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Ökostrom-Anbieter
Neuer Partner für Lichtblick

Der Hamburger Ökostrom-Anbieter Lichtblick setzt auf einen dezentral organisierten Energiemarkt und arbeitet an Speicherlösungen für regenerativ erzeugten Strom. Jetzt hat sich das Unternehmen mit einem niederländischen Konzern zusammengetan, der die gleiche Strategie verfolgt. Und die Chancen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit stehen gut.

Von Axel Schröder | 19.01.2017
    Ein grünes Stromkabel mit einem grünen Stromstecker liegen am 25.08.2013 in Berlin auf dem Boden.
    Der Hamburger Ökostrom-Anbieter LichtBlick will künftig eng mit dem niederländischen Eneco-Konzern zusammenarbeiten. (picture alliance / dpa / Jens Kalaene)
    Viele, viele kleine Kraftwerke werden in Zukunft Deutschlands Energie bereitstellen. Das ist die Idee hinter der sogenannten "Schwarmstrom"-Philosophie des Hamburger Ökostrom-Anbieters Lichtblick. Dieser Schwarm von Mini-Kraftwerken und Batteriespeichern soll nun wachsen, erklärte Wilfried Gillrath von LichtBlick heute Vormittag:
    "Die Schwarmstrom-Idee lebt von der Teilnehmer, der "Lichtblicker", Leute, die hier mitmachen, die eben solche Anlagen besitzen. Und wir haben festgestellt, dass das eben auch ein internationales Thema ist, ein europaweites Thema und haben uns deshalb gezielt so aufgestellt, dass wir internationaler werden und die Partnerschaft mit Eneco ist ein Schritt in der Strategie."
    Eneco hat ihren Sitz in Rotterdam. Getragen wird die Firma von 34 kommunalen Energieversorgern. niederländische und ist ungleich größer als Lichtblick. Für die Niederländer arbeiten 6.700 Mitarbeiter, nicht nur im Stammland, sondern auch in Belgien, Frankreich, Großbritannien und Deutschland. Lichtblick hat gerade mal 500 Mitarbeiter. Und während die Hamburger in 2015 einen Umsatz von 500 Millionen erzielten, waren es bei Eneco 4,3 Milliarden Euro. Trotzdem soll es eine Partnerschaft auf Augenhöhe werden, versichert Wilfried Gillrath:
    "Wir haben uns relativ bewusst für eine Partnerschaft entschieden, die 50 zu 50 ist. Die ist auch in der Unternehmensführung 50 zu 50. Das heißt, es gibt eine Vertretung von Eneco auf der einen Seite und Lichtblick auf der anderen Seite. Und wenn wir über geschäftspolitische Maßnahmen zu entscheiden haben, dann wird man sich darüber einigen müssen. Das heißt, dass keiner beherrschend ist und man sich im Sinne der Sache konstruktiv miteinander auseinandersetzen muss."
    Gute Voraussetzungen für eine gelingende Partnerschaft
    Eine Windkraftanlage in Alsleben in Sachsen-Anhalt
    Drei von sechs Sitzen im Verwaltungsrat von LichtBlick werden bei der Partnerschaft von Eneco-Vertretern besetzt. (picture alliance / dpa / Revierfoto)
    Tatsächlich passen die beiden Firmen gut zusammen: Beide setzen darauf, dass der Energiemarkt der Zukunft dezentral organisiert sein wird, beide arbeiten an Speicherlösungen für regenerativ erzeugten Strom, beide arbeiten dabei mit dem amerikanischen Unternehmen Tesla zusammen, dass nicht nur Elektroautos produziert, sondern auch neue Batteriespeicher in kleinem und großem Maßstab auf den Markt bringen will.
    Dazu kommt, dass Eneco, anders als Lichtblick, über eigene Kraftwerke, Offshore- und Onshore-Windkraftanlagen verfügt. Und über eine Steuerungseinheit für die Strom- und Wärmeversorgung, die schon in 300.000 privaten Haushalten, vor allem in den Niederlanden im Einsatz ist, den sogenannten "Toon". Was das Gerät kann, erklärte heute Jeroen de Haas in Hamburg:
    "Der 'Toon' wurde als smarter Thermostat entwickelt. Und mittlerweile ist es ein Gerät, das nicht nur mit der Wärme- und Strommanagement verbunden ist, sondern auch die Qualität der Raumluft misst, die Temperatur innen und außen. Und dieses Gerät wollen wir mit dem Lichtblicks "Schwarmdirigenten" zusammenführen."
    Dieser "Schwarmdirigent" soll es in Zukunft möglich machen, die schwankende Stromerzeugung durch erneuerbare Energien auszugleichen. Durch die Nutzung von E-Autos als Stromspeicher, die Einbindung von Blockheizkraftwerken, die Prognose der erzeugten Strommengen oder die Bereitstellung von Regelenergie für die Stromnetze.
    Im Mai soll es losgehen
    Drei von sechs Sitzen im Verwaltungsrat von Lichtblick werden bei der Partnerschaft von Eneco-Vertretern besetzt. Was die Niederländer dafür ausgeben, behalten beide Seiten für sich. Im Mai soll die Zusammenarbeit starten. Für Lichtblick biete der Zusammenschluss vor allem die Möglichkeit, die in den letzten zehn Jahren entwickelten Steuerungssoftware in großem Maßstab einzusetzen, so der Co-Chef des Unternehmens Wilfried Gillrath.
    Auf dem deutschen Markt allein seien die erhofften Skaleneffekte bei der Vermarktung ihrer Produkte kaum zu erreichen.