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Opel Rüsselsheim
Konzernchefin Barra bringt Mut und Hoffnung

Der Besuch sollte Symbolcharakter haben: Ihre erste Auslandsreise als neue starke Frau beim US-Autokonzern General Motors führte Mary Barra zu Opel. Und die Opelaner bekamen demonstrativ den Rücken gestärkt.

Von Michael Braun | 27.01.2014
    Ein Kulturwandel bei GM? Bei der Führungsfigur mag das stimmen. Mary Barra ist immerhin die erste Frau an der Spitze eines Automobilkonzerns. Aber kommunikativer ist der Konzern dadurch nicht geworden. Mary Barra sei gekommen, um sich den Medien vorzustellen, hatte der Kommunikationschef gesagt. Aber Zeit für Fragen gebe es leider nicht:
    "Wir bitten um ihr Verständnis."
    Keine Zeit für Fragen
    Wann Opel endlich in die schwarzen Zahlen fährt, ob Mitte des Jahrzehnts noch stimme oder was von der Kooperation mit Peugeot noch Zukunft habe – das hätte man gern aus erster Hand erfahren. Stattdessen Freundlichkeiten, wenn auch mit Nachrichtenwert.
    "No accident … "
    Es sei kein Unfall gewesen, dass sie ihren ersten Auslandsbesuch als GM-Chefin bei Opel in Rüsselsheim abstatte, sagte Frau Barra. Seit knapp zwei Wochen ist sie im Amt. Sie wolle mit ihrem Besuch signalisieren, dass GM auch unter ihrer Führung zu Europa und damit zu Opel stehe. Opel habe mit neuen Modellen neue Sympathien gewonnen, habe wichtige Zwischenziele erreicht.
    Sympathie durch neue Modelle
    Frau Barra erwähnte etwa, dass Opel voriges Jahr zusammen mit der Schwestermarke Vauxhall den Marktanteil in Europa erstmals seit 14 Jahren gesteigert habe. In der Tat war er gestiegen, von 5,59 auf 5,61 Prozent. Dass dies bei stagnierenden Verkäufen geschah, also vor allem der relativen Schwäche anderer Hersteller zuzuschreiben war, erwähnte Frau Barra nicht. Aber sie machte den Opelanern Mut und Hoffnung. Dem Standort Rüsselsheim versprach sie den Zuschlag für ein weiteres Modell:
    "Ich freue mich, heute weitere gute Nachricht überbringen zu können, dass in Rüsselsheim nicht nur das Topmodell Insignia und von 2015 an auch der Zafira Tourer gebaut werden. Rüsselsheim soll durch ein weiteres neues Modell als Standort gesichert werden."
    Welches das sei, könne sie aus Konkurrenzgründen noch nicht sagen. GM-Präsident Dan Ammann, der künftig den Opel-Aufsichtsrat leiten soll, versicherte ebenfalls, die Marke Opel werde weiterentwickelt. In den nächsten Jahren kämen 23 neue Modelle und 13 neue Motoren auf den Markt.
    "A good example … "
    Sicherung des Standorts Rüsselsheim
    Ein gutes Beispiel sei der neue Meriva. Mit weniger als 100 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer zeige er Opels Technologieführerschaft.
    Und dann waren die zwölf Minuten, die Frau Barra und ihre Entourage für die hiesigen Medien reserviert hatten, auch schon vorbei. Opel-Chef Karl Thomas Neumann konnte noch ein Kompliment loswerden:
    "Wir sind stolz, dass wir mit Mary Barra die erste Frau an der Spitze eines Autokonzerns haben. Vor allem aber auch eine exzellente Autoexpertin. Das kann ich selbst sehr bestätigen."
    Am Nachmittag hatte Frau Barra noch mit Teilen der Belegschaft reden wollen. Mikrofone und Lautsprecher, die ganze Kommunikationskultur der Begegnung mit der Presse, konnte dazu genutzt werden.