsekretär der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), aber das Krisenmanagement sei vorbildlich gewesen, das Wachstumsmodell der Deutschen war geeignet, das Land durch schwere See zu navigieren.

    "Es wird Zeit, auf die Lektionen zu hören, die uns Deutschlands mit seiner exportorientierten Industrie gibt, und die zeigen, wie man eine dynamische und Wissensorientierte Volkswirtschaft aufbaut."

    Die Prognose der OECD bestätigt in der Tendenz andere Vorhersagen: In diesem Jahr gibt es eine Delle im Wachstum, 0,4 Prozent werden Deutschland vorhergesagt, im nächsten Jahr, 2013, sollen es dann wieder 1,9 Prozent werden. Insgesamt kein Grund zu Klage. Die deutsche Wirtschaft ist heute der Motor für ganz Europa, zwar gibt es Risiken – etwa eine Eintrübung der Weltwirtschaft, oder, noch akuter: Die Eurokrise – trotzdem kann Deutschland sich auf mehrere Säulen stützen, es kann aus einem Potenzial von Fachkräften schöpfen und aus dem Vorsprung bei der grünen Technologie. Was aber die OECD besonders schätzt, ist die typisch deutsche Art, wie mit der Spannung zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern umgegangen wird.

    "Lassen Sie mich hier der Rolle der Sozialpartner und dem Instrument der Mitbestimmung meinen Respekt zollen, was weder neu ist, noch für die letzte Krise erfunden wurde, sondern ein Teil der Kultur geworden ist; es hilft den Erfolg Deutschlands in dieser schwierigen Zeit zu verstehen."

    Die warmen Worte gelten allerdings nicht für alle Eigenheiten des deutschen Arbeitsmarktes. In Deutschland arbeiten ein Drittel aller Frauen Teilzeit, das ist viel im Vergleich zu anderen Ländern. Außerdem gibt es eine weite Kluft zwischen den Einkommen zwischen Männern und Frauen - das hat auch mit dem Ehegattensplitting zu tun – das Steuersystem, sagt Angel Gurría, – ist Frauenarbeitsfeindlich. Außerdem sollten Ältere besser in die Arbeitswelt eingebunden werden, die Arbeitsimmigration kann noch besser gesteuert werden, etwa durch ein Punktesystem. Die OECD empfiehlt außerdem, die strenge Regulierung in einigen Dienstleistungsbranchen zu lockern - etwa bei Architekten und Anwälten. Vor allem aber sollte Deutschland auf seine Führungsrolle beim so genannten grünen Wachstum setzen.

    "Es geht uns nicht darum, das Rad neu zu erfinden oder ganz von vorne anzufangen. Deutschland ist führend in der Verringerung von Treibhausgasen, es erfüllt die Kyotokriterien vor der Zeit und es liegt bei den grünen Technologien vorn. Die Investitionen in erneuerbare Energien haben sich im letzten Jahrzehnt verdreifacht."

    All dies wird von Bundeswirtschaftsminister Philip Rösler dankbar aufgegriffen. Er nennt den Bericht der OECD erfreulich und einen Ansporn, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen. Wachstum ist das neue Zauberwort für Rösler, und er sieht nun Chancen, Fachkräfte im Ausland anzuwerben und insgesamt mehr Menschen in Arbeit zu bringen.