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Operieren im Simulator

Krankheiten diagnostizieren, Untersuchungen vornehmen, operieren - dazu gehört praktische Erfahrung. Diese können sich Medizinstudenten an dem neueröffneten STÄPS holen, einem Trainingszentrum für angehende Ärzte an der Göttinger Georg August Universität.

Von Jürgen Jenauer | 22.10.2009
    Es ist ein komplett neues Gebäude in einem alten Gebäude, das dort in der Universitätsmedizin im Göttinger Klinikum entstanden ist: 1600 Quadratmeter auf zwei Etagen. Das STÄPS, kurz für "Studentisches Trainingszentrum für ärztliche Praxis und Simulation", soll den Medizinstudenten all das bieten, was bisher an praxisbezogenem Studium gar nicht möglich war.

    "Es sind viele Ideen aus der Studierendenschaft eingeflossen, die entstanden sind aus dem Frust über die bestehende Lehre, die schon sehr, sehr gut ist, aber in vielen Bereichen auch absolut verbesserungswürdig, und aus Ideen, die die Studenten selbst entwickelt haben. Es ist ein praktisches Fach, es ist absolut richtig, dass man medizinische Ausbildung nicht theoretisch lernen kann. Und wir haben es jetzt mit dem STÄPS geschafft, das in eine praktische Richtung zu bringen."

    Christopher Sperling ist der Initiator des Projekts. Zurzeit absolviert er sein praktisches Jahr in Südafrika. Bei den Verhältnissen dort, sagt er, braucht man einfach jede Menge praktische Fertigkeiten als Arzt. Das gelte natürlich auch für Deutschland. Das Göttinger STÄPS soll vor allem diese Arbeit am Patienten bei den Medizinstudenten verbessern. Der einzige Weg dazu sei, laut Spering: üben, üben, üben. Denn:

    "Man wird ins kalte Wasser geworfen. Man muss es am Ende können und man kann nicht immer am Patienten üben. Wir brauchten ein Skills-Lab. Wir brauchten einen Ort, an dem wir praktische Fertigkeiten üben können, denn das Wichtige ist, in dem Moment, wo man es dann an einem Patienten tatsächlich machen muss, das muss man sich vorher zurechtlegen, das muss man üben. Man möchte es nicht in dem Moment zum ersten Mal machen."

    Das Trainingszentrum ist einzigartig in Norddeutschland. Es zählt sogar bundesweit zum innovativsten und modernsten, was das Medizinstudium zu bieten hat. Und es bringt nach Meinung der Beteiligten die Medizinstudenten in ihrem Studium gleich um mehrere Schritte voran. Anne Simmenroth ist leitende Ärztin des neuen Zentrums. Auch sie ist von den Möglichkeiten begeistert.

    "Es gibt Simulatoren für die Anästhesie. Da übt man dann die Behandlung im Notfall. Und es gibt Simulatoren aus der Chirurgie, da haben wir einen ganz besonders gut ausgestatteten Raum, wo man mit Röntgen und Ultraschallgeräten Krankheiten feststellen kann. Was wir aber auch sehr gerne machen, ist mit Schauspielpatienten zu arbeiten die Krankheiten Porträtieren, wo es darum geht, die zu befragen und zu untersuchen."

    Eine weitere Besonderheit ist die Entstehung des STÄPS. Zum einen hat die Leitung der Universität ihrem Studenten Christopher Spering, der für die Konzeption den Niedersächsischen Wissenschaftspreis bekommt, freie Hand gelassen. Zum anderen ist das komplette Trainingszentrum aus Mitteln der Studienbeiträge finanziert, immerhin 2,7 Millionen Euro. Dekan Cornelius Frömmel ist sichtlich Stolz auf die Leistung und die Einigkeit seiner Studierenden. Er betonte noch einmal das große Mitbestimmungsrecht:

    "Ich bin sehr froh, dass die Studentenschaft sich bereiterklärt hat, das so mitzumachen, weil tatsächlich: Es sind schon erste Jahrgänge, die jetzt im PJ sind, die haben das mitfinanziert, aber die werden das nicht mehr nutzen können. Das ist ein altes neues Denken, dass man auch an den anderen denkt, und das finde ich toll."

    Das STÄPS zählt zu den größten studentischen Trainingszentren überhaupt. Es wird ab sofort vollständig in den Lehrplan eingebunden und auch für Prüfungen benutzt. Das Zentrum steht allen Medizinstudenten von acht Uhr morgens bis 22 Uhr abends zur Verfügung. Betreut wird das STÄPS durch eine ärztliche Leiterin und zwei Verwaltungsstellen. Und auch diese Stellen wurden komplett aus Studienbeiträgen finanziert.