Donnerstag, 28. März 2024

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Öffentlich-Rechtliche in der Kritik
"Die Unabhängigkeit wahren"

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland sei gegen den Einfluss rechtspopulistischer Politiker gut gewappnet, sagte NDR-Intendant Lutz Marmor im Dlf. Um das Angebot aufrecht zu erhalten, müsste der Rundfunkbeitrag nach 2020 erhöht werden.

Lutz Marmor im Gespräch mit Mirjam Kid | 17.10.2018
    Der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor.
    Lutz Marmor ist Intendant des NDR. (picture alliance / dpa / Oliver Berg)
    Während sich öffentlich-rechtliche Sender in ganz Europa gegen Attacken rechtspopulistischer Regierungen wehren, sieht NDR-Intendant Lutz Marmor den deutschen Rundfunk gut aufgestellt. "In Deutschland selbst haben wir unabhängige Gremien. Das ist ein großer Vorteil", sagte er im Dlf.
    Bisher keine Einflussnahme
    Er hoffe, dass diese Gremien auch bei Regierungswechseln unabhängig handeln und keine Personen austauschen würden. Dabei verwies er auf seine eigene Verantwortung: Es sei "die vornehmste Aufgabe eines Intendanten, die Unabhängigkeit des Senders zu wahren".
    Im NDR habe die unabhängige Berichterstattung noch nicht auf dem Spiel gestanden, sagte Marmor: "Bisher habe ich nicht erlebt, dass die Gremien uns da in irgendeiner Weise behindert hätten. Gremien würden sich zwar in der Zusammensetzung vielleicht verändern, die Gesetzgebung biete aber einen guten Schutz.
    "Die Leute nutzen öffentlich-rechtliche Angebote"
    Es sei wichtig, in der Berichterstattung das Framing der Gegner nicht zu übernehmen, sagte Marmor: "Nicht einfach Begriffe übernehmen und sagen, sie stimmen nicht – dann hat man schon einen ersten Fehler gemacht." Das sei in den Redaktionen inzwischen angekommen.
    Gleichzeitig verteidigte der Intendant das Programm der Rundfunkanstalten: "Die Leute nutzen öffentlich-rechtliche Angebote – ARD, ZDF, auch Deutschlandradio, Deutschlandfunk – drei Stunden und 23 Minuten jeden Tag für unter 60 Cent", sagte er. "Ich finde, das kann sich in der Relation auch nach wie vor sehen lassen."
    Höherer Rundfunkbeitrag nach 2020
    Marmor forderte, den Rundfunkbeitrag ab dem Jahr 2021 nach zwölf Jahren ohne Erhöhung an die Inflation anzupassen: "Das ist schlicht unvermeidlich, wenn man uns nicht kleiner machen möchte."
    Die Öffentlich-Rechtlichen müssten aber auch besser erklären, warum ihnen Dinge wichtig seien. "Ich plädiere ganz offensiv dafür, auch die Unterhaltung bei uns zu belassen. Unterhaltung ist ein ganz menschliches Grundbedürfnis." Das sei auch die Erwartung der Gebührenzahler.
    Die Kooperation mit Sky für "Babylon Berlin" sei eine gute Möglichkeit gewesen, "um einerseits mit dem Geld der Beitragszahler ordentlich umzugehen, andererseits aber auch wirklich Top-Niveau bei uns zu gewährleisten." Schließlich konkurriere man mit großen internationalen Budgets.
    Starke Presse stützt den Rundfunk
    Die Einigung mit den Verlegern rund um die Internetangebote der Öffentlich-Rechtlichen, wollte Marmor im Gespräch mit dem Dlf noch nicht abschließend bewerten, äußerte sich aber positiv:
    "Wir brauchen ja auch eine unabhängige und starke Presse. Die bereitet ja auch den Boden für unsere Angebote. Und umgekehrt bin ich auch ganz sicher, Menschen, die Deutschlandfunk hören oder die Tagesschau sehen, die lesen auch im Schnitt mehr Zeitung oder nutzen die medialen Angebote der Verlage."