Mittwoch, 24. April 2024

Archiv


Ölkatastrophen und Schiffsbrände

Ob Tourismus, Energiegewinnung oder Schiffsverkehr - die Nordsee ist ein Wirtschaftsraum mit vielfältigen Aktivitäten. Und dadurch kann es natürlich immer wieder einmal zu einem Unfall kommen.Um große Schäden für Mensch und Natur möglichst schnell einzudämmen, sind schnelle Rettungsmaßnahmen notwendig. Am Wochenende fand in Husum eine groß angelegte Übung für den Notfall statt.

Von Annette Eversberg | 06.07.2009
    Der Hubschrauber fliegt über das Wattenmeer. Im Auftrag des Havariekommandos Cuxhaven und des schleswig-holsteinische Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz. Im Husumer Lagezentrum berichtet Stabsleiter Thomas Langmaack, was passiert ist:

    "Heute Nacht ist die Ilka im Heverstrom zwischen Eiderstedt und Nordstrand verunglückt. Da ist im Maschinenraum Feuer ausgebrochen. Und hat dazu geführt, dass die Rudermaschinen ausgefallen sind. So dass sie manövrierunfähig geworden ist. Mit auflaufendem Wasser ist sie wieder gegen Husum getrieben. Und wie wir gehört haben, verliert sie auch Öl im Heckbereich."

    So kann es auch in Wirklichkeit geschehen. Die Pallas, die im Oktober 1998 havarierte, hatte das Ausmaß deutlich gemacht. Im Übungszentrum, von dem aus rund 200 Einsatzkräfte befehligt werden, laufen die Computer auf Hochtouren. 45 Minuten, nach dem die Havarie der Ilka gemeldet wurde. Im Wattenmeer mit Schiffen zu manövrieren, ist nicht leicht. Der Wechsel von Ebbe und Flut kann den Einsatz der Rettungsschiffe von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk um einige Stunden verzögern, weiß Einsatzleiter Werner Marxen:

    "Wir haben eine sehr sensible Gegend dort mit Salzwiesen. Dort sind Brutgebiete, und Gebiete in denen Seehunde leben. Dort muss versucht werden, das Öl von diesen Gebieten fernzuhalten. Es ist Schweröl, das unbedingt aufgenommen werden muss, ehe es an Land driftet."

    Während der Hubschrauber weiter kreist, und ständig Meldung macht, sind die Schiffe für die Brandbekämpfung und die Ölsperren beim Havaristen eingetroffen. Um 9.30 Uhr gibt Volker Pioch einen ersten Bericht von der Lage vor Ort:

    "Also vor circa zehn Minuten ist die Freiwillige Feuerwehr Husum an den Havaristen gegangen. Das Schiff liegt mit fünf Grad Schlagseite Steuerbord vor Anker. Und die Ölbekämpfungsschiffe Odin und Lüttmoor befinden sich auf Standbyposition und beginnen in etwa zehn Minuten mit der Ölaufnahme."

    Auch im Husumer Hafen weist Thomas Langmaack den Aufbau der Ölsperren an:

    "In diesen Teil des Hafens werden heute Nachmittag die verölten Schiffe wieder einlaufen, und das Öl soll sich nicht in den Binnenhafen vertreiben. Deshalb bauen wir eine Sperre und einen Ölmopp, den man hier aufbaut, mit dem man Öl vom Wasser schöpfen kann."

    Die schnelle Reinigung des Öls ist wichtig. Denn die Ebbe zieht es mit dem Wasser wieder raus, und schwemmt es anschließend wieder an. In den Deckwerken der Deiche kann es sich noch über Tage verstecken und Schaden anrichten. Die Teilnehmer der Ölbekämpfungsübung wissen das:

    "Hier findet eine Böschungsreinigung statt. Und anschließend wird ein Skimmer aufgebaut und ein Hochdruckreiniger. Mit dem Hochdruckreiniger wird dann die Böschung gereinigt. Und damit das Öl, das von der Böschung gereinigt wird, nicht weiter verdriftet, dafür dient dann die Ölsperre und anschließend wird der Skimmer aufgebaut, der das Öl aufnimmt."

    An Land werden Schleusen installiert. Für die Fahrzeuge, die öl- verschmiert sind. Und für die Menschen, die durch das Öl waten, um es von Stränden und Deichen zu reinigen. Die Ölbekämpfung an Land ist nicht weniger schwer, als die auf See. Das kann Tage dauern. Währenddessen arbeiten die Juristen beim Havariekommando in Cuxhaven schon daran, den Verursacher für die Kosten zur Kasse zu bitten. Um den Schaden zu begrenzen hat das Havariekommando inzwischen die Autorität, jeden deutschen Hafen zur Aufnahme des Havaristen zu verpflichten. Auch das gehört zu einer Übung dazu. Eine Konsequenz aus der Havarie der Prestige 2006 vor Spanien, die bis jetzt schon 1,3 Milliarden Euro gekostet hat. Hans-Jürgen Monsees, Leiter des Havariekommandos Cuxhaven:

    "Es gibt dann kein Mitspracherecht nicht mehr. Wir stimmen uns zwar mit dem Hafen ab, wie wir das dann abwickeln.. Aber es ist nicht mehr so, dass einer sagen kann, nein das gibt es bei uns nicht. So wie es bei Prestige gewesen ist. Kurze Entscheidungswege, und dann auch kurze Wege, um die Entscheidung umzusetzen. Alle diese Kompetenzen liegen bei uns in Cuxhaven."