Donnerstag, 18. April 2024

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Olafur Eliasson in Zürich
Kunst mit Algen für den Klimaschutz

"Symbiotic Seeing" heißt die große Olafur Eliasson-Ausstellung im Kunsthaus Zürich. Dem Künstler geht es um das Zusammenspiel von Natur und Mensch, er will zum Perspektivwechsel verführen. Ein höchst sinnliches Erlebnis, so der Kunstkritiker Christian Gampert im Dlf.

Christian Gampert im Gespräch mit Maja Ellmenreich | 16.01.2020
Im Zentrum der Ausstellung mit dem Titel "Symbiotic seeing" steht eine große, fast 1.000 Quadratmeter große Installation, die exklusiv für diese Ausstellung realisiert wurde. Um die zu sehen, betritt man in Zürich einen völlig abgedunkelten Saal, der mit Gaze abgehängt ist. Laserlicht beleuchtet Nebel, der von oben in den Raum geleitet wird. Beides zusammen bilde Strukturen, "geheimnisvolle Ballungen": "Man fühlt sich einerseits wie in einer Höhle", so Gampert. Andererseits sehe man wie von weit weg auf die Erde. Dadurch setze sich der Zuschauer zu diesem Kunstwerk in Beziehung. Die Körper geben Wärme ab, und durch eine Traube von Zuschauern steige diese Wärme im Raum auf und der Nebel ziehe sich zurück. Dadurch entstehe "eine Art Loch, so wie es eben auch in der Klimakatastrophe passiert", erläutert Gampert. Ein bisschen fühle man sich "wie im Mutterbauch" oder "wie in einer Wunderkammer".
Faszinierende optische Strukturen
Eliasson bringe den Betrachter also dazu, zunächst eine körperliche Erfahrung zu machen, die ihn dann zur Frage bringe, was man politisch gegen die Erderwärmung tun könne. Ein allgemein gehaltener Ansatz, der aber Gampert zufolge künstlerisch funktioniert: "Es reicht, uns ein Erlebnis zu verschaffen."
Eine weitere große Installation macht Algen zur Kunst: In einem dunklen Raum sieht man aus dem sogenannten "Algenfenster" von innen nach außen auf den Platz vor dem Kunsthaus. Algen würden dabei in ihre Mikrobestandteile zerlegt. "Lauter kleine Lupenprismen, durch die man nach außen sehen kann." Dadurch werde das Tageslicht "erleuchtet". Die Lupen wiederum seien von außen durch das Tageslicht "geflutet". Das Publikum sieht von innen nach außen, wobei das Ganze dann aussehe wie ein Kirchenfenster. Eine "völlig faszinierende optische Struktur".
CO2-Verminderung durch tägliches veganes Kochen
Eliasson geht es also um den Perspektivwechsel, um einen anderen Blick auf die Welt. Seit kurzem ist der Künstler übrigens auch UN-Botschafter für Klimaschutz und nachhaltige Energie. Als Künstler bemüht sich Eliasson um klimafreundliches Arbeiten: Seine Mitarbeiter "kochen offenbar jeden Tag vegan zusammen". Aber natürlich müsse Eliasson auch fliegen, auch die Kunstwerke müssten transportiert werden. "Ganz CO2-frei kann auch Olafur Eliasson nicht existieren."
Der dänisch-isländische Künstler Olafur Eliasson
Rezeptsammlung "The Kitchen" Im Studio Olafur Eliasson wird Kunst produziert. Hier gibt es aber auch eine fantastische Küche, in der täglich ein frisches, vegetarisches Mittagessen für alle Mitarbeiter zubereitet wird. In "The Kitchen" kann man nachlesen, was dort auf den Tisch kommt.