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Österreichische Band 5K HD
Politik und Privates

Ungewöhnlicher Name, ungewöhnliche Musik: Die Wiener Band 5K HD bietet Pop, Experiment, Elektro und ein kleines bisschen Jazz. In das zweite Album „High Performer“ haben sich zudem Statements über den Zustand unserer Gesellschaft eingeschlichen.

Von Anja Buchmann | 28.09.2019
Dier Band 5KHD beim Auftritt
Kein Jazz im Jazz-Club: 5KHD beim Auftritt im "Porgy & Bess" ( Ina Aydogan)
"So, wie wir Jazz verstehen, ist nicht unbedingt traditionell, sondern vielleicht irgendwie neu erfunden – und Pop möchte sich ja auch ständig neu erfinden. Und da hat diese Jazzhaltung auch ihren Platz."
Klar, beweglich, wehmütig legt sich die Stimme von Mira Lu Kovacs im Titeltrack "High Performer" in das pulsierende Bett von Keybords, Bass, Schlagzeug und zahlreichen Effekten, bis sich Martin Eberle an der Trompete dazu gesellt und ebenfalls in den Gesamtklang eingeht.
"Jetzt fackelt der Martin die Hütte ab"
"Mit Jazzhaltung meine ich wirklich die schönsten Teile des Jazz, nämlich eine gewisse Freiheit. Das heißt nicht, dass wir ständig Solos haben. Aber dass wir wirklich Raum und Zeit dehnen können, während dem Spielen. Und auch den Genrebegriff sprengen. Wir wollen eben nicht Jazz und Pop sein sondern 5K HD."
Nein, es ist kein Jazz, was die fünf von 5K HD gemeinsam entwickeln. Dennoch: Die Musik atmet etwas davon – das spürt man man spätestens dann, wenn zum Beispiel Martin Eberle bei Live-Auftritten ein wenig mit dem Sound experimentiert.
"Da wissen wir: Aha, jetzt fackelt der Martin die Hütte ab, dann drehst du das Fuzz auf und dann machst du (imitiert den Klang) und dann schreit die Trompete. Als würde sie abgestochen werden. Oder der Trompeter."
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Es geht auch serös: Die österreichische Band 5KHD (Clemens Fantur)
5K HD hat das zweite Album deutlich stärker aus einzelnen Versatzstücken produziert als das Debut. Damals waren die Bandmitglieder gerade frisch zusammen gekommen und haben die Songs in Echtzeit ein gespielt. 'High Performer' bietet einen großen Reichtum an Sounds, die dennoch selten nur als Selbstzweck daher kommen. Jedes Geräusch, jeder Ton, jeder Groove überzeugt und ist mit einer klaren Stimmung verbunden. Und persönliche Stimmungen sind ein weiteres wichtiges Thema für die Texteschreiberin Kovacs.
Politik ist schon lange nichts Unpersönliches mehr
"Das Interessante ist für mich, dass Politik schon lange nichts mehr Unpersönliches ist, weil es so krass jeden Tag gezeigt wird, wie es direkt in unser eigenes Leben einwirkt. Was von den alten Männern dort entschieden wird, und unsere Körper sind da drin, unsere Leben, unsere Nachfahren, unsere Vorfahren, unser Wohlbefinden, unsere Freiheit. Alles ist da drin."
So etwa beim Song "In / Out", der mehr ist als die Beschreibung einer Beziehungssituation:"'Es gibt genug Platz für uns beide", singt Mira Lu Kovacs anfangs mit zarter, verhallter Stimme. Um dann fortzufahren: "Aber ich will alles." Anschließend erzählt sie, zu einem noisigen musikalischen Background, von Neid, Missgunst und hartem Konkurrenzkampf in der modernen Welt. So hat sich die Politik durchs Private in die Texte von 5K HD geschlichen.
"Was interessant ist: Manchmal gehe ich textlich von einem sehr persönlichen Gemütszustand aus und kippe dann so in etwas, wo ich merke, dass das eigentlich ein Statement über den momentanen Zustand unserer mitteleuropäischen Gesellschaft ist." Gut zu erkennen auch beim Song "Selfish Lover".
"Das hat wirklich gestartet in einem recht traurigen Liebeslied, wo man nicht bekommt ,was man möchte. Und hat aufgehört in der Beschreibung, wie der Mensch mit dem Planeten umgeht. Weil so, wie man sich selbst behandelt und wie man seine Partnerin und seinen Partner und Lebensmenschen behandelt, so geht man offensichtlich auch mit diesem Planeten um."
Das zweite Album von 5K HD ist mal groovebetont, mal melodiös, mal krachig; es bietet Elektropop, Trap und einen Hauch von Jazz und klingt sehr eigenständig. Es gehört zu der Art Musik, die Überraschungen bietet, immer wieder neue Details entdecken lässt, auch mal mit einem ungeraden Rhythmus daher kommt, und dennoch nicht verkopft wirkt.
"Was wir auch alle gemeinsam haben, dass uns auf eine schöne Art und Weise schnell langweilig wird, und deshalb müssen wir uns ständig selbst unterhalten."