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Operndiva der Romantik

"Le Malibran", wie die am 24. März 1808 geborene Maria Malibran genannt wurde, avancierte in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts zur höchstbezahlten Sängerin. Ihr kurzes Leben hat zahlreiche Filmemacher, Komponisten und Schriftsteller inspiriert.

Von Renate Hellwig-Unruh | 24.03.2008
    "Nur hier in Paris kann man erfahren, was Singen bedeutet. Heutzutage ist es unbestreitbar nicht die Pasta, sondern die Malibran, welche die erste in Europa ist - ein Wunder!"

    Schrieb Frédéric Chopin um 1830 über die zierliche und glutäugige exotische Schönheit Maria Malibran. Hier leiht die Mezzosopranistin Cecilia Bartoli ihr die Stimme. Die Liste der Komponisten, die "La Malibran" bewunderten, ist lang: Spontini, Meyerbeer, Liszt, Paganini und vor allem Rossini, Bellini und Donizetti - die drei maßgeblichen italienischen Opernkomponisten ihrer Zeit. Gioachino Rossini:

    "Sie übertraf alle ihre Konkurrentinnen durch ihre wirklich überwältigende musikalische Begabung und alle Frauen, die mir begegnet sind, durch ihre geistige Überlegenheit, ihr breit gefächertes Wissen und ein rasantes Temperament, von dem man sich nicht die geringste Vorstellung machen kann."

    Ihre Biographie enthält alle Zutaten, die zu einer packenden Oper gehören: Gewalt, Inzest, Ehebruch, ungewollte Schwangerschaften und Abbrüche, früher Tod. Ihre Karriere dauerte nur gute zehn Jahre, doch diese zehn Jahre genügten, um aus ihr die erste Operndiva der Romantik zu machen.

    Maria Malibran stammte aus einer Musikerfamilie. Als Tochter spanischer Eltern wurde sie am 24. März 1808 in Paris geboren. Der geschäftstüchtige Vater Manuel Garcia, Sänger und Komponist, kümmerte sich selbst um die musikalische Ausbildung seiner drei Kinder. Unter seiner strengen Aufsicht entwickelte sich nicht nur Maria zu einer hervorragenden Sängerin, die verschiedene Instrumente spielen und komponieren konnte, sondern auch die jüngere Schwester Pauline, die später unter dem Namen Pauline Viardot-Garcia berühmt wurde. Rossini bekannte:

    "Ich erkläre gern, dass, wenn ich dem Vater Manuel Garcia viel verdanke, so verdanke ich den Töchtern noch mehr, und dass meine Dankbarkeit für dieses himmlische Triumvirat gleich groß ist wie meine Bewunderung!"

    Ihren Durchbruch schaffte die 17-Jährige 1825, als sie in London für die legendäre Giuditta Pasta einspringen musste. Doch um der Gewalt des Vaters zu entkommen, mit dem sie häufig gemeinsam auf der Bühne stand und der seine Tochter zeitweise mit Schlägen zu Höchstleistungen antrieb, heiratete sie in New York den französischen Geschäftsmann François-Eugène Malibran.

    Die Beziehung war allerdings nur von kurzer Dauer, der Gatte machte bankrott und Maria Malibran musste wieder singen. Die Spielzeiten verbrachte "La Malibran", wie sie bald genannt wurde, fortan abwechselnd in Frankreich, England und Italien und avancierte zur höchstbezahlten Sängerin ihrer Zeit. Sie wurde zu "der" Rossini- und Bellini-Interpretin und glänzte als Desdemona in "Othello", als Norma in der gleichnamigen Oper und als Amina in "La sonnambula".

    Maria Malibran hatte eine schöne, elastische Stimme, die sich über drei Oktaven erstreckte, mit einem samtigen, dunklen Timbre in der Tiefe. Und sie war eine geborene Schauspielerin. Der Kontrast zwischen Naivität und Pathetik, zwischen Reinheit und überhitzter Melodramatik faszinierte ihre Zuhörer. Doch ihr Leben im Rampenlicht, die vielen Reisen, ihre geächtete "wilde Ehe" mit dem belgischen Geiger Charles-Auguste de Bériot - das alles hatte seinen Preis und auch der Erfolg konnte ihre Depressionen nicht verhindern.

    Maria Malibran starb 28-jährig, nur wenige Monate nachdem sie ihre sechsjährige Beziehung zu Bériot legalisieren konnte, am 23. September 1836 in Manchester, an den Folgen eines Reitunfalls. Ihr kurzes Leben hat zahlreiche Komponisten, Schriftsteller und Filmemacher inspiriert. Auch Sängerinnen: Cecilia Bartoli hat Maria Malibran mit einer CD ein Denkmal gesetzt.