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Paketversand
"Die Post muss wachsam bleiben"

In Deutschland ist die Post im Paketbereich und im Briefgeschäft immer noch mit großem Abstand Marktführer. Doch die Konkurrenz schläft nicht: Amazon etwa baut eine eigene Lieferlogistik auf. Ob die Post ihr Gewinnziel bis 2020 erreicht, sei fraglich, so Dlf-Wirtschaftsredakteur Günter Hetzke.

Günter Hetzke im Gespräch mit Tobias Armbrüster | 01.10.2019
Der Post Tower, die Deutsche Post DHL Konzernzentrale, in Bonn
Die Deutsche Post legt ihren neuen Fünfjahresplan vor (dpa / picture alliance / Daniel Kalker)
Tobias Armbrüster: Die Deutsche Post legt heute ihren neuen Fünfjahresplan vor. Günter Hetzke aus unserer Wirtschaftsredaktion, als sie vorhin im Börsenausblick auf diesen Termin hinwiesen, da hatte ich mich ja etwas gewundert. Fünfjahrespläne, die kennen wir ja eher aus der ehemaligen DDR oder aus China, also aus zentral regierten Ländern. Sind die auch für deutsche Konzerne üblich?
Günter Hetzke: Ja, durchaus. Diese Fünfjahrespläne gibt es tatsächlich oft bei Konzernen und das nicht nur in Deutschland. Volkswagen beispielsweise hatte seinen gerade erst vor knapp einem Jahr, im November 2018 vorgelegt, auf europäischer Ebene finden sich Fiat-Chrysler oder Renault, die Reederei Hapag-Lloyd macht das. Also, das ist durchaus weit verbreitet. Auch in der Politik kennen wir das übrigens, aus dem Bundesverkehrswegeplan zum Beispiel.
Armbrüster: Allein politisch passiert doch viel in fünf Jahren. Machen da Fünfjahrespläne Sinn?
Hetzke: Doch, schon. Beim Ausbau des Schienennetzes, um beim letztgenannten Beispiel zu bleiben, muss ja langfristig gedacht und geplant werden. Wenn VW verstärkt auf Elektroautos setzen und auch entsprechende Fabriken bauen will, ist das ja auch nicht bis nächstes Jahr umzusetzen, sondern eine Langfriststrategie, für die man sich entschieden hat und deshalb das auch öffentlich machen muss und will - jenseits politischer Entwicklungen.
Armbrüster: Wie treffsicher war denn der letzte Fünfjahresplan der Post?
Hetzke: Schauen wir zunächst zurück: Was hatte sich die Post 2014 vorgenommen? Sie wollte den Paketversand stärken und in anderen Ländern weiter Fuß fassen und wachsen. Und mit Hilfe dieser Strategie sollte der Gewinn vor Zinsen und Steuern stetig deutlich steigen bis 2020 auf rund fünf Milliarden Euro.
Armbrüster: Und was ist erreicht worden?
Hetzke: In Deutschland ist die Post im Paketbereich und im Briefgeschäft immer noch mit großem Abstand Marktführer. Im vergangenen Jahr wurde allein von der Post eine neue Rekordmarke an Paketen ausgeliefert mit 1,5 Milliarden Stück.
In China ist die Deutsche Post mit einem kräftigen Gewinnsprung ins Jahr gestartet, in den USA sind DHL-Töchter in einigen Bereichen Marktführer. Hier ist also vieles erreicht worden. Allein: Ob im nächsten Jahr die fünf Milliarden Euro geschafft werden, da haben einige Marktbeobachter so ihre Zweifel, weil bei der Post zuletzt die Umsätze zwar deutlich anzogen, dabei aber die Gewinne auf der Strecke blieben. Aber: Noch haben wir ja ein Jahr.
Vorstandsvorsitzender Frank Appel, während der Pressekonferenz der Deutschen am 06.11.2018
Post-Chef Appel - "Das Porto muss steigen"
Die Menschen in Deutschland schreiben immer weniger Briefe – ein Problem für die Deutsche Post. Deswegen sei eine Portoerhöhung unausweichlich, sagte Vorstandschef Frank Appel im Dlf. Auch im Paketbereich werde es Preissteigerungen geben.
Armbrüster: Inwieweit helfen dabei die Preiserhöhungen?
Hetzke: Ganz klar, das bringt mehr Geld in die Kasse, ist auch der Grund, warum die Post an ihrer Fünf-Milliarden-Prognose festhält. Und dann ist ja auch noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. So sollen ja die Paketpreise für Großkunden noch steigen, also Firmen, mit denen die Post spezielle Großkundentarife abschließt. Da wird auch noch mal zur Kasse gebeten.
Armbrüster: Vor welchen Aufgaben steht denn die Post in den nächsten Jahren?
Hetzke: Wie bereits erwähnt, noch ist die Post hierzulande Marktführer, aber die Konkurrenz schläft nicht. So ist der Online-Händler Amazon noch ein Großkunde der Post, aber Amazon baut zunehmend eine eigene Lieferlogistik auf. Da muss die Post wachsam bleiben.
Dann, das ist schon bekannt, setzt die Post zunehmend auf die Digitalisierung, unter anderem für die Just-in-Time-Zustellung bei Paketen, also der Kunde soll zeitgenau über den Weg der Lieferung und dann über die Ankunft informiert werden.
Und dann die Frage: Was passiert mit der Tochterfirma StreetScooter, die Elektrotransporter baut, allerdings nicht kostengünstig Da muss auch eine Entscheidung getroffen werden, ob die Post mit einer anderen Firma kooperiert oder mit der Tochter an die Börse geht. Immerhin gibt es große Pläne, unter anderem eine Absichtserklärung für eine Serienproduktion in China. Auch eine Fertigung in den USA wird erwogen. Die Deutsche Post als Autobauer, was wird daraus, auch diese Frage harrt einer Antwort.