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Österreich
Polarisierter Wahlkampf in der medialen Arena

6,4 Millionen Österreicher entscheiden am Sonntag über ihren neuen Bundespräsidenten. Zur Wahl stehen der Grüne Alexander van der Bellen und der FPÖ-Vertreter Nobert Hofer. Für deren mediale Schaukämpfe verteilt die Presse im In- und Ausland schlechte Haltungsnoten.

Von Stephan Ozsváth | 21.05.2016
    Die Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten in Österreich, Norbert Hofer (rechts) und Alexander Van der Bellen, während des TV-Duells.
    Die Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten in Österreich, Norbert Hofer (rechts) und Alexander Van der Bellen, während des TV-Duells. (picture alliance /EPA / Lisi Niesner)
    Sondersendungen, Exklusiv-Interviews, in Duellen – mal mit, mal ohne Moderator treten die Kontrahenten - Ex-Grünen-Chef Van der Bellen und FPÖ-Vize Hofer gegeneinander an.
    Tiefpunkt im medialen Schaukämpfen: das Duell im Privatsender ATV ohne Moderator. Die Kontrahenten prallten ungefiltert aufeinander. Van der Bellen zeigte Hofer den Scheibenwischer – ob er noch bei Trost sei, Hofer konterte aggressiv. Die Presse im In- und Ausland verteilte dafür schlechte Haltungsnoten. Meret Baumann, Wien-Korrespondentin der "Neuen Zürcher Zeitung" sagt.
    "Die Eskalation, wenn man es so nennt, in dieser Art und Weise, wie sie dann erfolgt ist, habe ich nicht erwartet."
    Auch Politikbeobachter Thomas Hofer senkte den Daumen nach dem Auftritt des 45-jährigen FPÖ-Kandidaten gegen den 72-jährigen Wirtschaftsprofessor Van der Bellen bei ATV.
    "Das erste Duell war fast eines mit Wattestäbchen, wo man sich überhaupt nicht wehgetan hat, wo man einander sehr oft rechtgegeben hat. Mit jedem Duell ist es aggressiver geworden. "
    Das letzte Duell im ORF war deutlich moderater. Und obwohl die Einschaltquoten gut waren – über eine Million Zuschauer, diese Österreicher auf der Straße sind den polarisierten Wahlkampf in der medialen Arena mittlerweile leid.
    "Eine Katastrophe!"
    "Ganz ehrlich, ich glaub, die aktuelle Gesprächskultur - die Zeit am Abend kann man besser nutzen."
    Van der Bellen hat Künstler und Intellektuelle auf seiner Seite, etwa die Tatort-Kommissare Krassnitzer und Neuhauser, Oscar-Preisträger Christoph Waltz oder Kulturimpresario Andre Heller.
    Das Unterstützerkomitee wirbt im Netz mit Videos, der Chor der Chöre organisierte in der Wiener U-Bahn einen Flash-Mob, gemeinsam Singen für Van der Bellen.
    Die FPÖ dagegen gibt sich volksnah, 3,4 Millionen Euro hat sie in allgegenwärtige Plakate und Inserate gesteckt. Prominente Unterstützer gibt es wenige. Auf Facebook wirbt All-Springer Felix Baumgartner für Hofer. Er, der nur mit Anzug und Einsteck-Tuch auftritt, gibt den Mann des Volkes.
    Zum Schluss des Wahlkampfs stellte auch Noch-Präsident Heinz Fischer ein Video ins Netz: Tobende Kinder auf dem roten Sofa in der Wiener Hofburg und der Hausherr rufen dazu auf, doch bitte zur Wahl zu gehen.