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Offene Hochschulen
Unternehmen und Berufstätige profitieren gleichermaßen

Statt Credit Points, Leistungspunkte im Studium, können Berufstätige auch ihre Kompetenzen aus der Praxis einbringen, um zu studieren. Das ist nur eine Möglichkeit, die Grenzen von beruflicher und akademischer Ausbildung fließend zu gestalten. Ein Überblick zur Offenen Hochschule.

Von Philip Banse | 06.12.2014
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    Nur 2,5 Prozent der Studierenden haben kein Abitur (picture-alliance / dpa / Thomas Frey)
    Studieren auch ohne Abitur, aber mit entsprechender beruflicher Qualifikation - das soll an deutschen Hochschulen in Zukunft selbstverständlicher werden als das bisher der Fall ist. Das Bildungssystem soll durchlässiger werden, mehr Chancen für mehr Menschen bieten. Matthias Anbuhl vom Deutschen Gewerkschaftsbund:
    "Bei der offenen Hochschule geht es für uns um den Zugang zur Hochschule ohne Abitur. Das heißt, Menschen, die einen Berufsabschluss haben und die jetzt vielleicht noch mal einen Bachelor, einen Master oder eine Weiterqualifizierung auf hochschulischer Ebene nachholen wollen."
    Kompetenzen statt Credit Points
    Dabei haben die Kultusminister der Länder schon vor 14 Jahren beschlossen: Bis zur Hälfte der Kreditpunkte eines Hochschulstudiums können durch Kompetenzen ersetzt werden, die außerhalb der Hochschule erworben wurden. Doch die Länder setzen diesen wegweisenden Beschluss unterschiedlich um.
    "Und da haben wir nach wie vor einen schweren Zugang, eine strikte Trennung zwischen akademischer und beruflicher Bildung. Nur 2,5 Prozent der Studierenden sind Menschen ohne Abitur in Deutschland. In Schweden oder Österreich sind es sechs Prozent, in Englang gar 15 Prozent. Das heißt, hier haben wir noch Nachholbedarf."
    Sagt Matthias Anbuhl vom Deutschen Gewerkschaftsbund. Mal werde individuell geprüft, welche BWL-Kurse einem Bäckermeister erlassen werden, mal gibt es Test, mal erfolgt die Anrechnung der beruflichen Kompetenzen pauschal. Inzwischen kann Studieren, wer entweder einen Meisterbrief hat oder eine Ausbildung plus drei Jahre Berufserfahrung. Doch das reicht Arbeitgebern und Gewerkschaften noch nicht.
    Voraussetzungen sind praxisfern
    Matthias Anbuhl vom Deutschen Gewerkschaftsbund fordert etwa, dass eine abgeschlossene Ausbildung für ein Studium ausreichen sollte - zusätzlich drei Jahre Berufserfahrung zu verlangen, sei praxisfern:
    "Es ist zum Beispiel in der Biografie eines jungen Menschen widersinnig, wenn er gerade einen guten Berufsabschluss hat und sagt, ich möchte jetzt ein Studium anschließen direkt, dass man ihn erst mal in eine Warteschleife mit drei Jahren Berufserfahrung schickt. Es gibt Aufnahmeprüfungen, Probesemester und Ähnliches. Da müssen wir Hürden abbauen."
    Finanzieller Anreiz für Hochschulstudium nötig
    Schön heute ächzen die Hochschulen unter der Rekordzahl von 2,7 Millionen Studierenden. DGB-Mann Anbuhl fordert:
    "Wir brauchen einen finanziellen Anreiz für Hochschulen, dass sie vielleicht belohnt werden mit einem Bonus, wenn sie Studienplätze für beruflich Qualifizierte schaffen."
    "Wer soll das bezahlen?"
    Fragt nicht nur Irene Seling von der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände.
    "Profitieren tun beide Seiten, das Unternehmen und der Beschäftigte selber. Insofern ist es eine gute Lösung, wenn der Beschäftigte sich hälftig mit einbringt - entweder mit Zeitressourcen oder finanziell."