Freitag, 19. April 2024

Archiv


Olympiasponsoren im Zwielicht

Zwei Olympiasponsoren stehen nach Veröffentlichungen der Enthüllungs-Plattform Wikileaks im Zwielicht. Dow Chemical und Coca Cola sollen das private US-Spionageunternehmens Stratfor beauftragt haben, Aktivisten gegen die beiden Konzerne auszuforschen.

Von Heinz Peter Kreuzer | 02.03.2012
    Dow Chemical steht wegen seines Engagements als Sponsor des Internationalen Olympischen Komitees und der Sommerspiele 2012 in London schon seit Monaten unter Beschuss. Der Chemieriese hatte 2001 Union Carbide India Limited übernommen. Diese Firma war 1984 für die Giftgas-Katastrophe im indischen Bhopal mit etwa 16 000 Toten verantwortlich.

    Jetzt verlangen Aktivisten, dass Dow Chemical für die Folgen dieser Katastrophe aufkommen soll. Dow lehnt dies mit der Begründung ab, der damalige Besitzer Union Carbide habe 1989 eine abschließende Zahlung in Höhe von 470 Millionen US-Dollar geleistet. Außerdem fordern die Aktivisten vom IOC und dem Londoner Organisationskomitee, das Sponsoring mit Dow Chemical zu beenden.

    Diese Aktivisten wurden jetzt von Stratfor ausspioniert. Auf der einen Seite wurden Profile von Personen erstellt, auf der anderen mögliche Aktionen gegen Dow Chemical ausgeforscht. Unternehmenssprecher Scott Wheeler verteidigte dieses Vorgehen gegenüber dem Branchendienst Around the Rings. Große Konzerne wie Dow müssten solche Maßnahmen ergreifen, um ihre Angestellten und Anlagen zu schützen.

    Auch Coca Cola ist in den Fokus der Enthüller geraten. Der Konzern aus Atlanta hat die Tierschutzorganisation Peta ausspionieren lassen. Diese hatte dem Getränkehersteller Tierversuche in der Forschung vorgeworfen. Vor den Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver wollte Coca Cola über die Tierschutz-Organisation wissen, welche Methoden Peta anwendet, wie die Unterstützung in Kanada aussieht und ob sie Verbindungen zu Anarchistengruppen habe. Ein Unternehmenssprecher verteidigte die Spionageaktion. Bei jedem Großereignis, das der Konzern sponsore, würden mögliche Protestaktionen schon im Vorfeld beobachtet, wenn solche Aktionen Partner, Kunden oder Angestellte betreffen würden.