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Online-Petition
Druck auf die Handy-Hersteller

Viele Mineralien, die in Handys verbaut werden, kommen aus Konfliktregionen. Ihr Abbau schädigt die Umwelt massiv. Bewaffnete Milizen beuten die "Blutmineralien" illegal aus und missbrauchen die Bevölkerung als Arbeits- und Sexsklaven. Das Katholische Hilfswerk missio will jetzt mit einer Online-Petition Druck auf die Hersteller ausüben.

Von Rebecca Hillauer | 13.07.2015
    Kinderarbeiter bringen die Mineralien und das Gestein nach draußen.
    Kinderarbeiter bringen die Mineralien und das Gestein nach draußen. (Deutschlandradio - Julio Segador)
    Ein Traumazentrum im Ost-Kongo: Die Sozialarbeiterin Thérèse Mema betreut hier Vergewaltigungsopfer und ihre Angehörigen. Bewaffnete Milizen beuten die Bodenschätze der Region illegal aus, tauschen sie gegen Waffen und unterjochen damit die Bevölkerung.
    "Wenn Menschen ein Mobiltelefon kaufen, denken sie nicht daran, welche Rohstoffe darin verbaut sind. Für sie ist nur wichtig, dass sie damit gut kommunizieren können. Aber bitte, bedenken Sie, wie viele Menschen ihr Leben lassen mussten für dieses Handy, für ihren PC oder ihren Laptop. Deshalb laden wir Sie alle ein, sich an dieser Kampagne zu beteiligen."
    Druck auf die Handyhersteller ausüben
    Thérèse Mema meint die Aktion "Saubere Handys" ihrer Partnerorganisation missio. Das katholische Hilfswerk will mit einer Online-Petition Druck auf die Handyhersteller ausüben. Die Unterschrift möglichst vieler Verbraucher soll sie dazu bringen, künftig keine Konfliktmineralien mehr zu verwenden. Bereits seit 2014 ist das erste - und bislang einzige - Smartphone auf dem Markt, das auch "Konfliktfreie" Mineralien enthält: das Fairphone.
    In der Regel sind in einem Mobiltelefon rund 30 Mineralien verbaut. Deren lange Lieferketten sind schwer nachzuverfolgen. Das geben auch die holländischen Macher des Fairphones zu. Immerhin sind in der ersten Generation dieses Smartphones zwei Mineralien, Zinn und Coltan, nachweislich aus konfliktfreien, zertifizierten Minen im Ost-Kongo. Christoph Strässer, Beauftragter der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe, hat sich ein Fairphone zugelegt.
    "Es ist ja manchmal so, wenn Technik und Öko aufeinandertreffen, dass da so Vorbehalte sind. Ich habe es ausprobiert. Das Handy funktioniert. Das hat sogar den Vorteil, man kann zwei SIM-Karten einbauen. Es hat alle Möglichkeiten, die ein normales Handy hat. Und es ist auch nicht teurer."
    Fairphone aus konfliktfreien, zertifizierten Minen im Ost-Kongo
    In der Menschenrechtsstudie "Der Krieg, die Frauen und unsere Handys" listet das Hilfswerk missio auch die Selbstauskünfte anderer Mobilfunkhersteller auf. Jörg Nowak, Mitherausgeber der Studie:
    "Seitdem es dieses Fairphone gibt, ist das sicherlich ein wichtiges Signal. Wir haben uns dann gesagt, wir befragen jetzt mal die großen Smartphone-Hersteller: Wann seid Ihr denn soweit? Ist das technisch möglich? Die verweisen dann immer auf die Website, dass sie doch auch guten Willens sind et cetera. Aber wenn man von denen konkrete Aussagen haben will, dann meiden die diese Frage."
    Von neun befragten Handyherstellern beantworteten lediglich drei den Fragebogen von missio: Fairphone, LG und BlackBerry. Apple verwies per Mail und Telefon auf seine Webseite. Dort gibt der Konzern unter anderem an, er hätte seine Lieferanten angewiesen, von einer Mine im Kongo, die sich nicht zertifizieren lassen wollte, keine Mineralien mehr zu beziehen. Von den anderen Herstellern - Nokia, Sony, Samsung, HTC und Huawei reagierte trotz dreifacher Anfrage lediglich Sony - und verwies ebenfalls auf seine Webseite.
    Derweil wird in Amsterdam auf Hochtouren an der zweiten Generation des Fairphones gearbeitet. Sie soll soll im Herbst auf den Markt kommen und noch mehr konfliktfreie Mineralien enthalten. Jörg Nowak von missio verweist auf 38.000 Menschen, die die Aktion "Saubere Handys" bislang unterstützt hätten.