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Operntenor Mario del Monaco
Umstrittene Strahlkraft einer Stimme

Von den Kritikern oft als "zu laut" geschmäht, vom Publikum geliebt: Der Italiener Mario del Monaco war in den 1950er und '60er Jahren weltweit einer der gefragtesten Tenöre des italienischen Opern-Repertoires. Und viele seiner Aufnahmen mit Maria Callas oder Renata Tebaldi sind bis heute Referenz. Vor 100 Jahren wurde er geboren.

Von Michael Stegemann | 27.07.2015
    Der italienische Tenor Mario Del Monaco beim Unterzeichnen von Autogrammkarten (undatierte Aufnahme). Er wurde am 27.7.1915 in Florenz geboren und starb am 16.10.1982 im italienischen Mestre.
    Der italienische Tenor Mario Del Monaco beim Unterzeichnen von Autogrammkarten (undatierte Aufnahme). Er wurde am 27.7.1915 in Florenz geboren und starb am 16.10.1982 im italienischen Mestre. (picture-alliance / dpa / Schweden)
    Unter den großen italienischen Tenören der 1950er und '60er-Jahre war er mit Sicherheit der bestaussehendste und – der lauteste: Mario del Monaco. Als "golden yelling" hat ein Kritiker einmal sein Timbre beschrieben, als "goldenes Gebrüll"; andere schmähten seine Stimme als "vulgär", "brutal" oder "ungehobelt".
    Mario del Monaco – geboren am 27. Juli 1915 in Florenz als Sohn eines Musikkritikers und einer Amateur-Sängerin – war vielleicht kein Tenor "für's Feine"' (wie Carlo Bergonzi, Franco Corelli oder Giuseppe di Stefano); aber die ungeheure Strahl- und Durchsetzungskraft seiner Stimme und seine enorme Bühnenpräsenz machten ihn zum Publikumsliebling, allem Kritiker-Schmäh zum Trotz. Und del Monaco beherrschte durchaus auch das mezza voce – das Singen mit "halber Stimme" –, wie beispielsweise als Faust in Arrigo Boitos Mefistofele.
    Nach seinem Studium erschien Mario del Monaco erstmals mit 25 auf der Bühne, als Pinkerton in Giacomo Puccinis Madama Butterfly.
    "Ich habe mein Debüt 1940 am Teatro Puccini in Mailand gegeben, einem kleinen Opernhaus. Aber es war erfolgreich genug, dass ich ein paar Jahre später an die Scala gekommen bin."
    Von da aus ging es bald an alle großen Bühnen der Welt. Vor allem für die dramatischen Tenorpartien Verdis und Puccinis galt del Monaco als Idealbesetzung – am liebsten als Partner von Renata Tebaldi (die er schon beim Studium in Pesaro kennen gelernt hatte, und mit der er im Studio 14 Opern aufnahm), aber immer wieder auch mit Maria Callas.
    "Ich habe mit ihr nie Schwierigkeiten gehabt: Wir sind beste Kollegen – sie schätzt mich, und ich schätze sie."
    Die allseits gefürchtete Primadonna und del Monaco kamen bestens miteinander aus – auch wenn ihre Duette oft eher wie 'Duelle' klangen, etwa 1951 in Verdis Aida.
    In den 1960er Jahren begann del Monacos Stimme zu verblassen, verlor ihren metallischen Glanz und ihre Sicherheit. Eine seiner letzten Aufnahmen war 1969 Umberto Giordanos Fedora.
    1975 zog sich del Monaco von der Bühne zurück. Drei Jahre später spielte er noch in der Kino-Komödie Primo amore "Ein Sack voller Flöhe" von Dino Risi mit, neben Ornella Muti und Ugo Tognazzi. Am 16. Oktober 1982 ist Mario del Monaco in Venedig gestorben.