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Pakistans Kampf gegen den Wassernotstand

Pakistan ist eigentlich ein fruchtbares Land, aber es kommt immer weniger Wasser aus dem Himalaja. Die Gletscher dort schwinden, und das könnte die Wasserversorgung ganz Ostasiens gefährden. Im Rahmen eines Pilotprojekts in der Hauptstadt Islamabad wird jetzt untersucht, wie Regenwasser die Grundwasserspeicher auffüllen könnte.

Von Jutta Schwengsbier | 28.07.2010
    Die Faisal-Moschee in Islamabad ist die größte Moschee in Pakistan und ganz Ostasien. Doch wenn es regnet, wird die Moschee auch noch zu einem Pilotprojekt: Über ihre großen Spitzdachflächen fließen dann drei Millionen Liter täglich in unterirdische Zisternen. Die Stadtverwaltung kann so über einen kleinen Umweg Trinkwasser gewinnen, erläutert Abdul Majeed. Der Bauingenieur hat das System für den pakistanischen Rat zur Erforschung von Wasserressourcen entwickelt.

    "Ich habe dieses Projekt erst vor einigen Wochen installiert. Das Wesentliche daran sind Bohrlöcher, die zum Grundwasserspeicher führen in 30 oder 40 Meter Tiefe. Wir leiten das Wasser über einen Sandfilter, weil sonst die Röhren verstopfen könnten. Nach drei Tagen Regen konnte ich beobachten, wie der Grundwasserpegel um vier Meter gestiegen ist. Das war ein großartiger Erfolg."

    Abdul Majeed schätzt, dass durch dieses Pilotprojekt an Regentagen fünf Prozent des Wasserbedarfs von Islamabad gedeckt werden. Trinkwasser ist in Pakistan inzwischen ein kostbares Gut. In Beobachtungsbrunnen um die Hauptstadt Islamabad sank der Grundwasserspiegel in den vergangenen 20 Jahren kontinuierlich, jährlich um ein bis zwei Meter. Iftikhar Ahmad koordiniert im pakistanischen Umweltministerium die nationale Wasserpolitik.

    "Viele Faktoren haben zum Wasserproblem beigetragen. Die Bevölkerungsexplosion, die Urbanisierung, die industrielle Entwicklung. Die Situation in Pakistan ist so alarmierend, weil die mögliche pro Kopf Versorgung von 5600 Kubikmeter Wasser auf nur noch 1000 Kubikmeter pro Jahr gefallen ist. Die Lücke zwischen Bedarf und Versorgung erhöht sich ständig. Zudem nimmt auch die Wasserqualität ab. Abwässer werden völlig ungeklärt in Flüsse und Seen geleitete von den Gemeinden und der Industrie. Dünger und Insektizide werden exzessiv verwendet."

    Bislang rauscht das Regenwasser in Islamabad häufig einfach in die Abwasserkanäle. Die neue Trinkwassergewinnungsanlage an der Faisal-Moschee kostete nur 10.000 Euro. Nach dem erfolgreichen Test ihres gemeinsamen Pilotprojektes wollen die pakistanische Regierung und das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen nun im ganzen Land solche Systeme installieren, sagt Anbul Majeed:

    "Natürlich wird der Wasserpegel wieder sinken, wenn das Wasser in verschiedene Richtungen fließt. Aber wenn die Technologie von der Stadtverwaltung in Islamabad dupliziert wird, kann die ganze Stadt mit Trinkwasser versorgt werden. Der Vorsitzende der Stadtverwaltung war ganz begeistert, als er das Projekt gesehen hat. Sie wollen diese Technologie an 100 Stellen in Islamabad einführen."

    Viel Zeit hat Pakistan nicht mehr, fürchten die Experten, dem drohenden Wassernotstand zu entgehen.