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Olympia 2024
Kritik für Hamburger Finanzplan

Die Kosten für die Ausrichtung der Sommerspiele 2024 in Hamburg liegen deutlich unter denen vom Vorbild London 2012. Alles in Ordnung also? Nein. Der Finanzreport der Hamburger Olympiabewerbung schlägt hohe Wellen.

Von Heinz Peter Kreuzer | 10.10.2015
    Hamburger Bürger haben in ein Miniaturstadion Figuren platziert und so ihre Zustimmung für Olympia 2024 in Hamburg zu zeigen.
    Hamburger Bürger haben in ein Miniaturstadion Figuren platziert und so ihre Zustimmung für Olympia 2024 in Hamburg zu zeigen. (Deutschlandradio / Astrid Rawohl)
    11,2 Milliarden Euro, so teuer würde Olympia 2024 in Hamburg werden, rechnen die Planer vor. Olympia-Gegner gehen sogar von 15 Milliarden aus. Das vorgelegte Finanzkonzept sorgt für Aufregung in der Hansestadt. Weil mit Einnahmen in Höhe von 3,8 Milliarden Euro kalkuliert wird, bleibt für den Steuerzahler eine Zeche von 7,4 Milliarden Euro.
    Davon soll der Bund den Löwenanteil übernehmen, die Stadt Hamburg garantiert nur einen Anteil von 1,2 Milliarden Euro. Die Tageszeitung "Die Welt" will aus politischen Kreisen erfahren haben, dass die Bundesregierung aber nicht die übrigen sechs Milliarden Euro zahlen will.
    "Finanzkraft Hamburgs ist nicht unendlich groß"
    Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz ist jedoch zuversichtlich, bis Februar 2016 eine positive Antwort aus Berlin zu bekommen. Dann muss es eine verbindliche Zusage für die Bewerbung beim IOC eingereicht werden. Scholz betont: "Wir können nicht mehr beisteuern. Die Finanzkraft Hamburgs ist nicht unendlich groß. Wir müssen uns mit dem Bund bis Februar nächsten Jahres verständigen."
    Die Verhandlungen mit der Bundesregierung sind aber nicht die einzige offene Baustelle. Bis zum Referendum am 29. November wird das Finanzkonzept diskutiert. Die Hansestadt könne das nicht stemmen, sagt Dirk Seifert von der Bürgerinitiative "NOlympia": "Hamburg hat ab 2020 die Schuldenbremse. Ich halte das in der Summe für ein Abenteuer, diese Spiele und diese Bewerbung weiter zu machen."
    Flüchtlinge bringen die Planungen ins Wanken
    Hamburgs Finanzsenator Peter Tschentscher verteidigt dagegen die geplanten Hamburger Investitionen in Höhe von 1,2 Milliarden Euro. "Das verteilt sich über mehrere Jahre, sie müssen sehen, dass eine Stadt wie Hamburg jedes Jahr ein großes Investitionsvolumen über den Haushalt und über öffentliche Unternehmen abbildet. Das ist eine Größenordnung, die weit über diesen Betrag hinausgeht. Und wir müssen jetzt in den nächsten Jahren unsere Planungen so darauf ausrichten, dass die Investitionen, die wir ohnehin für die Stadt brauchen, in die Olympiaplanung eingebaut werden. Das bedeutet, dass wir einen Teil unseres Investitionsvolumens für die Olympiaausrichtung verwenden."
    Seifert hält dagegen. Die Stadt habe derzeit ganz andere gesellschaftliche Probleme zu lösen: "Über Tausende oder auch eine Million Menschen aus Kriegsgebieten flüchten nach Deutschland und wir haben die Pflicht, diese Menschen hier zu versorgen."
    Überteuerte Wohnungen für Olympia?
    Hamburgs Finanzsenator Peter Tschentscher sieht die finanzielle Leistungsfähig der Stadt aber nicht gefährdet. Zwar gebe es zusätzliche Ausgaben wegen der Flüchtlingsentwicklung. Diese seien jedoch bereits im Haushalt eingeplant. Seifert befürchtet trotzdem: "Ich glaube, man wird jetzt sehen, die Stadt wird unter das Diktat einer Olympiaplanung gestellt, ohne dabei im zu Einzeln diskutieren, ob all die Maßnahmen, die dabei anvisiert werden, überhaupt für die Stadt sinnvoll sind. Das ist ein enormer Druck, der hier ja auch in kurzer Zeit von uns als Bürger überblickt werden muss. Im November sollen wir abstimmen. Das sind keine guten Rahmenbedingungen, die wir hier gestellt bekommen."
    Olympiagegner Seifert würde die Milliarden stattdessen gezielt für den sozialen Wohnungsbau einsetzen. Denn die Kritiker fürchten, dass die Wohnungen, die bei Olympia entstehen würden, zu teuer und nur für wohlsituierte Menschen erschwinglich seien. Die sozial Schwachen würden hinten runter fallen. Die Olympiaplaner betonen, ein Drittel der Neubauten würde sozial gefördert, ein Drittel frei finanziert, ein Drittel würden Eigentumswohnungen.
    Und auch Hamburgs Finanzsenator Peter Tschentscher verteidigt die Investitionen und sieht sie als Motor einer neuen Entwicklung. "Und das sind alles Themen, Infrastrukturfragen, Verkehrsfragen, die wir sowieso lösen müssen. Und insofern ist die Olympiabewerbung einerseits ein Problem der Finanzierung, auf der anderen Seite ist es eine unglaubliche Chance, damit viel größere andere Themen auch zu bearbeiten."