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Ost-Ukraine
Human Rights Watch: Eskalation der Gewalt nach Waffenpause

Nach dem Ende der Waffenruhe in dem von Separatisten besetzten Territorium in der Ostukraine sei nach Angaben von Human Right Watch das Rechtssystem völlig zusammengebrochen und die Gewalt erneut eskaliert. Die Zahl der Toten in der Bevölkerung, der Armee und der Separatisten seit April wird von der Organisation und der WHO auf über 1.000 beziffert.

Von Sabine Adler | 28.07.2014
    Ein privates Haus im Randbezirk von Donezk.
    Über 100.000 Menschen sind aus den Konfliktgebieten geflohen, allein 15.000 in den letzten zwei Wochen." (picture alliance / dpa - Mikhail Voskresenskiy)
    Ganz Kiew war heute auf den Beinen, eine Gruppe Demonstranten zog von einer europäischen Botschaft zur nächsten. Europa soll hinsehen, was sich im ukrainischen Osten tut, denn möglicherweise sind die anderen Anrainerstaaten Russlands die nächsten Opfer.
    "Wir bitten um eine OSZE-Mission, die den Beschuss unseres Landes von russischem Territorium aus untersucht. Und etwas unternimmt, damit dieser Beschuss aufhört. Unsere Landsleute werden getötet, die Infrastruktur vernichtet. Alle sehen es, niemand tut etwas, bis die anderen Länder, die an Russland grenzen, die nächsten sind."
    "Terroristen, haut aus dem Donbass ab!", ruft eine Gruppe in der Nähe des Maidan. Und sogar die Gläubigen, die heute des Heiligen Wolodimir gedenken, stimmen schließlich den Ruf "Ruhm der Ukraine" an.
    Absturzstelle MH17
    Im Osten waren die Kämpfe um Schatorsk und Tores, dort wo das malaysische Flugzeug abgestürzt ist, erneut so intensiv, dass die Spezialisten des internationalen Bergungsteams unverrichteter Dinge wieder zurückkehrten. Andrij Lisenko vom ukrainischen Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates erklärte heute in der Hauptstadt, dass ein massiver Druckabfall der Grund für den Absturz war.
    "Das geschah, nachdem die Passagiermaschine von vielen Raketensplittern getroffen und durchlöchert worden war. Zu diesem Schluss seien die Experten nach Auswertung der Flugschreiber gekommen."
    Das Niederländische Untersuchungsbüro für Sicherheit, das die internationalen Ermittlungen leitet, will sich erst äußern, wenn man ein vollständiges Bild der Vorgänge habe, sagte eine Sprecherin.
    Human Rights Watch und WHO
    Human Rights Watch konstatierte heute in Kiew den vollständigen Zusammenbruch des Rechtssystems und eine neue Eskalation der Gewalt nach dem Ende der zehntägigen Waffenpause in den von den bewaffneten Gruppen kontrollierten Gebieten, womit die Menschenrechtsorganisation das von den Separatisten besetzte Territorium meint. Die Rebellen seien immer besser ausgerüstet. Human Rights Watch und die Weltgesundheitsorganisation beziffern die Zahl der Toten in der Bevölkerung, der Armee und unter den Separatisten seit April auf insgesamt 1.129. Die der Verletzten 3.442. Über 100.000 Menschen sind aus den Konfliktgebieten geflohen, allein 15.000 in den letzten zwei Wochen.
    Aus dem Freiwilligenbataillon "Aidar" wurden seit gestern 23 Soldaten getötet. Die ukrainische Armee hat heute bestätigt, dass 41 Soldaten Fahnenflucht begangen haben, außerdem soll ein Geheimdienstoffizier Informationen an die Russische Föderation gegeben haben.
    Zwei Drittel der besetzten Orte wollen die ukrainischen Streitkräfte inzwischen zurückerobert haben. In Slawiansk wurde ein Massengrab mit 14 Opfern gefunden. Sie werden exhumiert, um ihre Identität festzustellen. 300 Personen gelten in der Kampfzone als vermisst.