Adam Pengilly hat Südkorea verlassen, davon gehen die Ex-Kollegen im IOC aus. Erledigt ist der Vorfall um den britischen Skeleton-Fahrer damit aber keineswegs, im Gegenteil: Alle Fragen sind offen. Sollte sich Pengilly, ein scharfer Kritiker der Dopingpolitik von IOC-Boss Thomas Bach, tatsächlich so massiv daneben benommen haben, dass Rauswurf und sofortige Abreise unumgänglich waren, dann bringt sich das IOC jetzt mit seiner ungenügenden Kommunikation selbst in Probleme. Einerseits lässt es verlauten, der von Pengilly angegangene Security-Mann habe "Kratzer und blaue Flecken" davongetragen. Anderseits bestreitet der Brite selbst jeden Körperkontakt, und nun erklärt auch Richard Pound, Alterspräsident des IOC: "Adam hat mir gesagt, er habe den Sicherheitsmann nicht berührt." Pound sagt, er habe auch die vom IOC angeführte Videoaufzeichnung nicht gesehen.
Pengilly ist abgetaucht
Wie Pengilly, ist Pound ein scharfer Kritiker des Bachschen Führungsstils und der IOC-Dopingpolitik. Wenn bei der Schlussfeier in Pyeongchang Russlands Wintersport-Armada wieder mit Landesflagge und im Staats-Ornat auftreten darf, wird er nicht im Stadion sein, hat Pound bereits erklärt. Der kanadische Anwalt hat wenig Verständnis dafür, dass das IOC Pengilly quasi des Landes verwiesen habe, Er sagt, er "hätte es vorgezogen, dass das IOC so eine Vorgehensweise nur empfohlen hätte, statt darauf zu beharren."
Am Samstag musste das IOC nun einräumen, dass Südkoreas Organisatoren nicht auf Pengillys Abreise gedrängt hätten. Vielmehr habe dies die Ethikkommission des IOC entschieden. Die IOC-Ethiker, eine Hauskommission des Olymps, haben sich in der Vergangenheit öfter als willfährige Vollstrecker der IOC-Politik gezeigt. Völlig unglaubwürdig machte sich die Kommission 2016, als sie die russische Doping-Whistleblowerin Julia Stepanowa trotz abgelaufener Sperre bei den Rio-Spielen nicht starten ließ - im Gegensatz zu zahlreichen russischen Dopern, die ihre Vergehen nie eingeräumt hatten.
Pengilly ist abgetaucht. Solange das IOC nicht überzeugend darlegt, warum es den Briten feuerte, während bisher andere Mitglieder, die weit höhere Funktionen als der Ex-Athletenvertreter innehatten, trotz laufender strafrechtlicher Ermittlungen nicht oder nur sehr spät sanktioniert wurden, bleibt der Beigeschmack, dass hier nur ein widerborstiger Kritiker ausgesondert worden ist.