Donnerstag, 28. März 2024

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Ozonbelastung
"In Deutschland haben wir Fortschritte erreicht"

In Deutschland hat man durch dem Einsatz von Katalysatoren in Autos einiges erreicht, sagte Martin Schultz vom Forschungszentrum Jülich im Dlf. Weltweit gebe es aber tendenziell wenig Änderungen in der mittleren Ozonbelastung. Vor allem in Ostasien sei ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen.

Martin Schultz im Gespräch mit Georg Ehring     | 07.02.2018
    Eine Satellitenaufnahme der Erde zeigt den Verbleib der Ozonschicht über der Arktis (Foto vom Winter 1999/2000).
    Die Ozonschicht der Erde erholt sich nicht überall (Nasa, dpa picture-alliance)
    Georg Ehring: Oben in der Stratosphäre ist Ozon äußerst nützlich. In 15 bis 25 Kilometer Höhe schirmt es ultraviolette Strahlung ab und sorgt dafür, dass wir nicht ständig im Schatten leben müssen. Bodennahes Ozon dagegen ist ein Reizgas. Bei hohen Werten im Sommer raten Experten deshalb von Anstrengungen im Freien ab.
    Stickoxide aus Automotoren spielen eine wichtige Rolle bei seiner Entstehung und ein Team aus internationalen Experten hat jetzt untersucht, wie die Belastung sich weltweit entwickelt hat. Einer der Experten ist Professor Martin Schultz vom Forschungszentrum Jülich. Guten Tag, Herr Schultz.
    Martin Schultz: Guten Tag, Herr Ehring.
    Ehring: Herr Schultz, wie steht es denn um die Belastung in Deutschland?
    Schultz: In Deutschland haben wir in Bezug auf Ozonbelastung in den letzten Jahrzehnten eigentlich Fortschritte erreicht. Es gab in den 90er-Jahren öfter hohe Belastungsepisoden, die durchaus gesundheitsschädlich waren. In den letzten zehn bis 15 Jahren ist das so weit runtergegangen, dass die Spitzenwerte von Ozon, die besonders hohen Konzentrationen, die akut gesundheitsgefährdend sind, praktisch nicht mehr vorkommen. Allerdings muss man auch sagen, dass es eine relativ hohe sogenannte Hintergrundbelastung gibt, die auf Dauer ebenfalls gesundheitsschädlich sein kann.
    Ehring: Wie sind die Fortschritte denn erreicht worden? Was hat sich verbessert?
    Schultz: Im Wesentlichen führt man das darauf zurück, dass tatsächlich die Emissionen von sogenannten Ozon-Vorläufersubstanzen - das sind insbesondere die Stickoxide, aber auch andere Substanzen wie Kohlenmonoxid und Kohlenwasserstoffe - deutlich reduziert werden konnten. Das liegt an Maßnahmen zur Luftreinhaltung aus Industrie, Kraftwerken insbesondere, aber auch Verkehr. Die Katalysatoren haben schon was genutzt. Das ist eigentlich der wesentliche Grund dafür, dass die Ozonbelastung runtergegangen ist.
    "Anstieg in Ostasien, Abfall in Nordamerika"
    Ehring: Sie haben auch die Entwicklung der Belastung weltweit analysiert. Mit welchem Ergebnis?
    Schultz: Weltweit gibt es verschiedene Regionen. Es gibt insgesamt tendenziell wenig Änderungen in der mittleren Ozonbelastung. Ein leichter Anstieg ist von der Hintergrundbelastung fast überall zu verzeichnen. Es gibt sehr deutlichen Anstieg in Ostasien, wo das Wirtschaftswachstum tatsächlich zu einer enormen Zunahme der Emissionen geführt hat, und das schlägt sich auch im Ozon nieder. Wo man den deutlichsten Abfall der Ozon-Konzentrationen sieht, ist in Nordamerika. Dort haben die Luftreinhaltemaßnahmen noch am meisten bewirkt.
    Ehring: Wie kann man denn die Belastung weiter verringern? Würde da jetzt die derzeit viel diskutierte bessere Abgasreinigung bei Dieselautos helfen?
    Schultz: Ja, das auf jeden Fall, wobei es sehr schwierig ist. Wir sind jetzt auf einem Niveau angelangt, wo tatsächlich dann die chemischen Prozesse in der Atmosphäre eine besondere Rolle spielen, wo es nicht mehr einfach ausreicht, die Emissionen zu reduzieren, oder anders herum formuliert, wo man mit einer einfachen Emissionsreduktion nicht mehr den Effekt erzielt, den man vor ein paar Jahren noch erzielen konnte. Das liegt daran, dass sich die verschiedenen Substanzen chemisch sehr schnell ineinander umwandeln.
    Insbesondere ist das dieser Kreislauf zwischen Stickoxiden und dem Ozon. Da ist es so, dass Stickstoffmonoxid direkt aus dem Auspuff emittiert wird, und das reagiert dann sehr schnell mit vorhandenen Ozonmolekülen, bildet dabei NO2, was ja ebenfalls ein reguliertes Gas ist, was auch gesundheitsschädlich ist, und dieses NO2 kann dann bei Sonnenlicht wieder umgekehrt zurückverwandelt werden in NO und Ozon. Durch diese Kreisläufe, die sehr schnell, innerhalb von wenigen Minuten ablaufen, ist das ganze System ziemlich komplex und hat sehr viele Puffer eingebaut, und dadurch wird es sehr kompliziert, das Ganze weiter zu reduzieren.
    Ehring: Professor Martin Schultz war das vom Forschungszentrum Jülich. Herzlichen Dank.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.