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Ostukraine
Grenze zu Russland unter Kontrolle

Bei blutigen Gefechten zwischen Regierungstruppen und Milizen sind in der Ostukraine mehrere Hundert Menschen getötet worden. Präsident Poroschenko will einen Friedensplan vorstellen und könnte bald eine einseitige Waffenruhe ausrufen.

Von Sabine Adler | 20.06.2014
    Die Ukraine hat ihre Grenze zu Russland unter Kontrolle, erklärte heute das Verteidigungsministerium. Damit ist die von Präsident Poroschenko genannte Bedingung für eine einseitige Waffenruhe erfüllt. Verteidigungsminister Michail Kowal beklagte im Parlament, dass Russland noch bis vor wenigen Tagen Panzer und Granatwerfer auf ukrainisches Territorium geschleust hat.
    Petro Proschenko will heute seinen Friedensplan vorstellen und kann jeden Moment die Waffenruhe ausrufen. Hohe Verluste forderten die bislang schwersten Kämpfe gestern. Heute konkretisieren sich die Zahlen, wenngleich sie weit auseinandergehen und nicht überprüft werden können. Demnach habe allein eine Kampfeinheit aus Dneprpetrowsk gestern zwölf ukrainische Soldaten verloren, 25 seien verwundet worden. Der Sprecher der Anti-Terror-Operation der ukrainischen Regierung nannte nur sieben getötete Soldaten, dafür 300 vernichtete Rebellen, gestern Abend war von 200 die Rede.
    In Lugansk hätten die Separatisten die ukrainischen Einheiten auf dem Flughafen angegriffen und seien mit gepanzerten Fahrzeugen in die Stadt vorgerückt. Die Hochburg der prorussischen Milizen, Slawiansk, soll umstellt sein. Im Norden von Donezk geht die ukrainische Armee mit Panzern gegen die prorussischen Milizen vor. Deren Anführer Igor Grinin, genannt Strelkow, sprach von der Übermacht, die für schwere Verluste unter seinen Leuten gesorgt hat.
    "Wir haben große Verluste, auch weil der Gegner mehr als 100 Panzer im Einsatz hat und mit Granatwerfern und Artillerie vorgeht. Die erste Attacke haben wir beantwortet und einen Panzer erobert, aber 15 bis 20 Panzern standzuhalten ist schwer."
    Der ukrainische Präsident telefonierte gestern laut Aussage seines Stabes erneut mit seinem russischen Kollegen Putin in Moskau, dem er den Friedenplan erläuterte, der laut ersten Informationen keine Verhandlungen mit den Aufständischen vorsieht. Putin hatte die einseitig von Poroschenko angekündigte Feuerpause kritisiert - weil sie nur zeitweilig gelten soll. Russland rechtfertigt den erneuten massiven Truppenaufmarsch. Das seien seit Langem beschlossene Maßnahmen für den stärkeren Schutz der Grenzen. Gestern wurde er noch mit den andauernden Kämpfen in der Krisenregion begründet.
    NATO-Generalsekretär Rasmussen hatte die erneute Konzentration als Rückschritt bezeichnet. Die drei Ex-Präsidenten Krawtschuk, Kutschma und Juschtschenko wandten sich an den neuen Kollegen mit der Aufforderung, mehr für die Sicherung der Grenze zu Russland zu tun, um den Nachschub an Waffen und Kämpfern von dort zu stoppen. Außerdem plädierten sie für die Schaffung eines militärischen Koordinationszentrums für die Ostukraine sowie mehr Anstrengungen gegen die Propaganda aus Russland.
    Der Pressesprecher des Nationalen Sicherheitsrates berichtet von einer angeblichen neuen russischen Provokation: Wolodymyr Tschepowi:
    "In Krasopartisansk im Lugansker Gebiet sind bewaffnete Leute in ukrainischen Uniformen aufgetaucht, die sich als Kämpfer der Nationalgarde vorgestellt haben und auf russisches Gebiet vorgedrungen sind. Sie haben gepanzerte Fahrzeuge und LKW. Wir erklären offiziell, dass die Nationalgarde in diesem Gebiet keine Einheiten hat."