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Olympische Spiele 1984
Der unvergessene Eistanz von Sarajevo

Bei den Olympischen Spielen in Sarajevo vor genau 30 Jahren haben zwei Eistänzer Sportgeschichte geschrieben - die Briten Jayne Torvill und Christopher Dean mit ihrem legendären Bolero. Sie erreichten nicht nur die Herzen der Zuschauer, auch die Jury vergab Traumnoten.

Von Andrea Schültke | 14.02.2014
    Die ersten 30 Sekunden ihrer Kür knien die beiden auf dem Eis, langsam erheben sie sich und tanzen die ersten Schritte. Schon da Szenenapplaus vom Publikum. Das erwartet Großes von der 26-jährigen Jayne Torvill und ihrem ein Jahr jüngeren Partner. Schließlich sind die beiden schon mehrmals Welt- und Europameister. Die haushohen Favoriten.
    Mit Ballett- und Tanztraining erreichen sie die absolute Perfektion, setzten neue Maßstäbe im Eistanzen. Höhepunkt: der Bolero. In völligem Einklang und vollkommener Harmonie machen Jayne Torvill und Christopher Dean ihre Kür zu Kunst auf dem Eis. Ihr Zusammenspiel wächst mit dem Rhythmus der Musik wird unmerklich schneller. Vier Minuten und 28 Sekunden verzaubern die beiden Briten ihr Publikum - und schreiben Sportgeschichte:
    In der Bewertung des künstlerischen Ausdrucks ist sich die Jury ungewohnt einig: alle neun Preisrichter vergeben dafür die Traumnote 6,0. Und auch beim technischen Wert zeigt die Anzeigetafel noch drei Mal die höchste Punktzahl. Insgesamt zwölf Mal die Traumnote - bis dahin nie erreicht. Und eine Kunst, an die sich die Menschen auch 30 Jahre danach noch erinnern. 2,5 Millionen Mal haben sie das Video von damals im Internet angeklickt. Die Kommentare darunter: "Ich habe es vor 30 Jahren gesehen und auch heute kommen mir beim Anschauen wieder die Tränen vor Begeisterung." - "Atemberaubend - auch drei Jahrzehnte danach."
    Die britischen Eistänzer Jayne Torvill und Christopher Dean versetzen am 14.02.1984 bei den Olympischen Winterspielen von Sarajevo mit ihrer wunderbaren Kür die Preisrichter in helle Begeisterung.
    Der Bolero fasziniert auch noch heute Zuschauer (picture alliance / dpa / Frank Leonhardt)
    Auch für die beiden Eistänzer ist der 30. Jahrestag ein historisches Ereignis. Auf Einladung des Bürgermeisters von Sarajevo sind sie an die Stätte ihres größten Erfolges zurückgekehrt. Das Eisstadion von damals war vom Bürgerkrieg zerstört und ist jetzt wieder aufgebaut. Dort haben Jayne Torvill und Christopher Dean gestern Abend wieder den Bolero getanzt. Die beiden treten nach wie vor in Eisshows auf und sind auf Tournee. Ihre Erkennungsmusik aber haben sie gestern an historischer Stelle in Rente geschickt. "Wir wollen den Bolero an einem guten Platz zurücklassen", sagte Christopher Dean.